Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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schaute auf Christine Brunner. Auch wenn sie ihm den Rücken zuwandte, war der Anblick eine Augenweide, und der Knecht konnte sich kaum sattsehen.

      Ob sie wohl am Samstag

      wieder mit ihm auf den Ball ging…?

      Beim letzten Tanzabend waren sie sich ein bissel näher gekommen. Net ganz so, wie der Franz es gern’ gehabt hätt’, aber immerhin – das eine oder and’re Busserl hat’s schon gegeben. Und jetzt rechnete sich der Knecht mehr aus.

      Katharina Wendler, die Tochter des Bauern, kam in die Küche. Sie hatte die anderen Kühe auf die Weide hinausgelassen.

      »Gut, daß Sie noch da sind, Frau Doktor«, wandte sie sich an die Tierärtzin. »Ich glaub’, mit dem Hubert stimmt was net.«

      »Was ist denn los mit ihm?« fuhr der Bauer gleich auf. Hubert war ein preisgekrönter Zuchtbulle und der Stolz vom ganzen Wendlerhof. Es war verständlich, daß Xaver in Sorge war.

      »Keine Ahnung, er frißt net und steht net auf«, antwortete die Tochter.

      »Ich seh’ ihn mir gleich mal an«, sagte Elena Wiesinger und stand auf.

      »Warten S’, ich komm’ mit«, rief Xaver und sprang auf.

      Der Bulle lag immer noch in seinem Stall, als Zuchttier war er natürlich wertvoll für Xaver Wendler. Elena untersuchte ihn. Die Augen des Tieres waren glasig, sein Atem ging schwer.

      »Was hat er denn?« fragte der Bauer mit sorgenvoller Miene.

      »So genau kann ich’s noch net sagen«, lautete die Antwort. »Fieber hat er jedenfalls, soviel steht schon mal fest. Ich werd’ ihm Blut abnehmen und im Labor untersuchen lassen. Aber es wird ein bissel dauern, ehe das Ergebnis vorliegt.«

      Sie griff in ihre Tasche und nahm eine Spritze heraus. Hubert zuckte nicht einmal zusammen, als sie in die Vene stach und das Blut entnahm. Elena beschriftete das Röhrchen und steckte es zurück.

      »Hoffentlich ist’s nix Ernstes«, sagte Xaver Wendler.

      »Der Hubert ist unser bestes Tier. Das wär’ eine Katastrophe, wenn er wirklich krank wär’ und vielleicht gar notgeschlachtet werden müßt’!«

      »Soweit ist’s noch lang’ net«, beruhigte Elena ihn. »Ich hab’ ihm erst einmal etwas gegeben, was das Fieber senkt. Vielleicht ist er morgen schon wieder auf den Beinen. Allerdings sollten S’ mit dem Futter bissel vorsichtig sein.«

      Auf dem Weg zurück ins Bauernhaus gab die Tierärztin dem Bauern Anweisungen für das Füttern des Bullen. Dann endlich konnte sie sich zum Frühstücken hinsetzen. Auch während sie es sich schmecken ließ, drehte sich die Unterhaltung um das erkrankte Zuchttier, und Elena versprach, gleich am nächsten Tag wieder vorbeizukommen und nach Hubert zu schauen.

      Als sie sich verschiedete, war es schon später geworden, als es sollte. Aber so war es manchmal. In ihrem Beruf konnte es schon passieren, daß sie von ungeahnten Krankheitsfällen aufgehalten wurde.

      Von unterwegs rief sie in der Praxis an und teilte mit, daß sie es nicht schaffen würde, pünktlich da zu sein. Dann fuhr sie, so schnell es eben möglich war, nach St. Johann.

      Seit sie sich hier niedergelassen und die Praxis des alten Tierarztes übernommen hatte, war der Patientenstamm immer grö-ßer geworden. Erst recht, nachdem auch der Kollege aus Erlenbach sich zur Ruhe gesetzt hatte. Elena war inzwischen zu der Überzeugung gekommen, daß sie die ganze Arbeit nicht mehr allein bewältigen konnte und dringend eine helfende Hand brauchte. Mehrfach hatte sie mit ihrem Mann darüber gesprochen, ob es ratsam wäre, einen zweiten Tierarzt in die Praxis mit aufzunehmen. Toni Wiesinger, selbst Mediziner und Nachfolger des verstorbenen Dorfarztes, hatte ihr dazu geraten, zumindest eine Praktikumsstelle zu inserieren. Es gab genug junge Tierärzte, die gerade ihre letzte Prüfung abgelegt hatten, denen aber die praktische Erfahrung fehlte. An der Seite der hervorragenden Veterinärmedizinerin Dr. Elena Wiesinger würden sie diese Erfahrung sammeln können.

