Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher
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»Ich liebe dich, Michael«, sagte Andrea und schmiegte sich an ihn. »Mehr, als ich aussprechen kann. Und ich liebe deine Tochter, dieses wunderbare Geschöpf.«
Der junge Witwer hielt sie fest umschlungen. Seit langer, langer Zeit fühlte er, daß es noch mehr im Leben gab, als Arbeit und Kindererziehung. Es war, als erwache er aus einem Traum, dabei sollte er erst einen erleben. Einen wunderschönen Traum, der seinem Dasein einen neuen Sinn gab.
Lena hatte ihre Karussellfahrt beendet und winkte herüber. Unwillkürlich waren Michael und Andrea voneinander abgerückt, als habe man sie bei etwas Unrechtem ertappt.
»Wir wollen es ihr bald sagen«, meinte Michael. »Aber hier ist net der rechte Ort.«
Offenbar hatte das Madel nicht mitbekommen, was sich da zwischen dem Papa und dem Kindermädchen abgespielt hatte. Nachdem Lena Lose gekauft, und tatsächlich einen Plüschtiger gewonnen hatte, den sie stolz in den Armen trug, machten sie sich auf den Weg zurück nach St. Johann.
Im Pfarrhaus wartete man mit dem Abendessen auf sie. Stolz präsentierte das Madel seinen Losgewinn, und der Tiger wurde gebührend bestaunt.
Sebastian Trenker schaute während des Essens immer wieder verstohlen die beiden Erwachsenen an.
Täuschte er sich, oder bahnte sich da etwas zwischen ihnen an?
Seine Menschenkenntnis sagte ihm, daß er mit seiner Vermutung recht hatte. Und wenn auch weder Michael, noch Andrea sich etwas anmerken ließen, so freute er sich doch über diese Entwicklung. Die beiden jungen Menschen paßten wunderbar zueinander, und wenn der Geistliche sah, wie liebevoll Andrea mit dem Kind umging, dann wußte er, daß er richtig gehandelt hatte, als er die arbeitslose Kindergärtnerin für die Urlaubsbegleitung vorschlug.
An diesem Abend hatte An-drea es überhaupt nicht eilig, nach Hause zu gehen. Im Gegenteil, je weiter die Stunden fortschritten und somit der Abschied nahte, um so schwerer fiel es ihr, sich mit dem Gedanken anzufreunden.
Schließlich brachte Michael sie bis zur Straße hinunter.
»Schlaf schön, mein Herz«, flüsterte er in ihr Ohr.
Andrea gab ihm einen nicht enden wollenden Kuß.
»Du auch, Liebster. Bis morgen. Ganz bestimmt werd’ ich von dir träumen.«
*
Sepp Reisinger strahlte, als er den Stammgast begrüßte. Adalbert Lindner war nicht nur ein angenehmer Gast, sondern auch ein zahlungskräftiger. Wenn er im ›Löwen‹ abstieg, konnte der Hotelier sicher sein, daß es in der Kasse klingelte. Dabei warf der Fabrikant das Geld beileibe nicht zum Fenster hinaus, aber er legte Wert auf gutes Essen, und die Suite, die er bewohnte, war die teuerste im Hotel.
»Grüß’ Sie, Herr Reisinger. Wieder ein herrliches Wetter heuer, was?« sagte Michaels Vater und schüttelte dem Wirt die Hand.
»Und es soll noch eine gan-
ze Weile so bleiben«, nickte Sepp. »Wie geschaffen zum Wandern.«
Der Fabrikant schmunzelte.
»Hoffentlich hat Hochwürden Zeit für mich eingeplant«, meinte er.
»Bestimmt«, antwortete Sepp. »Pfarrer Trenker steigt ja jedes Jahr mit Ihnen hinauf.«
Der Hotelier gab dem Hausburschen einen Wink, sich um das Gepäck des Gastes zu kümmern, und geleitete Adalbert Lindner persönlich in die Suite. Der Gast nickte zufrieden, als er das große Zimmer betrat. Drei kleinere Räume zweigten ab. Rechts das Schlafzimmer, dann ein kleinerer Raum, der als Arbeitszimmer diente – selbst im Urlaub ließ der Fabrikant es sich nicht nehmen, wenigstens ein, zwei Stunden am Tag zu arbeiten, und wenn es nur war, daß er mit dem stellvertretenden Direktor seiner Firma telefonierte, um auf dem Laufenden zu bleiben.
