Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher
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»Ich vermute, einen besond’ren Tag?«
»Siehst du, Hedda, ich hab’s dir ja gesagt, vor dem Sebastian kannst’ nix verheimlichen.«
Er nickte freudestrahlend.
»Du hast recht geraten«, antwortete er. »Wir haben am Freitag uns’ren Hochzeitstag, und den woll’n wir bei euch in Sankt Johann feiern.«
»Das ist eine schöne Idee«, freute sich der Geistliche mit ihnen. »Ich bitt’ mir aber aus, daß das Festessen im Pfarrhaus stattfindet. Meine Frau Tappert ist ohnehin ganz enttäuscht, daß du ein Zimmer im Löwen genommen hast. Sie würd’ so gern’ für viele Leute kochen.«
»Also, darum hätt’ ich dich sowieso gebeten«, lachte der Arzt. »Nachdem ich meiner Hedda von Frau Tapperts Kochkünsten vorgeschwärmt hab’, ist sie schon ganz neugierig geworden.«
»Dann bitt’ ich dich bloß um ein’s«, meinte Sebastian, »red’ net vom Fliegen, wenn die Frau Tappert dabei ist. Sonst könnt’s passieren, daß sie vor lauter Schreck die Suppe versalzt.«
Die beiden Mitfahrer lachten, als er die Geschichte zum Besten gab, daß die Perle des Pfarrhaushalts heute noch Ängste ausstand, wenn sie daran dachte, wie Hochwürden über das Wachnertal geflogen war.
»Wir seh’n uns heut’ abend, drüben im Pfarrhaus?« fragte Sebastian, nachdem sie im Hotel angekommen waren.
»Sehr gern«, freuten Hedda und Ulrich Bernhard sich.
Während sie ihr Zimmer bezogen, fuhr der Seelsorger seinen Wagen in die Garage zurück. Bis zur Abendmesse war es noch ein wenig Zeit. Im Pfarrhaus erledigte er ein paar wichtige Arbeiten und überprüfte seine Ausrüstung für den nächsten Tag. Er war gerade damit fertig geworden, als Alois Kammeier die Glocken läutete.
*
Nach der Messe, zu der auch das Ehepaar Bernhard gekommen war, wartete Robert Feldmann schon auf Sebastian.
»Was macht der Fuß?«
Der junge Werbefachmann lachte.
»Es ist einfach unglaublich, was diese Salbe geschafft hat. Wenn mir das woanders passiert wär’, würd’ ich wahrscheinlich immer noch vor Schmerzen kaum geh’n können. Ich überleg’ die ganze Zeit, ob man dieses Wundermittel net im großen Stil vermarkten sollte. Der Herr Thurecker würd’ ein Vermögen damit verdienen.«
An seinem Lächeln erkannte Sebastian, daß die letzte Bemerkung eher scherzhaft gemeint war.
»Ich glaub’ net, daß der Franz wirklich ein Vermögen haben möchte«, meinte er. »Der ist so ganz glücklich auf seiner Hütte.«
Sie standen in der Tür zur Sakristei. Der Geistliche hatte seine Jacke angezogen.
»Wissen S’ was? Wir haben heut’ abend Besuch im Pfarrhaus. Kommen S’ doch einfach mit hinüber. Dann können wir in aller Ruhe uns’re Tour besprechen«, schlug er vor.
Robert Feldmann freute sich über die Einladung und nahm sie gerne an. Gemeinsam gingen sie hinüber. Ulrich Bernhard saß mit Max Trenker zusammen und unterhielt sich mit ihm, während seine Frau bei Sophie Tappert in der Küche stand und mit der Pfarrköchin fachsimpelte. Die Ärztin war eine leidenschaftliche Hobbyköchin, doch ließ ihre Tätigkeit als Dozentin an der Münchener Universität ihr nicht viel Zeit, diesem Hobby auch zu frönen.
Natürlich waren auch Elena und Toni Wiesinger eingeladen worden. Der junge Dorfarzt hatte seinen früheren Mentor noch vor der Abendmesse im Hotel aufgesucht und willkommen geheißen.
Sebastian machte die Gäste mit Robert Feldmann bekannt, und nach kurzer Zeit wurde zu Tisch gebeten.
