Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher
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»Nein, Hochwürden. Das, worüber ich nachdenk’, hat zwar damit zu tun, aber es geht um ein Madel, daß ich kennengelernt hab’. Ich weiß, daß es mich liebt, und meine Gefühle sind die gleichen. Dennoch schaff’ ich es net, mich ihnen hinzugeben.«
»Sie sprechen von Franzi Burger, net wahr?«
Robert sah ihn überrascht an.
»Sie wissen…?«
»Ich hab’s geahnt«, erwiderte Sebastian. »War ja auch kein Wunder. Franzi ist ein hübsches Madel, klug und fleißig. Sie ist selbstbewußt und hängt an der Heimat. Eine bessere Frau kann sich ein Mann wohl net wünschen.«
Sein junger Gast sah ihn an und seufzte. Dann erzählte er von dem gestrigen Besuch auf der Kandereralm, und in welcher Katastrophe er geendet hatte.
Sebastian bat ihn, auf der Bank Platz zu nehmen und setzte sich neben ihn.
»Hören S’, Robert«, sagte er eindringlich. »Wenn Ihnen wirklich etwas an dem Madel liegt, dann bringen S’ das in Ordnung. Ich sag’ Ihnen noch einmal – die Melanie bringt’s Ihnen net zurück, wenn S’ bis ans End’ Ihres Lebens den Büßer spiel’n. Das Ihnen alles, was gescheh’n ist, leid tut, wird Ihnen jeder glauben. Aber es hat keinen Zweck diese Selbstkasteiung weiter durchzuführen. Sie haben ein Recht auf Glück und Liebe, wie jeder and’re Mensch auch, und niemand wird Ihnen dieses Recht verwehren. Bitte, denken S’ darüber nach.«
Robert Feldmann hatte stumm zugehört. Jetzt richtete er sich auf und sah den Geistlichen an.
»Seit gestern abend hab’ ich darüber nachgedacht, Hochwürden«, antwortete er. »Und ich denk’, daß ich langsam zu der Einsicht gekommen bin, daß Sie recht haben, mit dem, was Sie sagen. Melanie bringt’s wirklich net wieder, und ich würd’ nur noch einen weiteren Menschen unglücklich machen. Vielleicht waren es nur noch einmal Ihre deutlichen Worte von eben, die mir endgültig die Augen geöffnet haben.«
Mit dieser Sicherheit verabschiedete er sich schon bald von der kleinen Gesellschaft und ging ins Hotel zurück. Am liebsten hätte er gleich in der Almhütte angerufen, aber es war mitten in der Nacht, und bestimmt schlief Franzi längst.
Also wartete er geduldig die Nacht ab. Schlaf fand er keinen, dazu war Robert Feldmann viel zu aufgeregt. Er saß im Sessel, starrte in die dunkle Nacht hinaus und malte sich die Zukunft in schönsten Bildern aus, während es draußen regnete und stürmte.
Heiraten wollte er und Franzi mit nach München nehmen. Seine Eltern würden staunen, wenn sie seine entzückende Braut kennenlernten. In der Firma könnte sie mitarbeiten, Tag und Nacht würden sie zusammensein, und nichts könnte sie mehr voneinander trennen.
Früher als sonst war er beim Frühstück unten, und ungeduldig wartete er darauf, daß die Zeit verging. Dann, am späten Vormittag, hielt er es nicht länger aus. Er erkundigte sich nach der Telefonnummer der Kandereralm und ging auf sein Zimmer. Mit fliegenden Fingern wählte er, und sein Herz klopfte aufgeregt, als er ihre Stimme hörte. Er war so überrascht, Franzi gleich am Hörer zu haben, daß er für einen Moment nichts sagen konnte. Dann endlich nannte er seinen Namen.
»Bist’ noch dran?« fragte er, weil er sie auch nicht hörte.
»Ja«, sagte sie kurz.
»Franzi, ich wollt’ dich fragen, ob’s bei uns’rer Verabredung bleibt…, weißt’, es liegt mir sehr viel daran.«
Ihr Mund war trocken, und das Sprechen fiel ihr schwer. Franzi Burger schwindelte es. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Obwohl sie sich nichts mehr auf der Welt gewünscht hatte, als diesen Anruf, war sie unfähig, darauf zu reagieren.
