Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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es Florian war, dem ihre Liebe gehörte und nicht von dessen Krankheit erfahren.

      Doch was sollte sie jetzt tun? Wie sollte sie sich verhalten? Durfte sie Florian sagen, was sie für ihm empfand?

      Lisa wußte es nicht. Aber ihr war auch klar, daß sie dringend eines Rates bedurfte. Doch an wen sollte sie sich da wenden?

      Sie hatten zwar zu den anderen Teilnehmern der Reisegesellschaft auch einen guten Kontakt, aber gewiß war niemand darunter, dem sie sich anvertraut hätte. Wenn überhaupt, dann gab es nur einen Menschen, den sie auf ihr Problem ansprechen würde – diesen wunderbaren Pfarrer Trenker, der so ganz anders war, als all die anderen Geistlichen, die Lisa kannte.

      Sie erinnerte sich, wie er sie in der Käserei angesprochen und sich teilnahmsvoll nach ihrem Befinden erkundigt hatte.

      War es ein so abwegiger Gedanke, ihn um Rat zu fragen?

      Wie elektrisiert sprang sie auf. Was eben noch ein Gedankenblitz war, reifte zu einer Idee heran. Sie mußte zur Kirche hinüberlaufen und mit Pfarrer Trenker sprechen. Wenn es einen Menschen gab, den sie um Rat fragen konnte, dann war er es. So unkonventionell, wie sie ihn kennengelernt hatte, schien es ihr leicht, sich ihm gegenüber zu öffnen und von ihren Ängsten und Sorgen zu sprechen. Er hatte eine Art, die es ihm ermöglichte, die Herzen der Menschen zu erreichen, und auch sie fühlte sich davon angesprochen.

      Bis zum Abendessen war es noch eine gute Stunde. Die hübsche Verkäuferin schlüpfte in ihre Schuhe und zog eine Jacke über. Schnell lief sie die Treppe hinunter, eilte durch die Hotelhalle und trat hinaus auf die Straße.

      Die Sonne schien immer noch, ihre Strahlen ließen die weißen Giebel der Häuser glänzen, und das Grün der Bäume und Wiesen leuchten. Lisa sah sich um und atmete tief ein.

      Wie hatte Florian noch gesagt? Die Welt sei wunderschön. Und das Leben wäre viel zu kurz, als daß man nur an die Arbeit denken sollte.

      Recht hatte er! Für Lisa war es eine schöne Vorstellung, dieses Leben zusammen mit ihm zu genießen. Egal, wie lange es währte. Sie wollte sich ihm offenbaren, ihm ihre Liebe gestehen und bei ihm sein, solange es das Schicksal es ihnen erlaubte.

      Sie lief über die Straße, den Kiesweg hinauf und kam, außer Atem bei der Kirche an. Ihr Herz klopfte, als sie die Tür öffnete und eintrat.

      *

      »Sag’ mal, was ist denn mit dir los?«

      Florian Brunner sah den Freund forschend an. Seit sie von der Bergtour zurück waren, benahm sich Sepp irgendwie eigenartig.

      Nein, wenn er es recht bedachte, dann gab er sich schon auf der Hütte so. Ob es etwas mit Lisa zu tun hatte? Natürlich hatte Florian registriert, daß der Freund und das Madel nach dem Essen einen Spaziergang unternommen hatten.

      »Hast’ vielleicht mit Lisa geredet?«

      Sepp saß am Fenster und starrte hinaus. Florian hatte die kleine Ledertasche aus dem Schrank geholt, in der er seine Medikamente aufbewahrte. Zwölf verschiedene Tabletten mußte er täglich schlucken, jeweils zu unterschiedlichen Zeiten. Mal vor dem Essen, mal danach, dann wieder zwischendurch oder vor dem Schlafengehen. Inzwischen hatte er sich an die Prozedur gewöhnt. Er nahm sie ein, und die Frage nach eventuellen Nebenschäden stellte er längst nicht mehr. Es war ihm klar, daß sein Leben am seidenen Faden hing, der unweigerlich riß, sollte er die Tabletten einfach absetzen.