      Nach langem Überlegen hatte Elena tatsächlich solch eine Anzeige in einem Fachblatt aufgegeben und hatte schon bald darauf mehrere Bewerbungen erhalten. Es war nicht leicht für sie gewesen, einen darunter auszuwählen, doch alle konnte sie nun mal nicht einstellen, wenn sie ihnen auch gerne die Möglichkeit gegeben hätte. Toni half ihr bei der Auswahl, und so war schließlich ein Name übriggeblieben. Morgen sollte ein gewisser Jörg Urban nach St. Johann kommen und für mindestens ein halbes Jahr in der tierärztlichen Praxis mitarbeiten.

      *

      Maria Erbling hatte beim Herrnbacher eingekauft. Jetzt schleppte sie ihre schwere Tasche durch das Dorf. Eigentlich hatte sie noch ihre Freundin besuchen wollen, so wie sie es immer tat, wenn sie aus dem Supermarkt kam, doch im Augenblick herrschte Funkstille zwischen den beiden Frauen.

      Und das hatte seinen Grund!

      Maria war die Witwe des ehemaligen Poststellenleiters von St. Johann und gefürchtete Klatschtante des Dorfes.

      Wenn man wollte, daß etwas schnell unter die Leute gebracht wurde, so brauchte man es Maria nur unter dem Siegel der Verschwiegenheit anzuvertrauen und konnte sicher sein, daß es sich in kürzester Zeit wie ein Lauffeuer herumgesprochen hatte.

      Viele Freunde machte die Witwe sich mit ihrer Geschwätzigkeit nicht. Lediglich mit der altjüngferlichen Theresa Keunhofer verband sie eine enge Freundschaft. Meistens sah man die zwei zusammen, doch in letzter Zeit war das Verhältnis abgekühlt. Das lag daran, daß Theresa immer noch hoffte, eines Tages unter die Haube zu kommen. Auf einer gemeinsamen Kaffeefahrt hatten sie die Bekanntschaft eines gut situierten Mannes in ihrem Alter gemacht. Fritz Hirschlinger hatte nicht nur eine stattliche Figur, er besaß auch Manieren und las den beiden Damen jeden Wunsch von den Augen ab. Auch bewahrte er sie vor dem vorschnellen Kauf einer überteuerten Rheumadecke, die während des Kaffeetrinkens, auf dem Saal eines Gasthofes, angeboten wurde. Seine verstorbene Frau habe mit der Decke schon einen Reinfall erlebt. Kein Wunder also, daß Theresas Herz höher schlug, aber auch Maria Erbling erlebte einen zweiten Frühling, und schon auf der Heimfahrt stritten sie sich darum, wer von ihnen Fritz zuerst zum Kaffee einladen dürfte.

      Nach langem Hin und Her einigten sie sich schließlich darauf, daß sie erst einmal gemeinsam seine Einladung annehmen wollten, Fritz Hirschlinger wohnte in Waldeck und freute sich darauf, sie in seinem Häuschen begrüßen zu dürfen.

      Soweit wäre alles in Ordnung gewesen, hätte Theresa nicht den Vertrauensbruch begangen, still und heimlich nach Waldeck zu fahren…

      Seit jenem Nachmittag schwebte sie auf rosa Wolken, doch ihre Freundschaft mit Maria Erbling stand auf der Kippe.

      Die Witwe kochte noch vor Wut, wenn sie daran dachte. Wie in diesem Augenblick, in dem sie die Straße überquerte, ohne auf das Auto zu achten, das gerade um die Ecke gebogen war.

      Der Fahrer brachte sein Fahrzeug mit quietschenden Bremsen zum Stehen, konnte aber, trotz seiner schnellen Reaktion nicht verhindern, daß Maria Erbling direkt hineinlief.

      Sie stürzte zu Boden, und der Inhalt ihrer Einkaufstasche kullerte über die Straße.

      Der Fahrer sprang heraus und eilte zu ihr.

      »Haben S’ sich verletzt?« fragte er besorgt.

      Maria hatte einen Moment stumm dagelegen, aber das war mehr die Überraschung, als daß ihr ernsthaft etwas geschehen

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