Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 111

Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

Скачать книгу

Madel wischte sie die Tränen ab und nickte.

      »Ich werd’s für mich behalten«, versprach Lisa und folgte ihm, zurück zu den anderen, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen.

      *

      Wie in Trance stand sie mit den anderen Teilnehmern der Wandergruppe in der Käserei. Lisa hörte kaum zu, als Franz Thurecker erzählte, wie aus der Milch Käse gemacht wurde. Immer wieder schaute sie Florian an, der zwei Schritte vor ihr stand. Auf einem großen Brett hatte der Senner einen Käselaib angeschnitten und kleine Portionen zum Probieren bereit gestellt. Die junge Verkäuferin bediente sich nicht davon. Keinen Bissen würde sie herunterbringen können.

      Sepp Villinger stand neben seinem Freund. Zuweilen schaute er sich zu ihr um, und in seinem Gesicht glaubte Lisa Bedauern darüber zu lesen, daß er ihr von Florians Krankheit erzählt hatte. Für ihn war es bestimmt ein Vertrauensbruch gegenüber Florian, um so höher rechnete das Madel es ihm an, daß er es eingeweiht hatte.

      Während der alte Senner die Besucher immer noch über das Geheimnis des Käsemachens aufklärte, fragte die Verkäuferin sich, welche geheimnisvolle Krankheit es wohl sein könne, die das Leben des Mannes, den sie liebte, bedrohte. Sepp hatte sie nicht genannt. Oder vielleicht doch, und sie war nur nicht mehr in der Lage gewesen, ihm zuzuhören?

      Lisa dachte an den Abend. Wie konnte sie fröhlich zum Tanzen gehen, wenn sie wußte, daß Florian nicht mehr lange zu leben hatte?

      Ihr fiel ein, daß er gestern abend eine Zeitlang still in der Kirche gesessen hatte. Ob er wohl darüber nachdachte, wie es weitergehen würde, wenn er...

      Sie schluckte heftig und unterdrückte die Tränen, die wieder aufstiegen, als sie den Gedanken weiterspann. Jetzt konnte sie sich auch sein Verhalten beim Essen erklären, als er immer wieder aufgestanden und hinausgegangen war.

      Nicht um mit einer Freundin zu telefonieren, sondern um seine Medikamente einzunehmen. Es war verständlich, daß er das nicht am Tisch, vor all den anderen, tun wollte.

      »Ist Ihnen net gut?« fragte plötzlich eine Stimme neben ihr.

      Die kleine Gruppe war dem Thurecker-Franz gefolgt, der ihnen jetzt das Käselager zeigte, in dem die Laiber reiften, bis sie richtig zum Verzehr waren.

      Lisa schaute den Sprecher an. Es war Pfarrer Trenker, der sich besorgt zeigte. Sie schüttelte den Kopf, während ihr Blick immer wieder zu Florian hinüber ging.

      Sebastian wollte die stumme Verneinung nicht akzeptieren. Mit seiner Lebenserfahrung und Menschenkenntnis ahnte er, daß es einen Kummer gab, den das Madel hatte. Vorerst verzichtete er jedoch darauf, weitere Fragen zu stellen. Es war nicht der richtige Moment. Allerdings entging ihm der Blick nicht, mit dem Lisa Kramer den jungen Florian Brunner ansah, und der Bergpfarrer wußte, daß es da einen Zusammenhang mit den Tränen des Madels gab.

      Beinahe alle Teilnehmer der Wandergruppe kauften von dem pikanten Bergkäse, lediglich Lisa verzichtete darauf. Als der Geistliche schließlich zum Aufbruch rief, hatte der Senner etliche Päckchen gepackt, die bis zum Sonntag im Kühlraum des Hotels gelagert werden sollten.

      Während sie wieder hinunterstiegen, hielt Sepp Villinger sich merklich von der jungen Verkäuferin zurück. Bestimmt war es für ihn nicht einfach, damit fertig zu werden, daß seine Liebe nicht erhört worden war. Florian hingegen lief an Lisas Seite.

      »Hat’s dir gefall’n?« erkundigte er sich.

      »Ja, es war wirklich prima«, antwortete sie und versuchte zu lächeln.

      »Ich find’s unglaublich schön hier«, sagte Florian. »Überhaupt, die Welt ist einfach wunderschön. Findest’ net auch?«

      Sie nickte.

