Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 139
Schade, hier würde sie keinen Zimmerservice kommen lassen können. In der Privatunterkunft durfte sie lediglich ein Frühstück erwarten. Dafür hoffte sie, Michael im Gasthaus zu treffen. Da sie wußte, daß er in einer Pen-sion abgestiegen war, nahm sie natürlich an, daß er mit seiner Tochter dort zum Essen hingehen würde.
Aus ihrer Handtasche nahm sie ein Foto, das sie immer bei sich trug. Es war auf dem letzten Betriebsausflug gemacht worden und zeigte sie und Michael beim Kaffeetrinken in einem Landgasthaus. Zärtlich strich ihr Finger über sein Gesicht, dann drückte sie das Foto an ihre Lippen.
»Du weißt gar net, wie sehr ich dich liebe!« flüsterte sie.
*
»Wie geht’s dir denn, kleine Maus?« wollte Adalbert Lindner wissen.
Lena lachte fröhlich.
»Gut, Adalbert. Magst’ mit mir Fußball spielen?«
»Aber natürlich. Los, ich geh’ ins Tor.«
Schnell wurde das Fußballtor mit Lenas Teddy und seiner Strickjacke abgesteckt, die der Fabrikant kurzerhand auszog. Wenig später hallte lautes Kindergeschrei durch den Pfarrgarten.
Michael, der oben in seinem Zimmer hinter der Gardine stand, schluckte, als er seinen Vater mit Lena dort unten spielen sah. Er erinnerte sich gut, daß er, als er selbst noch klein war, oft mit Papa im Garten der elterlichen Villa herumgetobt hatte. Auch wenn Adalbert Lindner ein vielbeschäftigter Unternehmer war, so hatte er sich doch immer Zeit genommen, um für seinen Sohn da zu sein.
Hinter ihm trat Andrea ein. Sie legte ihm die Hand auf die Schulter.
»Schön, net?«
Michael nickte stumm. Das Jauchzen seiner Tochter, wenn sie ein Tor geschossen hatte – natürlich ließ der Großvater den Ball meistens absichtlich durch seine Beine rollen –, erfüllte sein Herz mit Freude. Lange nicht mehr hatte er Lena so ausgelassen gesehen.
Er wandte sich zu Andrea und nahm sie in die Arme.
»Auch wenn’s im Moment so ausschaut, als wenn alles gut werden könnt’, so fürcht’ ich mich doch vor dem Augenblick, in dem ich ihm gegenübersteh’«, gestand er.
Die junge Frau drückte ganz fest seine Hand.
»Dann werd’ ich bei dir sein!« versprach sie.
Michael küßte sie innig. Einen Moment dachte er an Clara, und er fragte sich, ob sie mit seiner Wahl einverstanden wäre. Dann sah er Andrea an und wußte die Antwort.
Ja, Clara hätte seine Wahl gebilligt. Und sie würde nicht gewollt haben, daß er alleine blieb, und Lena ohne Mutter.
Nach einer halben Stunde verabschiedete sich Adalbert Lindner. Michael und Andrea kamen wieder herunter. Sebastian sah den erwartungsvollen Blick des jungen Mannes.
»Wie war’s, Hochwürden?« fragte Lenas Vater.
Der Bergpfarrer neigte den Kopf.
»Wir sollten die Hoffnung net aufgeben...«, antwortete er vieldeutig.
»Dann hat mein Vater immer noch net eingeseh’n, daß dieser dumme Streit ein End’ haben muß?«
»Net so ganz, denn dann hätt’ ich Sie net nach oben geschickt, als wir zurückgekommen sind. Nein, Ihr Vater scheint sich immer noch daran festzubeißen. Allerdings hab’ ich im Gespräch herausgehört, daß er sich wohl nix sehnlicher wünscht, als sich zur Ruhe zu setzen.«
Er lud die beiden ein, sich zu setzen.
»Ich bin überzeugt, daß es früher oder später zu einer Versöhnung kommt«, sagte der Geistliche. »Und dabei setz’ ich meine ganze Hoffnung auf Lena. Wie Ihr Vater auf das Madel anspricht, zeigt doch eindeutig, daß er net so ein hartes Herz hat, wie er sich nach außen gibt. Wir wollen mal überlegen, wie wir eine Begegnung mit Ihnen am besten arrangieren...«
Kurze Zeit später kam Max zum Abendessen herüber.
»Wie schaut’s aus?« fragte der Polizist seinen alten Freund. »Gehst’ heut’ abend mit ins Wirtshaus? Ich wart’ immer noch auf die versprochene Maß.«
Michael schmunzelte.
»Tja, wenn ich Lena allein lassen kann...«
»Geh’ nur«, meinte Andrea. »Ich bleib’ natürlich erstmal bei ihr, nachher wird Frau Tappert nach ihr schau’n.«
Nach dem Abendessen machten die Zwei sich ins Wirtshaus auf. Neben dem großen Saal, in dem der samstägliche Tanzabend stattfand, und dem etwas vornehmer gehaltenen Restaurant, gab es im ›Löwen‹ noch mehrere kleine Räume, wie das Clubzimmer, die Jägerstube oder den Dorfkrug, der allgemein nur Wirtshaus genannt wurde. Hier saßen nach getaner Arbeit die Bauern und Knechte beim Feierabendbier, und jeden Mittwoch war Stammtischabend, an dem auch oft Pfarrer Trenker teilnahm.
Max und Michael fanden einen freien Tisch, an dem sie sich in Ruhe unterhalten konnten. Natürlich wurden Erinnerungen aufgefrischt, und so manche ›Missetat‹ kam auf den Tisch. Die beiden Männer schwelgten in Erinnerungen, und es blieb nicht bei einer Maß.
Sie waren so in ihr Gespräch vertieft, daß sie die junge Frau nicht bemerkten, die durch die Tür kam. Hanna Rendel sah sich nach einem Tisch um und entdeckte Michael.
Ihr Herz klopfte plötzlich rasend schnell. Einen Moment hatte sie Angst vor ihrer eigenen Courage und fragte sich, ob sie nicht besser wieder gehen sollte. Doch da kam schon eine Haus-tochter auf sie zu und fragte, ob sie einen Tisch möchte.
»Ich hab’ da vorn’ einen Bekannten entdeckt«, antwortete Hanna schnell und ging durch die Wirtsstube.
Michael sah auf, als er ihre Stimme hörte.
»Guten Abend, Michael...«
»Hanna! Du...?«
»Jetzt bist’ überrascht, was?«
Er nickte.
»In der Tat.«
»Darf ich mich zu euch setzen?«
Michael sah Max an. Der nickte und rückte auf der Bank ein Stück beiseite.
»Darf ich bekannt machen? Max Trenker, ein guter, alter Freund von mir. Max, das ist Hanna Rendel, eine Arbeitskollegin von mir.«
Er war immer noch irritiert darüber, daß sie so plötzlich aufgetaucht war.
»Was machst’ eigentlich hier?« fragte er. »Du hast gar net erzählt, daß du auch hier deinen Urlaub verbringst...«
Hanna lächelte.
»Na ja, eigentlich hast’ mich ja erst darauf gebracht«, gab sie zu. »Als’ mir davon erzählt hast, wie schön’s hier ist, und wie herrlich man in dem See baden kann. Wie heißt er noch gleich?«
»Achsteinsee.«