»Bitte, Franzi«, sagte Robert eindringlich, weil er keine Antwort bekam, »ich würd’ mich sehr freu’n, wenn wir zum Tanz gingen. Außerdem gibt’s noch so vieles, was wir besprechen müssen. Darf ich hoffen, daß du meine Einladung annimmst?«
Einen kurzen Augenblick zögerte sie. An nichts anderes hatte sie die ganze Nacht gedacht, als daß er sich noch einmal meldete und sie um ein Treffen bat. Jetzt konnte sie nicht ablehnen. Wenn sie diese Chance nicht ergriff – eine zweite würde sie wohl nicht wieder bekommen.
»Ja, Robert, ich nehm’ sie an«, antwortete sie endlich.
»Himmel, wie ich mich freu’«, jauchzte er. »Bis heut’ abend, Franzi, vor dem Hotel.«
Das Madel legte nachdenklich auf. Bedeutete dieser Anruf wirklich das, was sie sich erhoffte?
*
Der Saal des Hotels war, wie jeden Samstag abend, gut besucht. Während drinnen schon die Blaskapelle spielte, stand Robert vor dem Eingang und wartete geduldig. Immer noch drängten Menschen herein. Festlich gekleidet und in guter Stimmung.
Würde sie wirklich kommen?
Diese Frage stellte der junge Mann sich, seit er hier stand und jedes Madel erwartungsvoll musterte. Bisher war Franzi nicht darunter gewesen, und Robert glaubte schon, daß er vergebens wartete, als er sie um die Ecke, vom Parkplatz, kommen sah.
Hinreißend schaute sie aus, in ihrem Dirndl. Noch am frühen Abend war Franzi nach Hause gefahren und hatte sich dort auf die Verabredung vorbereitet. Sie begrüßte ihn mit einem Lächeln, das ausdrückte, wie sehr sie sich freute.
»Der Max Trenker hat uns zwei Plätze an seinem Tisch reserviert«, erklärte Robert, während sie sich mit den anderen durch den Eingang zum Saal drängten
Der Bruder des Bergpfarrers sah sie schon und winkte ihnen zu. Franzi kannte Claudia Bachinger bereits. Die Journalistin war schon einige Male mit Pfarrer Trenker auf der Kandereralm zu Besuch gewesen, als die Nichte des Senners auch oben war. Die beiden Frauen begrüßten sich herzlich, und schnell war eine angeregte Unterhaltung im Gange. Für Franzi war es etwas Besonderes, am Tisch der Honoratioren des Dorfes zu sitzen.
Die Männer hatten sich Bier bestellt, während die Frauen eher Weinschorle tranken, die am besten erfrischte. Immer noch war es schwül warm draußen, und auch der Regen brachte keine Abwechslung. Entsprechend war die Temperatur auf dem Saal, und kühle Getränke, am liebsten mit Eiswürfeln darin, waren besonders gefragt.
Trotzdem kamen die Männer nicht um das Tanzen herum. Auch Franzi und Robert waren bald unter den tanzenden Paaren zu finden, und für das Madel hatte sich ein Traum erfüllt – endlich den Mann ihres Herzens im Arm zu halten.
Robert sah sie an. Verliebt erwiderte sie seinen Blick, und dann trafen sich ihre Lippen.
Es war ihnen egal, daß es mitten auf der Tanzfläche geschah, wo sie viele Augenpaare sehen konnten. Ihre Liebe war kein Geheimnis.
»Es gibt so vieles, was ich dir sagen muß«, raunte Robert an ihrem Ohr.
Franzi schüttelte den Kopf.
»Nix mußt’ mir sagen«, antwortete sie, »wenn’ mich nur festhältst!«
»Komm, laß uns ein wenig nach draußen geh’n«, bat er. »Es ist mir wichtig, daß du alles erfährst.«
Der Regen hatte ein wenig nachgelassen, als sie vor die Tür traten. Robert hatte sie untergehakt und führte sie ein paar Schritte zur Seite.
»Was