Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 131
»Das tut mir leid.«
Lenas Vater verzog schmerzvoll das Gesicht.
»Danke, für Ihr Mitgefühl. Es ist vier Jahre her, sie starb bei der Geburt unserer Tochter, aber immer noch ist’s, als wär’s erst gestern gescheh’n.«
Er nahm sein Weinglas und prostete ihr zu.
»Ich wollt’ net, daß Sie da so ganz unvorbereitet sind, Fräulein Mahlinger, wenn Lena von ihrer Mama spricht. Sie tut es eigentlich sehr oft, und darüber bin
ich auch froh. Allerdings ist’s natürlich net sehr leicht für mich.«
»Das glaub’ ich gern, und ich bin Ihnen auch sehr dankbar, daß Sie so offen mit mir darüber sprechen«, sagte sie leise. »Ich werd’ sehr behutsam mit Ihrer Tochter sein, falls sie mir davon erzählen will. Außerdem möcht’ ich vorschlagen, daß wir uns mit dem Vornamen anreden. Es wird auch für Lena leichter sein. Schließlich werden wir ja die nächsten Wochen mehr oder weniger eng zusammen verbringen.«
Der junge Witwer lächelte.
»Das wollt’ ich auch noch vorschlagen«, nickte er. »Jetzt sind S’ mir zuvorgekommen.«
Während sie sich den Wein aus Sebastian Trenkers Keller – einen Portugieser Weißherbst – schmecken ließen, wandte sich die Unterhaltung bald einem anderen Thema zu. Michael erkundigte sich nach Andreas Ausbildung und ihrer Familie. Er erfuhr, daß die junge Frau in St. Johann geboren wurde. Der Vater arbeitete bei einer Behörde in der Kreisstadt, die Mutter arbeitete nur aushilfsweise.
Es war schon erstaunlich, wie schön dieser Abend wurde. Unbefangen erzählten sie miteinander, und nicht selten gab es etwas, das beide zum Lachen brachte. Dann wieder saßen sie sich still gegenüber, und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.
Als später Sebastian zu ihnen stieß, stellten sie fest, daß es nur noch eine Stunde bis Mitternacht war.
»Du liebe Güte, jetzt muß ich aber nach Haus’«, sagte Andrea. »Ich komm’ dann morgen zum Frühstück.«
Die beiden Männer brachten sie bis an die Gartenpforte.
»Vergessen S’ Ihre Badesa-chen net«, rief Michael ihr hinterher.
Sie hatten beschlossen, Lenas Wunsch nach einem Badeausflug zu erfüllen, und den nächsten Tag am Achsteinsee zu verbringen.
»Und übermorgen würd’ ich gern’ eine Bergtour mit Ihnen machen, Hochwürden«, sagte der junge Mann, als sie wieder im Garten saßen. »Wir müssen die Zeit nutzen, solang’ mein Vater noch net hier ist. Ich fürcht’, dann wird’s noch aufregend genug...«
Hoffentlich geht’s überhaupt gut, dachte er mit banger Erwartung. Er hatte schließlich am eigenen Leib erfahren, wie hart sein Vater sein konnte.
Wenn Michael aber an seine Tochter dachte, dann war er doch voller Zuversicht. Denn so hart konnte ein Herz nicht sein, daß es nicht von diesem goldigen Kind berührt wurde!
*
»So, Lena, jetzt wird’s aber Zeit, daß du erstmal wieder aus dem Wasser kommst«, rief An-drea.
Die Kleine protestierte natürlich, doch die junge Frau konnte sie schließlich doch überzeugen.
Mit Schwimmflügeln angetan, und in einem entzückenden Badeanzug, war das Madel gleich in den See gelaufen, kaum, daß sie angekommen waren.
Andrea erschien pünktlich im Pfarrhaus, wo Lena schon ungeduldig wartete, und nach dem Frühstück ging es endlich los. Sophie Tappert hatte ihnen einen Korb mit Broten, Kaffee und Saft mitgegeben.
Während der Fahrt an den Achsteinsee überlegte Michael, warum er sich so unbändig gefreut hatte, als er am Morgen Andrea gegenüberstand. Für einen Moment hielt er ihre Hand länger als gewöhnlich, und auch sie spürte in diesem Augenblick ihr Herz schneller klopfen. Als ihre Augen sich trafen, schienen sie etwas auszusprechen, das tiefer ging...
Dann stürmte Lena herbei und der Zauber verflog.
Bewundernd hatte Michael auf Andrea geblickt, als sie und seine Tochter vom Umkleiden zurückkamen. Unwillkürlich schloß er einen Moment die Augen und dachte an Clara...
»Papa, kommst du mit schwimmen?« fragte das Madel.
»Später«, antwortete er. »Ich bleib’ erstmal hier und passe auf uns’re Sachen auf.«
Aber das war nur die halbe Wahrheit. Vielmehr mußte er einen Moment alleine sein, um die Gefühle, die plötzlich auf ihn einstürmten, zu überdenken.
Während er die beiden beobachtete, dachte er daran, daß seit Claras Tod ihn keine Frau mehr so angesprochen hatte, wie An-drea Mahlinger es tat. Und zum ersten Mal, seit langer Zeit, fühlte er, wie sehr er sich danach sehnte, wieder eine Frau an seiner Seite zu haben. Einen Menschen, dem man sich mitteilen konnte, und dessen Liebe man spürte.
Lena tobte ausgelassen im flachen Wasser des Sees. Mit An-dreas Hilfe machte sie erste Schwimmversuche. Gleich am Eingang des Badebereichs hatte Michael seiner Tochter eine Schwimmente gekauft, und jetzt saß Lena in dem Ring und ließ sich von Andrea durch das Wasser ziehen.
»Hast du geseh’n, wie ich geschwommen bin?« fragte die Kleine aufgeregt, als sie wieder auf der Decke saß.
Andrea hatte sie ordentlich abgetrocknet und in ihren Bademantel gehüllt.
»Das hast du schon ganz toll gemacht«, lobte der Papa.
»Und jetzt hast’ bestimmt Hunger und Durst, was?« wollte Andrea wissen.
Sie goß von dem Fruchtsaft ein und reichte dem Kind ein belegtes Brot. Michael bot sie Kaffee, und er reichte die Brote herum.
»Schön hier, net wahr?«
Der junge Mann nickte. Früher war er oft hier gewesen, wenn er in St. Johann Urlaub machte. Während die Eltern, oder später der Vater, mit Pfarrer Trenker in den Bergen wanderten, war Michael, meistens in Begleitung von Max, zum Schwimmen an den See gefahren.
Doch heute war alles anders.
Wie eine richtige Familie, dachte Michael und hoffte, daß Andrea seine Blicke nicht bemerkte.
Hinreißend sah sie aus, in ihrem Badeanzug, der die Figur der jungen Frau betonte!
Ehe sie sich versahen, war Lena eingeschlafen. Andrea deckte sie sorgfältig mit einem großen Badetuch zu und stellte den Sonnenschirm so, daß das Kind in seinem Schatten lag. Michael freute sich über die Fürsorglichkeit, die das Kindermädchen seiner Tochter entgegenbrachte.
»Am Wochenende kommt übrigens mein Vater nach Sankt Johann«, erzählte er. »Es gibt da noch ein paar Dinge, die Sie wissen sollten, Andrea.«
Leise berichtete er von dem Streit und, daß er letztendlich hergekommen war, um einen Schlußstrich