Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher
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»Immer werden S’ den Betrieb net weiterführen können«, gab Sebastian zu bedenken.
»Ich weiß«, nickte Adalbert Lindner. »Man wird net jünger. Deshalb ist’s auch an der Zeit, das Haus zu bestellen. Und ich muß zugeben, daß es ein Problem ist, das mir zu schaffen macht.«
»Möglicherweise sehen S’ aber auch ein Problem, wo gar keines ist...«
Der Blick des Unternehmers wurde hart.
»Ich weiß, worauf Sie ansprechen, Hochwürden. Aber das ist für mich kein Thema!« antwortete er.
Er drehte den Verschluß der Thermoskanne zu und steckte sie in den Rucksack zurück.
»Ich glaub’, wir sollten weiter, was? Wenn wir’s bis zum Mittag zur Hütte geschafft haben wollen.«
Der Geistliche nickte. Er hielt es für besser, das Gespräch zu einem anderen Zeitpunkt fortzuführen. Offenbar war Adalbert Lindner immer noch nicht dazu bereit, seinem Sohn die Hand zur Versöhnung zu reichen. Es war genauso wie früher. Wenn Sebastian Trenker die Unterhaltung auf Michael bringen wollte, blockte dessen Vater ab.
Stumm gingen sie nebeneinander weiter. Inzwischen hatten sie ein gutes Drittel ihrer Strecke zurückgelegt. St. Johann lag tief unter ihnen, und die Sonne strahlte.
Als sie die Wendelsteinhütte erreichten, befanden sie sich in knapp dreitausend Meter Höhe. Zahlreiche Touristen hatten ihren Weg ebenfalls hierhergefunden. Allerdings waren sie über einen kürzeren Wanderpfad heraufgekommen, den der Bergpfarrer selten benutzte. Die Wege, die er ging, lagen abseits davon. Zwar waren sie weitaus anstrengender und beanspruchten mehr Zeit, doch das, was es unterwegs zu sehen gab, lohnte die Mühe.
Beim Mittagessen hellte sich die Stimmung wieder auf. Adalbert Lindner schwärmte von dem Aufstieg und dem guten Essen, das nach dieser Anstrengung ganz besonders mundete. Unterwegs hatte er zahlreiche Fotos gemacht, und er versprach, Sebastian welche davon zukommen zu lassen, wenn er wieder zu Hause war und die Bilder bearbeitet hatte.
»In meinem Keller hab’ ich inzwischen wohl an die zweitausend Fotos und Dias«, erzählte er. »Eine schöne Sammlung, die zu ordnen und zu archivieren ich mir für meinen Lebensabend vorgenommen hab’. Darunter sind auch sehr seltene Aufnahmen von Flora und Fauna der Alpenwelt. Am liebsten würd’ ich eines Tages daraus einen farbenprächtigen Bildband machen.«
»Das ist eine sehr schöne Idee«, nickte Sebastian. »Wie Sie wissen, hab’ ich ja zahlreiche Bücher darüber, aber die meisten sind speziell über die Berge und streifen Flora und Fauna nur am Rande. Ich könnt’ mir vorstell’n, daß so ein Bildband beim Publikum ankommt.«
Eine ganze Weile noch sprachen sie über dieses Thema. Die meisten Touristen waren inzwischen wieder auf dem Heimweg, und auch der Geistliche mahnte, daß es allmählich an der Zeit wäre, zurückzugehen.
»Hätten S’ was dagegen, wenn ich noch auf einen Augenblick mit ins Pfarrhaus käm’?« fragte Adalbert Lindner, als sie St. Johann wieder erreicht hatten. »Ich würd’ zu gern’ der kleinen Lena guten Tag sagen...«
Der Bergpfarrer schmunzelte.
»Kommen S’ nur mit, Herr Lindner«, antwortete er. »Lena wird sich bestimmt auch freu’n, Sie wiederzuseh’n.«
Zuhause angekommen, richtete er es so ein, daß seine Haushälterin Michael einen Wink geben konnte. Der war mit Andrea und seiner Tochter draußen im Garten und spielte mit ihnen Ball. Schnell schlüpfte er ungesehen ins Haus.