Sophie Tappert hatte ein leichtes Abendessen, bestehend aus einem Salat, verschiedenen Wurst- und Käsesorten, und einem Obstsalat zubereitet. Es verstand sich von selbst, daß alles, was im Pfarrhaus auf den Tisch kam, aus der Region stammte, wenn es nicht gar selber hergestellt war. So kam der Bergkäse zu besonderen Ehren, und das Brot, das am Morgen gebacken worden war, fand reißenden Absatz.
»Köstlich dieser Obstsalat«, sagte Hedda Bernhard. »Ich überleg’ die ganze Zeit, womit er gewürzt ist.«
Die Haushälterin lächelte. Wann immer sie dieses Dessert auftischte, fand es begeisterte Zustimmung.
»Die Früchte stammen natürlich aus dem Pfarrgarten«, erklärte sie. »Und abgeschmeckt ist der Salat mit wenig Zucker und einem Schuß Kognak. Was ihm aber den ganz besond’ren Geschmack gibt, ist ein Hauch frisch geriebener Ingwer.«
»Das muß ich mir merken«, freute sich die Ärztin über den Tip.
»Ich seh’, bei dir wird net nur schmackhaft, sondern auch gesund gekocht«, wandte sich Ulrich Bernhard an Sebastian. »Ingwer ist net nur für die Verdauung gut, er senkt auch das Cholesterin und regelt den Blutdruck, wenn er oft gegessen wird.«
Für Hedda Bernhard war es gar kein Umstand, beim Abräumen mit Hand anzulegen. Außerdem bestand sie darauf, in der Küche beim Abwasch zu helfen.
»Da können wir uns noch ein bissel übers Kochen unterhalten«, meinte sie zu Sophie Tappert.
Elena Wiesinger, die attraktive Tierärztin des Dorfes, schloß sich den beiden Damen an, und schon bald war aus der Küche fröhliches Gemurmel zu hören.
Während Max Trenker, Ulrich Bernhard und Toni Wiesinger sich in die gemütliche Sitzecke zurückzogen, saßen Sebastian und Robert an dem großen Tisch. Der Geistliche hatte eine große Karte darauf ausgebreitet und erklärte, welche Route er sich ausgedacht hatte.
Der junge Mann, der neben ihm saß, fühlte sich ausgesprochen wohl. Schnell hatte er gespürt, welch angenehmer Ton im Haus des Geistlichen herrschte, und wie liebe- und respektvoll man miteinander umging. Auch als Gast hatte man das Gefühl, willkommen zu sein, und während des Essens hatte Robert Feldmann sich angeregt mit dem Bruder des Bergpfarrers unterhalten. Max war ihm auf Anhieb sympathisch gewesen, und als Robert vom Tanzabend sprach, auf den er seine Lebensretterin eingeladen hatte, schlug der junge Polizist vor, gemeinsam dorthin zu gehen. Am Samstag war nämlich auch Claudia Bachinger wieder in St. Johann, Max’ größter Schatz. Die Journalistin arbeitete in Garmisch-Partenkirchen bei der Zeitung, und sehr zum Bedauern des jungen Trenkers sahen sie sich daher nur spärlich. Manchmal mußte Claudia auch am Wochenende arbeiten, dann wurde die Wartezeit bis zum nächsten Wiedersehen noch länger.
»Hier steigen wir auf«, deutete Sebastian auf einen Punkt, auf der Karte. »Dort geht’s dann weiter über die Kachlachklamm. Bis dahin ist’s relativ einfach, doch dann wird’s schon schwierig für einen ungeübten Kletterer. Trau’n S’ sich solch eine Tour zu?«
Robert Feldmann, an den die Frage gestellt war, nickte.
»Es ist zwar ein paar Jahre her, daß ich wirklich in den Bergen unterwegs war«, erklärte er. »Aber ich denk’ doch. Gesundheitlich bin ich ja wieder ganz hergestellt, dank der Wundersalbe.«
Schon während des Essen war sein gestriger Unfall Thema des Gespräches gewesen. Ulrich Bernhard hatte interessiert zugehört und erfahren, mit welchem Mittel Robert behandelt worden war.
»Es ist schon was d’ran, daß es immer