Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 120
»Was glauben S’ denn, Herr Doktor, wann wir die Medikamente absetzen können?« wollte Florian wissen.
Der Arzt hob warnend die Hände.
»Wir wollen nichts überstürzen«, sagte er. »Ich hab’s ja gestern schon erklärt, daß wir damit vorsichtig sein müssen. Ihr Körper hat sich mit der Zeit daran gewöhnt. Wenn wir ihm diese Mittel abrupt entzieh’n, kann es zu einer negativen Reaktion kommen. Ich schlag’ vor, daß wir langsam reduzieren, gleichzeitig aber zwei zusätzliche Medikamente einsetzen.«
»Noch mehr?«
Der Patient klang enttäuscht.
»Keine Bange, es ist zum einen ein Eisenpräparat, das die Mangelerscheinung bekämpfen soll, das zweite Medikament werden S’ vom Namen her kennen. Es handelt sich um Folsäure, um die Sauerstoffaufnahme ihres Blutes zu verbessern. Beides wird Ihnen helfen, daß Sie sich schon bald wieder besserfühlen. Morgen kommt Professor Bernhard. Ich würd’ vorschlagen, daß wir uns dann noch einmal zusammensetzen, und alles weitere besprechen. Eines jedoch kann ich Ihnen jetzt schon sagen: Es besteht keine akkute Lebensgefahr für Sie, Herr Brunner.«
Florian sah sein Gegenüber an. Er konnte gar nicht glauben, was er da hörte.
Er würde wieder gesund und weiterleben? Keine Todesangst mehr? Keine bange Frage an den neuen Tag, ob es vielleicht schon der letzte sein würde?
Er schluckte unwillkürlich. Toni Wiesinger war aufgestanden und um seinen Tisch herumgekommen. Er legte Florian seine Hand auf die Schulter.
»Ich kann mir vorstellen, was Ihnen jetzt durch den Kopf geht«, sagte er leise. »Auch, daß da vielleicht noch ein kleiner Zweifel ist. Aber ich versich’re Ihnen, ich würd’ solch eine Aussage nie gemacht haben, wenn ich meiner Sache net hundertprozentig sicher wär’.«
Er lächelte ihn aufmunternd an.
»Und jetzt geh’n S’ zum Pfarrhaus hinüber. Da wartet ein wunderbares Madel auf Sie, Florian. Teil’n S’ der Lisa die gute Nachricht mit. Bestimmt wartet sie schon darauf.«
»Ich weiß gar net, was ich sagen soll«, schüttelte der junge Mann den Kopf, während die Tränen in seinen Augen standen. »Sie haben mir heut’ ein neues Leben geschenkt. Vielen Dank, Dr. Wiesinger.«
»Das Leben«, widersprach der Arzt, »das Leben kann nur der liebe Gott schenken. Meine Aufgabe ist’s, es ein bissel erträglicher zu machen, wenn die Unzulänglichkeiten des menschlichen Körpers es erfordern. Danken S’ net mir...«
Florian nickte, er wußte, was der Dorfarzt hatte sagen wollen. Immer noch wie betäubt, ging er zurück. Doch sein erster Weg führte nicht ins Pfarrhaus, sondern in die Kirche. Dort kniete er allein vor dem Madonnenaltar und sprach seinen Dank aus.
Lisa, was wird sie wohl sagen? Dieser Gedanke begleitete ihn aus dem Gotteshaus hinaus. Auch dafür, daß sie ihm begegnet war, hatte er sich bedankt, denn dieses Madel mußte ein Geschenk des Himmels sein!
*
»Ich hab’s gewußt«, flüsterte sie. »Ich hab’s gewußt!«
Lisa Kramer lag in Florians Armen, Tränen der Freude und Erleichterung flossen über ihr hübsches Gesicht. Der junge Mann barg ihren Kopf an seiner Brust und strich ihr liebevoll über das Haar.
