Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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schweigsam gewesen, und Sebastian unterbrach ihn nicht in seinen Gedanken. Später hatte der junge Werbefachmann von sich aus noch einmal zu reden angefangen, und aus jedem Wort, das er von sich gab, klang die tiefe Schuld, deren er sich bewußt war.

      Es hätte keinen Sinn gehabt, ihn vom Gegenteil überzeugen zu wollen, das war dem Bergpfarrer klar. Aber er wußte auch, daß er Robert Feldmann nicht seinem Schicksal überlassen durfte. Behutsam würde der Geistliche versuchen müssen, in klärenden Gesprächen diese unseligen Schuldgefühle, und die damit selbst auferlegte Strafe aus der Welt zu schaffen.

      Nach dem Abendessen war Sebastian mit Professor Bernhard und dessen Frau verabredet. In der Bierstube des Hotels war ein Tisch reserviert worden, an dem sie saßen und plauderten. Der gute Hirte von St. Johann merkte immer wieder, daß seine Gedanken abschweiften, und er nur am Rande wahrnahm, was Ulrich Bernhard sagte.

      Endlich zwang er sich, zuzuhören. Der Internist hatte für den nächsten Tag einen Rundflug über das Wachnertal vorgeschlagen und wollte wissen, ob Sebastian Zeit dafür habe.

      »Am Vormittag wird’s ein bissel eng«, antwortete er. »Die Amtsgeschäfte lassen sich net immer verschieben. Aber am Nachmittag würd’s passen.«

      Sebastian beugte sich vor und zwinkerte verschwörerisch mit dem Auge.

      »Aber laß’ bloß meine Frau Tappert nix davon hören«, bat er. »Du weißt ja, wie sie sich sorgt.«

      »Keine Angst, Hochwürden, während Sie mit meinem Mann in der Gegend umherfliegen, werd’ ich mich mit Ihrer Haushälterin über Kochrezepte austauschen«, versprach Hedda Bernhard. »Sie wird gar net merken, daß Sie net da sind.«

      Sie prosteten sich zu.

      »Da fällt mir ein«, meinte der Geistliche, »vielleicht ist es eine gute Idee, das Essen für den Hochzeitstag zu besprechen. Ich hab’ der Frau Tappert gegenüber bereits angedeutet, daß am Freitag abend ein kleines Fest stattfinden soll. Aber die Einzelheiten besprechen S’ am besten mit ihr selbst.«

      Die Ärztin nickte.

      »Ein guter Gedanke. Das wird die arme Frau von ihren Ängsten ablenken.«

      »Habt ihr euch denn schon ein bissel umgeseh’n?« erkundigte Sebastian sich.

      »O ja, nach einem ausgiebigen Spaziergang am Morgen, sind wir heut’ nachmittag an den See hinausgefahren«, erzählte Ulrich Bernhard. »Ich muß sagen, ein sehr schönes Ausflugsziel. Der Achsteinsee liegt ja vor einer herrlichen Kulisse.«

      »Und am Freitag möcht’ ich endlich mal auf eine Alm hinauf«, erklärte Hedda und warf ihrem Angetrauten einen vielsagenden Blick zu. »Leider kann mein Mann sich net dazu durchringen. Er meint, es wär’ zu anstrengend für ihn.«

      Sebastian lachte.

      »Ja, für einen ungeübten Wanderer ist’s wirklich net leicht. Die meisten Almhütten, steh’n in tausend und mehr Metern Höhe. Da muß man erst einmal hinauf. Aber es lohnt sich wirklich. Wie schaut’s denn bei Ihnen mit der Kondition aus, gnädige Frau?«

      Bevor sie antworten konnte, fuhr ihr Mann dazwischen.

      »Ach, Kinder, nun hört doch endlich auf, mit dem ›Sie‹ und ›gnädige Frau‹. Duzt euch doch einfach!«

      Sebastian lächelte.

      »Wenn deine Frau damit einverstanden ist, herzlich gern’.«

      Die Ärztin hob ihr Weinglas und prostete ihm zu.

