Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Es war schon ein bißchen heikel gewesen, das Kind darauf vorzubereiten, und vor allem zu verlangen, daß es nichts über seinen Papa sagen sollte. Sie hofften alle, daß es gelingen würde, und Lena sich nicht verplapperte.
Sophie Tappert hatte noch vor der Messe das Essen vorbereitet. Jetzt legte sie letzte Hand an. In einem Topf simmerte eine kräftige Fleischbrühe, mit Markklößchen, Gemüsestreifen und Eierstich darin. Im Backofen schmorte eine Kalbsschulter, die mit einer Mischung aus Semmelknödelmasse und faschierter Leber gefüllt war. Die Gemüsebeilage stammte selbstverständlich aus dem Pfarrgarten.
Sebastian kam in Adalbert Lindners Begleitung. Endlich konnte der Besucher Sophie Tappert die Hand schütteln.
»Herzliche Grüße von der Frau Liese«, richtete er aus. »Sie bedankt sich für das Rezept für die fabelhaften Topfenknödel. Inzwischen gelingen sie ihr fast genausogut wie Ihnen, liebe Frau Tappert.«
Inzwischen waren Max Trenker und Claudia Bachinger eingetroffen. Der Gast war von der Journalistin entzückt.
»Na, das kann ich versteh’n, daß Sie net mehr jede Gaudi mitmachen müssen«, meinte er augenzwinkernd zu dem Polizisten.
»Max, bist’ so gut und öffnest die Weinflasche«, bat Sebastian.
Er wandte sich an Adalbert Lindner.
»Ich möcht’ Ihnen jetzt uns’re weiteren Gäste vorstell’n«, sagte er und zog ihn mit in den Pfarrgarten.
Claudia Bachinger verschwand in der Küche, um Sophie Tappert beim Anrichten zu helfen. Der Bergpfarrer und sein Besucher traten durch das Wohnzimmer hinaus in den Garten.
Andrea erhob sich, als die beiden Männer vor ihr standen.
»Das ist die Frau Mahlinger«, sagte Sebastian. »Andrea, ich möcht’ dir Herrn Lindner vorstellen. Ein alter Freund, der jedes Jahr seinen Urlaub bei uns verbringt, und mit dem ich schon so manche Tour unternommen hab’.«
»Was wir auch in diesem Jahr wieder machen werden«, hoffte Michaels Vater, während er An-drea die Hand gab. »Ich grüße Sie, Frau Mahlinger.«
»Und das da, ist die kleine Lena«, deutete der Geistliche auf das Kind, das auf dem Rasen saß und in einem Bilderbuch blätterte.
»Nein, wie entzückend!« rief Adalbert Lindner aus und klatschte in die Hände.
Er war hinübergegangen und kniete sich zu Lena hinunter.
»Guten Tag, Lena«, sagte er. »Was hast’ denn da Schönes?«
Die Kleine lächelte und zeigte ihm bereitwillig das Buch. Mi-chaels Vater hockte sich kurzerhand zu ihr ins Gras und bewunderte die bunten Bilder.
Andrea und Sebastian, die die Szene verfolgten, sahen sich an.
»Wie’s scheint, hat er Feuer gefangen«, schmunzelte der Bergpfarrer.
Claudia erschien und rief zum Essen. Auch sie freute sich über das, was sie sah.
Die Journalistin war am Freitag abend nach St. Johann gekommen und hatte Michael Lindner und dessen Tochter kennengelernt. Sie kannte den Namen aus früheren Gesprächen mit Max, der immer wieder mal von seinem Freund berichtete und gestand, was sie damals alles angestellt hatten...
»Na, das schaut doch schon ganz gut aus«, sagte Claudia leise zu Sebastian und Andrea.
Adalbert Lindner bestand darauf, daß Lena während des Essens neben ihm saß.
»Was haben Sie für eine entzückende Tochter!« hatte er zu Andrea gesagt, als sie ins Haus gingen. »Das ist ja ein wahrer Goldschatz.«
Immer wieder schaute er die Kleine an, die unbekümmert neben ihm saß und strahlend ihren Nachtisch verdrückte. Der Pudding, den Sophie Tappert extra für das Kind gekocht hatte, hinterließ eine breite Spur um Le-nas Mund. Als Andrea sie mit einer Serviette abwischen wollte, lachte Michaels Vater.
»Lassen S’ nur, Frau Mahlinger. Es gibt doch nix Schöneres, als einen solchen Fratz, der zufrieden seinen Pudding schleckt. Mein Sohn hat früher genauso ausgeseh’n, wenn’s Nachtisch gab...«
Als wäre ihm erst jetzt bewußt geworden, daß er über Michael gesprochen hatte, brach er abrupt ab. Einen Augenblick herrschte Stille am Tisch.
»Haben S’ sich schon Gedanken gemacht, wohin es zuerst geh’n soll?« unterbrach Sebastian das Schweigen.
Beinahe irritiert sah der Fabrikant ihn an.
»Wie...?« fragte er. »Ach so, ja. Entschuldigen S’, Hochwürden, ich war eben ganz woanders mit meinen Gedanken. Also, ich hab’ gedacht, daß es ganz schön wär’, wenn wir zuerst auf den Wendelstein hinaufgeh’n.«
Pfarrer Trenker nickte.
»Schön, gleich morgen früh? Am Dienstag paßt’s nämlich net so gut, und am Mittwoch nachmittag bin ich wieder drüben in Waldeck, im Seniorenheim. Dann geht’s erst wieder frühestens am Donnerstag.«
»Ja, dann lassen S’ uns gleich morgen festmachen«, nickte der Unternehmer und beugte sich zu Sophie Tappert. »Sie werden uns doch bestimmt mit einer guten Brotzeit versorgen, net wahr, Frau Tappert?«
Die Perle des Pfarrhaushalts nickte.
»Freilich, Herr Lindner, dafür achten S’ mir auf Hochwürden, daß ihm nix geschieht!«
*
Nach dem Essen hatte Michaels Vater es überhaupt nicht eilig, sich zu verabschieden.
»Wenn’s Ihnen recht ist, Frau Mahlinger, dann würd’ ich gern’ noch einen Augenblick mit Lena im Garten sitzen«, bat er.
Andrea ließ ihn natürlich in dem Glauben, daß Lena ihr Kind wäre. Sie nickte.
»Natürlich hab’ ich nix dagegen«, antwortete sie. »Wie’s ausschaut, sind S’ ihr ja sehr sympathisch.«
Während des Essens, das natürlich großen Anklang fand, hatte sich Lena mit ihrem Tischnachbarn bestens unterhalten, und Adalbert Lindner hatte bereitwillig all die Fragen beantwortet, die sie ihm stellte. Sie hatten sich schnell darauf geeinigt, daß er zu ihr Lena, und sie zu ihm Adalbert sagen durfte.
Jetzt saßen sie auf der Gartenbank und blätterten in einem weiteren Buch.
»Du hast auch Kinder?« fragte Lena plötzlich.
Der Mann neben ihr schluckte.
»Ja«, nickte er schließlich, »ich hab’ einen Sohn...«
»Und wo ist der?« fragte sie.
Adalbert Lindner atmete schwer.
»Das..., das kann ich dir gar net sagen...«
»Warum net?«
Michaels Vater holte tief Luft.
»Tja, weißt du, manchmal kommt’s vor, daß die Menschen