Sebastian stand neben ihnen. Die Freude über das erste Untersuchungsergebnis stand ihm ganz genau ins Gesicht geschrieben.
»Allerdings ist’s erst der Anfang«, sagte der Geistliche, nachdem sie sich gesetzt hatten.
Er deutete auf den Tisch im Eßzimmer, der bereits für das Mittagessen eingedeckt war. Zusätzlich standen aber eine Flasche Sekt und Gläser darauf.
»Ich denk’ trotzdem, daß wir uns ein Glaserl verdient haben«, fuhr er fort und schenkte ein. »Schließlich erhält man so eine Nachricht net jeden Tag!«
Sie prosteten sich zu, und natürlich hatte der Bergpfarrer seine Haushälterin hinzu geholt, die die beiden jungen Leute schon fest in ihr Herz geschlossen hatte.
Während Florian beim Arzt war, saß Lisa in der Pfarrküche und unterhielt sich mit Sophie Tappert. Die ältere Frau bewunderte das Madel für seine Tapferkeit, mit der es zu dem Kranken stand.
»Hallo, was gibt’s denn hier zu feiern?« ließ Max Trenker sich vernehmen.
Der Polizist hatte Mittagspause und war, wie gewohnt, zum Essen herübergekommen. Seine Augen leuchteten. Wenn die kleine Gesellschaft hier so guter Laune war, dann konnte das nur bedeuten...
»Ja«,nickte Florian erleichtert, »Dr. Wiesinger hat mir beste Hoffnungen gemacht, wieder ganz gesund zu werden.«
Max umarmte ihn.
»Das freut mich aber!«
Das Glas Sekt mußte er leider ablehnen, schließlich hatte er später noch Dienst.
»Aber das holen wir am Abend nach«, bekräftigte er.
»Wie gesagt, es ist erst ein Anfang«, wiederholte Sebastian seine Worte. »Ihnen steht noch ein langer Weg bevor, mit Therapien, weiteren Arztbesuchen und vielleicht einem Kuraufenthalt. Trotzdem leuchtet am Ende des Weges ein Licht.«
»Und diesen Weg geh’n wir gemeinsam«, sagte Lisa und hielt Florians Hand ganz fest.
Als die beiden am Nachmittag durch das Dorf spazierten, hatten sie ausgiebig Gelegenheit, Zukunftspläne zu schmieden. Es gab so unendlich viel, was sie zu besprechen hatten, und immer wieder fielen ihnen neue Ideen ein, wie sie ihr gemeinsames Leben gestalten wollten. Es waren Stunden voller Glückseligkeit, die nie enden sollten.
Eines allerdings stand fest – die Hochzeit würde hier, in St. Johann, stattfinden, wo alles begonnen hatte.
Lisa und Florian saßen im Biergarten des Hotels und ließen sich Kaffee und Kuchen schmecken, als der junge Mann plötzlich aufsprang.
»Himmel, ich hab’ ganz und gar den Sepp vergessen!« entfuhr es ihm.
Er sah das Madel bittend an.
»Du, entschuldige, bitt’ schön, aber ich muß ihn unbedingt sofort anrufen.«
Es war keine Frage, daß Lisa dafür Verständnis hatte. Sie nickte nur lächelnd, als Florian sein Mobiltelefon aus der Tasche zog, das er seit der Abfahrt in Regensburg, nicht mehr angerührt hatte.
Sepp Villinger meldete sich sofort. Sekundenlang brachte er kein Wort heraus, als der Freund ihm die gute Nachricht mitteilte.
»Mensch, das ist ja wie Weihnachten und Ostern zusammen«, sagte er endlich, nachdem er die Stimme wiedergefunden hatte. »Ich kann’s noch gar net glauben.«
»Geht mir genauso«, antwortete Florian. »Aber der Doktor hat’s gesagt. Jetzt wart’ ich noch den Professor ab, der morgen eintreffen soll, und am Wochenend kommen wir beide zurück.«
»Wie geht’s