Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher
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»Also, Michael, euch beiden einen schönen Urlaub«, verabschiedete er sich. »Und ich wünsch’ dir ganz viel Glück, daß es wieder in Ordnung kommt, mit deinem Vater und dir.«
Der junge Witwer brachte den Besucher an die Tür. Als er später mit den Reisevorbereitungen fertig war und sich, einen Moment nach Ruhe suchend, ins Wohnzimmer setzte und das Fernsehgerät einschaltete, hörte er zwar die Stimme des Nachrichtensprechers, aber er bekam kaum mit, was gesagt wurde. So sehr war er in Gedanken bei seinem Vater.
*
»Herzlich willkommen, ihr zwei!«
Sebastian hatte schon vor dem Pfarrhaus gewartet. Als er den Wagen unten an der Straße anhalten sah, war er ihnen entgegengegangen. Er reichte Michael die Hand und beugte sich dann zu dem Kind hinunter.
»Hallo, du bist also die Lena«, sagte er. »Ich freu’ mich, daß ich dich endlich kennenlerne.«
Die Kleine hatte keine Scheu. Im Gegenteil, sie lächelte und ließ sich von dem Geistlichen auf den Arm nehmen.
»Und du bist der Herr Pfarrer, von dem mein Papa mir erzählt hat?«
»Richtig, und wenn du magst, dann darfst’ Sebastian zu mir sagen.«
Er deutete hinter sich.
»Das ist meine Kirche«, erklärte er. »Und da drüben, das ist das Pfarrhaus, in dem du und dein Papa jetzt wohnen werdet.«
Lena an der Hand, ging Sebastian Trenker voran. Michael hatte das Gepäck noch im Wagen gelassen, er wollte es später holen. Im Pfarrhaus hatte Sophie Tappert zwei Zimmer vorbereitet. Als Hochwürden jetzt mit dem Kind eintrat, da weitete sich das Herz der guten Seele.
»Ja, was bist du denn für ein Schatzel!« rief die Haushälterin entzückt.
Sebastian schmunzelte. Ihm war klar, daß sich, von diesem Moment an, im Pfarrhaus alles um den süßen Fratz drehen würde.
»Bestimmt hast’ jetzt Durst, nach der langen Fahrt«, meinte Sophie Tappert und nahm Lena mit in die Küche. »Ich hab’ ganz leckeren Saft für dich. Weißt’, den mach’ ich nämlich selber, wenn jetzt, im Sommer, die vielen schönen Früchte bei uns im Garten reif sind.«
»Kommen S’, Michael«, lachte Sebastian. »Ihre Tochter ist erst einmal gut versorgt.«
Bis zum Mittagessen war es noch ein wenig Zeit. Der Seel-sorger bat seinen Gast, im Pfarrgarten Platz zu nehmen und besorgte für Michael und sich ebenfalls etwas zu Trinken.
»Ich freu’ mich wirklich, daß Sie sich entschlossen haben, Ihrem Vater die Hand zur Versöhnung zu reichen«, sagte er, als sie wenig später zusammensaßen. »Allerdings wird’s kein leichtes Unterfangen.«
»Ich weiß«, nickte der junge Mann. »Sie haben ihn ja inzwischen öfter geseh’n als ich. Er hat sich wohl net sehr verändert, was?«
»Ja, er ist jedes Jahr hergekommen, und wir haben des öfteren eine Tour zusammen unternommen. Ich hab’ viele Anläufe gemacht, aber leider...«
Er sah Michael bedauernd an.
»Jedesmal wenn ich die Sprache auf Sie bringen wollte, blockte er ab. Es war, als versuchte ich, ein Tabu zu bre-chen.«
Adalbert Linder und den Bergpfarrer verband zwar keine regelrechte Freundschaft, doch die beiden Männer waren sich sympathisch und hatten im Laufe der Zeit viele gemeinsa-
me Unternehmungen gemacht, wenn der Fabrikant seinen Urlaub in St. Johann verbrachte. Gerne ließ er sich auch ins Pfarrhaus einladen, wo er die Kochkünste Sophie Tapperts genießen konnte.