      »Also, ich heiß Hedda, auf gute Freundschaft, Sebastian.«

      Der Bergpfarrer stieß mit seinem Glas an ihres.

      »Ich freu’ mich, zwei solche Freunde geschenkt bekommen zu haben«, sagte er mit ehrlicher Freude. »Auf daß wir noch recht viele Stunden miteinander verleben.«

      »So ist’s recht«, meinte der Professor und ließ sein Glas erklingen, indem er es an ihrer beider Gläser stieß. »Und wenn’s mal soweit ist, daß wir uns zur Ruhe setzen, dann steht Sankt Johann als Altersruhesitz an erster Stelle!«

      Sie leerten die Gläser, und die Unterhaltung zog sich noch recht lange fort. Die freundliche Bedienung schenkte gerne nach, und es schlug schon Mitternacht, als Sebastian sich auf den Weg ins Pfarrhaus machte.

      Es war ein schöner Abend gewesen, auch wenn er immer wieder von den Gedanken an Robert Feldmann unterbrochen wurde. Noch als er im Bett lag, überlegte Sebastian, wie er es anstellen konnte, den jungen Mann von seinem Schwur zu entbinden. Aber dazu mußte Robert erst einmal einsehen, daß seine Schuld an dem tragischen Unglück nicht so schwer wog, wie er meinte.

      *

      In aller Herrgottsfrühe war Franzi schon aus dem Bett gesprungen. Ihr Onkel schlief noch in seiner Kammer, als sie bereits Kaffee kochte und sich anschließend mit einem dampfenden Becher und einem belegten Brot nach draußen setzte, wo sie den Sonnenaufgang beobachtete.

      Heute war es endlich soweit! Robert würde heraufkommen, und ihr Herz pochte aufgeregt, wenn sie an den Moment dachte, in dem sie sich gegenüber stehen würden.

      Nach dem gestrigen Gespräch mit Iris waren ihre Hochgefühle ein wenig gedämpft gewesen. Sie wußte, daß die Freundin recht hatte. Robert und sie kannten sich ja fast gar nicht, hatten sich erst einmal gesehen. Und doch war Franzi davon überzeugt, daß ihr Zusammentreffen kein Zufall war, sondern vom Schicksal bestimmt.

      »Na, hast’ net mehr schlafen können?« fragte ihr Onkel, der inzwischen aufgestanden war.

      Der Kaffeeduft, der durch die Hütte zog, mußte ihn geweckt haben, denn auch er hielt einen Becher in der Hand, aus dem er genußvoll trank.

      Franzi lächelte ihn an.

      »Guten Morgen, Onkel Franz«, begrüßte sie ihn. »Nein, es wird ein viel zu schöner Tag. Da ist es um jede Stund’ schad’, die man im Bett liegt.«

      Franz Thurecker setzte sich zu ihr.

      »Recht hast’, Madel«, meinte er. »Trotzdem sollt’ man den Tag net ohne ein anständiges Frühstück beginnen.«

      Seine Nichte lachte und sprang auf.

      »Ich bereite alles vor«, rief sie.

      »Dann kümmer’ ich mich erst einmal um die Rindviecher«, nickte der Alte, trank seinen Kaffee aus und ging zum Stall hinüber.

      So war jeden Morgen der Ablauf. Erst einmal wurden die Kühe und Ziegen gemolken und nach draußen gelassen, dann konnten die Menschen sich gemütlich zum Frühstück niederlassen.

      Es dauerte schon seine Zeit, ehe die Tiere alle versorgt waren. Doch als dann das Bimmeln der Kuhglocken durch den anbrechenden Morgen erklang, war auch der Tisch auf der Terrasse gedeckt. Neben dem frischen Brot und der guten Almbutter standen auch Marmelade und Käse darauf, und mittendrin eine Pfanne, in der Eier und Speck brutzelten. Franz Thurecker liebte eine fertige Mahlzeit am Morgen. Dafür hielt er sich am Abend zurück und begnügte sich mit einem Stückchen Bergkäse.

      »Heut’ wird’s wieder voll«, meinte er, während des Essens. »Hoffentlich reicht der Braten.«

      Schon

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