Andrea begrüßte Michaels Vater mit einem Lächeln. Der Unternehmer hatte sich seines Rucksacks entledigt, die Wanderjacke an den Haken gehängt und sich im Bad die Hände gewaschen. Jetzt breitete er strahlend die Arme aus, als Lena auf ihn losstürmte.
*
»So, das wär’ das Zimmer«, sagte Renate Lechner und ließ den Gast eintreten.
Hanna Rendel schaute sich um und nickte.
»Groß ist’s net«, gab die ältere Frau zu. »Aber immer noch besser, als im Auto schlafen zu müssen.«
»Da haben S’ recht, Frau Lechner«, meinte Hanna. »Ich find’s recht gemütlich. Außerdem bin ich heilfroh, überhaupt noch eine Unterkunft gefunden zu haben.«
»Ja, in der Saison muß man schon rechtzeitig reserviert haben.«
Renate Lechner stellte die Reisetasche ab.
»So, ich laß Sie jetzt erst’mal allein, damit S’ sich einrichten können. Wenn S’ irgendwelche Fragen haben, dann klopfen S’ einfach an die Stubentür.«
Michaels Arbeitskollegin setzte sich auf das Bett. Es war weich und gab unter ihr nach.
Hoffentlich kann ich überhaupt darin schlafen, überlegte sie. Insgeheim schalt sie sich eine Närrin. Warum hatte sie bloß nicht schon eher ein Zimmer in einer Pension reserviert? Jetzt mußte sie mit diesem kleinen Privatquartier vorliebnehmen.
Na, macht nix, Hauptsache, ich bin erstmal da.
Nachdem Michael Lindner in den Urlaub gefahren war, hatte eine trostlose Woche für seine Arbeitskollegin begonnen. Hanna stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, als sie ihren letzten Arbeitstag hatte. Von Anfang an hatte für sie festgestanden, daß sie dem Mann, den sie über alles liebte, hinterherfahren würde. Hier im Urlaub, so hoffte sie, würden sie sich endlich näherkommen.
Dabei wußte Hanna Rendel nicht einmal zu sagen, woher sie diese Hoffnung nahm. Einige Male waren sie und Michael zusammen aus gewesen. Es waren schöne Stunden, die sie genossen hatte. Sehr deutlich gab sie ihm dabei zu verstehen, was sie für ihn empfand, doch seine Erwiderung auf ihre Versuche, ihn zärtlich zu küssen, war stets ablehnend gewesen.
Dann kühlte die Beziehung noch mehr ab. Die junge Frau wußte, daß die Ursache dafür bei ihr lag. Dummerweise hatte sie die Zuneigung, die Michael für seine kleine Tochter empfand, unterschätzt. Als Hanna darum bat, alleine mit ihm für ein verlängertes Wochenende zu verreisen, sagte er brüsk ab. Danach kam es nur noch sporadisch zu privaten Verabredungen. Michael zeigte ihr sehr deutlich, daß Lena wichtiger für ihn war.
Hanna Rendel hatte mehrfach versucht, ihren Fehler wieder auszubügeln, doch nichts war mehr wie vorher. Hinzu kam, daß sie das Gefühl hatte, mit einer Frau um Michaels Liebe kämpfen zu müssen, die längst tot war. Wenn sie hörte, wie er von Clara sprach, dann spürte sie sehr deutlich, daß die Tote immer noch den größten Platz im Herzen des jungen Witwers einnahm.
Erst allmählich normalisierte sich das Verhältnis wieder. Hanna ging behutsam vor, brachte kleine Geschenke für Lena mit und lud Vater und Tochter zu sich nach Hause ein. Dort spielte sie mit dem Kind, als wäre es ihr eigenes. Doch ein geheimer Zuschauer hätte schnell herausgefunden, daß sie dem Madel nicht die Zuneigung entgegenbrachte, wie man sie von einer künftigen Stiefmutter erwartete. Im Gegenteil, einer Freundin gegenüber gab Hanna zu, daß sie Lena nur als Mittel