      »Ach, man müßt’ vielmehr aus seinem Leben machen«, fuhr der Bursche fort. »Net immer nur arbeiten. Reisen sollt’ man, und alles kennen lernen. Das Leben ist kurz genug.«

      Lisa schluckte.

      Das sagte ausgerechnet er, der nicht wußte, wie lange er noch zu leben hatte? Dessen Lebens-erwartung von der Laune der Natur, und der Einnahme seiner Medikamente abhing? Wie konnte er so zuversichtlich sein, und von Reisen sprechen, und davon, daß man das Leben genießen müsse, wo es doch heute oder morgen schon zu Ende gehen konnte?

      Lisa bewunderte ihn insgeheim für diese Einstellung, und sie fragte sich, warum er sich seine Träume nicht erfüllte. Auch wenn sie nicht viel von ihm wußte, so hatte sie doch im Gespräch erfahren, daß Florian und Sepp eine gutgehende Firma hatten und genug Geld verdienten, um nicht jeden Tag arbeiten zu müssen.

      Aber vielleicht war die Arbeit ja auch so etwas, wie eine Flucht vor der Krankheit, überlegte sie. Wer täglich arbeitete, war nicht krank, und diese Regelmäßigkeit konnte Florian vielleicht über seine Situation hinwegtäuschen.

      Eine Täuschung, gewiß. Aber wenn sie ihm half, sein Schicksal zu tragen, dann hatte sie ihre Berechtigung.

      Pfarrer Trenker hatte sie über den Wirtschaftsweg wieder hinuntergebracht. Vor dem Hotel verabschiedete er sie.

      »So, ich hoff’, es hat Ihnen ein bissel Spaß gemacht«, sagte der Geistliche. »Ich wünsch’ Ihnen noch ein paar schöne Stunden und hoff’, daß wir uns einmal wiederseh’n werden. Vielleicht haben S’ auch mal Lust, uns’re Kirche anzuschau’n. Es lohnt sich, und ich freu’ mich immer, wenn ich einen Besucher begrüßen darf.«

      »Das stimmt«, meldete sich Sepp Villinger zu Wort. »Wir haben die Kirche schon gestern abend besichtigt. Hochwürden hat recht, die ist wirklich sehenswert.«

      »Schön, das freut mich, daß es Ihnen gefallen hat«, nickte Sebastian. »Einen schönen Abend noch. Viel Vergnügen beim Tanz, und falls wir uns net mehr seh’n sollten, dann wünsch’ ich Ihnen schon jetzt eine schöne und gesunde Heimfahrt. Also, pfüat euch, miteinand’.«

      *

      Bis zum Abendessen und dem Beginn der Veranstaltung in dem Saal, hatte die Reisegruppe noch Zeit, sich auszuruhen und auf das Ereignis vorzubereiten.

      Wie alle anderen war auch Lisa Kramer erschöpft auf das Zimmer gegangen. Nach einer ausgiebigen Dusche war sie erfrischt. Allerdings trug sie Jeans und Pulli, während das Kleid, das sie am Abend hatte anziehen wollen, an der Tür des Kleiderschranks hing. Die junge Verkäuferin fragte sich seit geraumer Zeit, ob sie überhaupt zum Tanz gehen sollte.

      Wie konnte sie sich vergnügen, wenn sie wußte, mit welchem Schicksal der geliebte Mann zu kämpfen hatte?

      Lisa saß auf ihrem Bett und starrte die Wand an. Sie war unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen, und am liebsten wäre sie gleich zu Florian gelaufen um ihm zu sagen, wie sehr sie ihn liebe und daß sie bereit wäre, sein Schicksal zu teilen und ihm beizustehen.

      Aber durfte sie das überhaupt? Er ahnte doch gar nichts von ihren Gefühlen, ihm gegenüber.

      So sehr sie auch grübelte, es wollte ihr nicht einfallen, was sie machen sollte. Noch einmal ließ sie den Tag Revue passieren. Angefangen beim Frühstück, bei dem sie und die beiden Freunde noch ungezwungen gescherzt hatten. Dann die Überraschung, daß ihr Bergführer sich als Pfarrer herausstellte. Der wunderschöne Aufstieg kam ihr in den Sinn, die herrliche Rast und das tolle Essen auf der Almhütte.

      Bis zu diesem Zeitpunkt schien die Welt noch in Ordnung.

Скачать книгу