Der dritte Raum war ein großes Badezimmer, mit einer einladenden Badewanne, mit Whirlpool, einer runden Duschkabine und großen Spiegeln.
Adalbert Lindner verzichtete darauf, es zu inspizieren. Schließlich kam er seit mehr als zwölf Jahren hierher und wußte, daß er sich auf Sepp Reisinger und die Angestellten des Hauses verlassen konnte. Nachdem der Hotelier sich verabschiedet hatte, setzte Michaels Vater sich in dem großen Zimmer, das wie eine behagliche Wohnstube eingerichtet war, und schaute sich um.
Das war immer das Erste, was er tat. Früher, als seine Frau noch lebte, hatte sie im Sessel ihm gegenüber gesessen. Alles hier erinnerte an sie. Seufzend stand der Witwer auf, nahm die kleinere der drei Reisetaschen und öffnete sie. Obenauf lag ein gerahmtes Foto. Der Mann nahm es heraus und küßte das Bild der Frau.
»Ach, Heidi«, murmelte er und schluckte schwer.
Trauer vergeht nie, dachte er, während er die Fotografie in das Schlafzimmer brachte und auf das Tischchen neben seinem Bett stellte.
Nachdem er seine übrigen Sachen ausgepackt und verstaut hatte, bestellte er sich ein Kännchen Kaffee nach oben und rückte den Sessel näher ans Fenster. Die Berge schienen zum Greifen nahe. Adalbert kannte sie alle, egal, ob es sich um den Kogler handelte, den Wendelstein oder die Zwillingsgipfel, ›Himmelsspitz‹ und ›Wintermaid‹. Sie alle hatte er schon bestiegen, und auch in diesem Jahr beabsichtigte er mehrere Touren zu unternehmen. Oft war er allein unterwegs, doch meistens begleitete Sebastian Trenker ihn. Sie hatten sich vor etlichen Jahren kennen- und schätzengelernt, und inzwischen war der Münchner Unternehmer ein gern gesehener Gast im Pfarrhaus.
Und dort hatten es ihm natürlich auch die fabelhaften Kochkünste Sophie Tapperts angetan. Jedesmal wenn Adalbert Lindner wieder nach Hause fuhr, hatte er mindestens zwei, drei Rezepte im Gepäck, von Spezialitäten, die seine eigene Haushälterin nachkochen mußte. Das klappte inzwischen auch zur Zufriedenheit des Hausherrn. Zu Anfang jedoch wollte die gute Frau Liese schier verzweifeln. Nichts schien sie vom Kochen zu verstehen, denn immer wieder hatte der Chef etwas auszusetzen gehabt, wenn sie die Rezepte nachzukochen versuchte. In ihrer Not hatte sie schließlich zum Telefon gegriffen und im Pfarrhaus angerufen. Sophie Tappert erklärte ihr die entscheidenden Schritte fernmündlich, und seither tauschten die beiden Frauen ihre Rezepte gegenseitig aus.
Daran dachte Michaels Vater auch, aber in erster Linie an seinen Sohn. Auch wenn er nach außen hin sich hart gab, so steckte doch ein weicher Kern in dem Geschäftsmann, und er fragte sich seit langem, wie es seinem einzigen Kind wohl ergangen war, seit sie diesen Streit gehabt hatten. Inzwischen hatte Adalbert eingesehen, daß er daran nicht unschuldig war, doch ließ sein Stolz es immer noch nicht zu, daß er einlenkte. Dabei machte der Fabrikant sich schon seit geraumer Zeit Gedanken, wie es mit seinem Unternehmen weitergehen sollte. Eigentlich hatte er vorgehabt, sich mit Fünf-undsechzig zur Ruhe zu setzen, und Michael die Geschäftsleitung voll und ganz zu übertragen. Doch dazu hätte er sich erst mit ihm aussöhnen müssen...
Seufzend trank er den Kaffee aus und legte sich einen Moment auf das bequeme Sofa. Noch während er überlegte, welche Tour er als erstes mit Pfarrer Trenker unternehmen wollte, fielen ihm die Augen zu, und er schlief ein.
*
»Schau’, da steht ein Reh«, sagte Andrea leise und zeigte auf das Tier am nahen Waldrand.
Lena legte