»Dennoch hab’ ich in all den Jahren nie die Hoffnung aufgegeben«, fuhr Sebastian fort. »Um so mehr hab’ ich mich gestern morgen über Ihren Anruf gefreut.«
Er deutete schmunzelnd mit dem Kopf zur Küchentür.
»Und wenn ich Ihre kleine Tochter so anschau’, dann hab’ ich auch schon eine Idee, wie ich Ihren Vater umstimmen kann...«
Michael Lindner glaubte zu wissen, was sein Gastgeber meinte.
»Ich denk’, es ist net nur Vaterstolz, wenn ich sag’, daß Lena-Marie ein ganz außergewöhnliches Kind ist«, sagte er leise. »Für mich ist sie alles auf Erden. Ein wunderbares Geschenk und eine Erinnerung an meine Frau.«
»Möchten S’ mit mir darüber sprechen?« fragte Sebastian behutsam. »Soviel ich weiß, hieß Ihre verstorbene Frau Clara, net wahr?«
Michael nickte.
Die Schwangerschaft war bereits kompliziert gewesen, erzählte er. Schon früh mußte Clara Lindner, auf ärztliches Anraten, aus ihrem Beruf herausgehen und die meiste Zeit, zu Hause, im Liegen verbringen. Je weiter die Schwangerschaft voranschritt, um so mehr Komplikationen stellten sich ein. Wider Erwarten setzten dann zum vorausberechneten Zeitpunkt keine Wehen ein. Vierzehn Tage über die Zeit trug Clara das Baby im Mutterleib. Längst schon hatte man sie in der Klinik aufgenommen, doch ehe die Gefahr einer Schwangerschaftsgestose erkannt wurde, war die Vergiftung schon weit fortgeschritten. Die Ärzte konnten nur noch das Kind retten, die Mutter verloren sie.
»In solchen Momenten können wir nur am Leben verzweifeln«, sagte Sebastian. »Wir stellen uns die Frage, warum unser Herrgott so etwas zuläßt, und finden doch keine Antwort darauf. Der Sinn, der dahintersteckt, bleibt uns für immer verborgen.«
»Ja, Hochwürden, ich war sehr verzweifelt«, gestand Michael. »Und wenn das Kind net gewesen wär’, dann...«
Er sprach nicht aus, was er getan hätte, aber der Seelsorger wußte auch so, was der junge Witwer meinte.
»Ihr Vater weiß nix vom Tod Ihrer Frau?«
»Von mir jedenfalls net. Ich hab’ ihn net benachrichtigt, und der einzige Kontakt, den ich noch nach München hab’, das ist seine Sekretärin. Sie hab’ ich allerdings gebeten, ihm nix zu sagen.«
»Und ich kam ja nie weiter, als nur Ihren Namen zu erwähnen«, sagte Sebastian. »Also ist er vollkommen ahnungslos.«
Max Trenker trat aus dem Haus und strahlte über das ganze Gesicht, als er seinen alten Spezi wiedersah. Die beiden Männer umarmten sich.
»Gut schaust’ aus«, stellte der Besucher fest. »Bist’ überhaupt net dick geworden, in all den Jahren. Hast’ gar die Schlemmerei aufgegeben?«
Max strich sich über den nicht vorhandenen Bauch.
»Das ist schlecht möglich, so gut, wie die Frau Tappert kocht«, lachte er. »Aber ich bin halt ein sportlicher Typ.«
Dann schob er den Schirm
seiner Dienstmütze in die Stirn und machte ein ernstes Ge-
sicht.
»Trotz aller Wiederseh’nsfreude – ich fürcht’, ich muß dir einen Strafzettel ausstell’n.«
Michael machte große Augen.
»Wieso