Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher
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So ein Enkelkind würd’ ich mir wünschen, dachte er einen Moment lang, doch dann wurde sein Gesicht wieder ernst. Das änderte sich erst, als er sich neben Lena ins Gras niederließ und ihr strahlendes Lächeln sah.
»So, eine Pause kann ich jetzt gut gebrauchen«, meinte er und lockerte den Hemdkragen.
Gleich nach dem Aufwachen war sein erster Gedanke bei dem Kind gewesen. Er fragte sich, was es war, das ihn so magisch anzog. Immerhin war er bis vor ein paar Tagen ein wildfremder Mensch für sie gewesen.
»Du, Adalbert, darf ich dich mal was fragen?«
Lena sah ihn mit großen Augen an. Seit Tagen brannte ihr schon eine Frage auf der kleinen Seele, die sie unbedingt loswerden mußte.
»Natürlich darfst’ mich was fragen«, antwortete der Unternehmer. »Was hast’ denn auf dem Herzen?«
Der kleine Fratz zog das Näs-chen kraus, als müsse er erst überlegen.
»Du hast doch erzählt, daß du einen Sohn hast, net wahr?«
Michaels Vater schluckte.
»Ja, das stimmt.«
»Und, daß ihr euch gestritten habt.«
Verwirrt sah er das Madel an. Was mochte es nur mit seiner Frage bezwecken?
»Ja, wir haben gestritten, und dann ist er fortgegangen«, antwortete er und wischte sich den Schweiß von der Stirn, wobei er nicht sicher war, ob er von der Toberei so schwitzte oder von Lenas Fragen.
»Warum hast’ ihn denn net gesucht?« wollte sie wissen.
Schon am Abend, als sie davon erfahren hatte, ließ ihr die Geschichte keine Ruhe. Aber weder Papa, noch Andrea konnten ihr darüber Auskunft geben.
»Würdest du mich suchen, wenn ich fortlauf?« hatte sie Michael gefragt.
Der hatte seine Tochter ganz eng an sich gedrückt.
»Aber natürlich würd’ ich dich suchen«, antwortete er. »Ich hab’ dich doch lieb! Allerdings möcht’ ich gar net erst, daß wir uns streiten, dann hast’ auch keinen Grund fortzulaufen.«
»Hast du deinen Sohn net lieb?« fragte sie jetzt Adalbert Lindner.
Der alte Mann schluckte unwillkürlich.
»Doch...«, kam es zögernd über seine Lippen.
»Aber du willst net wissen, wo er ist? Also, mein Papa würd’ mich bestimmt suchen. Das hat er mir gesagt.«
Michaels Vater stutzte.
»Dein Papa? Aber wieso...? Ich denk’, du hast gar keinen Papa mehr...?«
Lenas Augen wurden riesengroß.
»Aber natürlich hab’ ich einen Papa«, sagte sie, fast empört. »Was denkst’ denn? Er ist bloß gerad’ net da, weil er in die Stadt gefahren ist.«
Jetzt verstand Adalbert Lindner gar nichts mehr. Er war der felsenfesten Überzeugung, daß die Frau Mahlinger alleinerziehende Mutter wäre, und jetzt mußte er hören, daß es doch einen Vater gab.
»Warum hab’ ich ihn denn noch net kennengelernt?« fragte er. »Deine Mama hätt’ ihn mir doch vorstellen können...«
Er war nicht sicher, ob das Kind die Wahrheit erzählte, oder ob ihre Worte nicht nur einen Wunschtraum wiedergaben.
Lenas Kopf war herabgesunken.
»Meine Mama ist doch tot«, antwortete sie leise. »Sie ist gestorben, als ich auf die Welt gekommen bin.«
»Was?«
Er schüttelte ungläubig den Kopf.
»Und wer ist dann die Frau Mahlinger?«
Plötzlich strahlte die Kleine wieder.
»Andrea wird meine neue Mama«, erklärte sie stolz. »Die heirat’ nämlich meinen Papa. Erst war sie nur da, um im Urlaub auf mich aufzupassen, aber jetzt hat sie den Papi lieb.«
Allmählich glaubte Adalbert die Zusammenhänge zu verstehen. Das Kind war also mit seinem Vater im Urlaub. Offenbar hatten der Mann und Frau Mahlinger sich erst hier kennengelernt. Er wollte sich schon mit der Kleinen darüber freuen, als Lenas nächster Satz ihn völlig aus der Fassung brachte.
»Dann heißt Andrea net mehr Mahlinger, sondern Lindner«, sagte sie. »Und ich sag’ dann Mama zu ihr.«
Adalbert fuhr hoch, als habe ihn eine Biene gestochen.
»Was hast’ grad’ gesagt? Lindner? Warum Lindner?«
»Na, weil mein Papa so heißt, und wenn wir eine Familie sind, dann haben wir doch alle den selben Namen.«
Heiß und kalt fuhr es ihm über den Rücken. Das Kind hieß Lindner mit Nachnamen, und es wohnte hier, im Pfarrhaus...
Das konnte doch kein Zufall sein!
»Sag’ mal, heißt dein Papa vielleicht mit Vornamen Michael?« forschte er nach.
Lena nickte unbekümmert.
Der Münchner Unternehmer wußte nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Endlich hatte er begriffen. Deshalb auch immer wieder die Andeutungen Pfarrer Trenkers, der in diesem Jahr gar nicht lockerlassen wollte, das Gespräch auf Michael zu bringen.
Am liebsten hätte er Lena an sich gedrückt und ihr alles erzählt.
Großvater, dachte er stolz, ich bin Großvater!
Es war so vieles, was in diesem Moment auf ihn einstürzte. Die Freude darüber, daß er ein Enkelkind hatte, die jahrelang unterdrückte Sehnsucht nach dem Sohn, die Trauer über den Tod der Schwiegertochter, und die Erkenntnis, sich schuldig gemacht zu haben, und für Michael nicht dagewesen zu sein, als der ihn dringend brauchte, in der Stunde der größten Not.
Trotz allem mußte er innerlich schmunzeln.
Da hatte sich Hochwürden ja eine schöne Geschichte ausgedacht, um Vater und Sohn wieder zu versöhnen.
Aber so leicht werd’ ich’s euch net machen, dachte Adalbert Lindner. Daran sollt’ ihr noch zu beißen haben.
Er stand auf und zog seine Jacke über, die er während des Spielens abgelegt hatte.
»So, Lena, ich muß jetzt geh’n«, sagte er und strich seiner Enkeltochter über den Kopf.
Jetzt hatte er die Antwort auf die Frage, was ihn bei diesem Kind so magisch anzog. Es war die Stimme des Blutes.
»Bis bald, Adalbert«, winkte sie ihm nach.
Er eilte durch das Wohnzimmer und traf im Flur auf Sebastian Trenker. Sein Blick wurde hart, als er den Geistlichen sah.
»Alles