      Florian nahm ein Glas und schenkte Mineralwasser aus einer Flasche ein, die auf dem Tisch stand.

      »He, ich hab’ dich was gefragt«, sagte er nach der Einnahme und stieß den Freund an.

      Endlich drehte Sepp den Kopf und blickte ihn an.

      »Ja«, nickte er, »ich hab’ mit ihr gesprochen.«

      »Und?«

      Er zuckte die Schulter.

      »Nix und«, erwiderte er. »Sie mag mich, hat sie gesagt. Aber nur, wie einen guten Freund..., sie liebt nämlich dich...«

      Florian riß die Augen auf und schluckte.

      »Mich...?« fragte er, nachdem er die Sprache wiedergefunden hatte.

      Sein Herz jubilierte. Sie liebt mich, dachte er. Dieses wunderbare, hübsche Madel liebt mich!

      Gleichzeitig zeigte sich ein wehmütiger Zug auf seinem Gesicht. Es war ja aussichtslos! Wie sollte aus dieser Liebe etwas werden, wenn sie erst einmal erfuhr, was mit ihm los war? Niemand konnte sagen, wie lange ihnen eine gemeinsame Zukunft beschert war...

      »Sie weiß es«, hörte er Sepp sagen, als habe dieser seine Gedanken gelesen.

      »Sie weiß es? Aber warum...«

      Wieder nickte der Freund. Sepp stand auf und legte ihm die Hand auf die Schulter.

      »Verzeih’ mir«, bat er, »aber ich mußte es ihr sagen. Ich denk’ Lisa soll wissen, woran sie ist.«

      Florian sagte nichts. Sepp hingegen war nicht mehr sicher, ob es wirklich richtig war, was er getan hatte.

      »Sag’ was«, bat er. »Irgend- was. Beschimpf’ mich, von mir aus, aber sag’ irgendwas!«

      Der Freund lächelte.

      »Schon gut«, antwortete er. »Ich bin dir net bös’ deswegen.«

      »Ach, Flori’«, stöhnte Sepp. »Warum mußte es nur so kommen? Wir hatten doch noch soviel vor! Diese verfluchte Krankheit!«

      Sie blickten sich an, und Florian sah die Tränen in den Augen des Freundes. Seine Hand legte sich um den Kopf des anderen und zog ihn zu sich heran. Sie umarmten sich, und während Sepp hemmungslos weinte, strich Florian ihm tröstend über das Haar.

      »Zu blöd’«, schniefte Sepp plötzlich. »Da heul’ ich, und du mußt mich trösten, dabei bist du’s doch, der Zuspruch braucht.«

      Trotz der schweren Last, die auf ihm lag, gelang es dem Kranken zu lächeln.

      »Was immer auch kommen mag. Sepp, ich bin froh dich kennengelernt, und in dir einen guten Freund gefunden zu haben. Dafür dank’ ich dir, und für die schöne Zeit, die wir zusammen hatten.«

      Er gab ihm einen freundschaftlichen Knuff.

      »Kopf hoch, alter Junge«, sagte er. »Noch ist’s ja net soweit. Heut’ abend woll’n wir erstmal das gute Essen genießen und dann das Tanzbein schwingen.«

      »Ich weiß gar net, wie du so fröhlich sein kannst«, meinte Sepp. »Ich an deiner Stelle hätt’ mich wahrscheinlich irgendwo verkrochen...«

      »Und abgewartet, was geschieht? Nein, ich denk’ gar net d’ran. Solang’ noch ein Funken Leben in mir ist, will ich alles mitnehmen, was das Leben zu bieten hat.«

      Er zog den Freund mit zum Fenster und zeigte auf die Berge.

      »Weißt’ was? Eines ist mir heut’ aufgegangen, als wir diese schöne Tour gemacht haben – man kann vor seinem Schicksal net davonlaufen. Aber das Beste daraus machen. Und das will ich tun. Darum geh’n wir beide heut’ abend zum

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