Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Irgendwas stimmt net mit dem Madel, dachte der alte Senner, während er in die Käserei ging, um sich um den Bruch zu kümmern, den er kurz zuvor geschnitten hatte. Mit großen weißen Tüchern holte er ihn aus der Molke und ließ ihn in die vorbereiteten Formen gleiten. Unten lief die restliche Molke ab, während Franz die Form abdeckte und beschwerte, damit die Masse gepreßt wurde.
Seit gestern war die Franzi wie verwandelt, überlegte er dabei.
Ob’s was mit dem jungen Burschen zu tun hatte, den sie auf der Herfahrt gefunden hatte?
Franz schmunzelte unwillkürlich – Zeit wurd’ es ja, daß sich das Madel verbandelte. Alt genug war die Nichte inzwischen…
Daß er mit seiner Vermutung richtig lag, ahnte der Senner nicht. Seit dem Aufstehen hatte Franzi an nichts anderes denken können, als daran, ob sie Robert heute wohl wiedersehen würde. Fahrig war sie an die Arbeit gegangen, weil ihre Gedanken immer wieder abschweiften und sie dieses liebe Gesicht vor sich sah.
Sie warf einen Blick auf die Uhr und rief sich zur Ordnung. Wenn sie sich nicht beeilte, kamen die ersten Gäste bereits, noch bevor die Tische eingedeckt waren. Mit einem großen Messer schnitt sie die Brote auf und verteilte die Scheiben in die Körbe, die sie anschließend mit einem großen Tuch abdeckte, damit der Inhalt nicht austrocknete. Dann drehte sie die Bestecke in Papierservietten ein und brachte sie an die Tische. Auf jeden Platz kam so ein Besteckbündel.
Währenddessen schaute sie immer wieder zum Wirtschaftsweg hinüber, in der Hoffnung, den Erwarteten zu sehen.
Doch sie wurde enttäuscht.
Natürlich kommt er net, dachte sie. Bestimmt ist er im Hotel und ruht sich von den gestrigen Strapazen aus.
Ihr junges Herz pochte, während sie sich vorstellte, daß er vielleicht immer noch Schmerzen hatte, auch wenn er versichert hatte, daß der Fuß nicht mehr schmerzte. Möglicherweise hatte er gestern nur nicht zugeben wollen, daß es so war…
Ich muß ihn unbedingt nachher anrufen, überlegte sie. Er hat doch gesagt, daß er sich darüber freuen würde.
Franzi setzte sich und rief sich den Augenblick des Abschieds in Erinnerung.
Hatte er sie küssen wollen oder bildete sie sich das nur ein?
Für einen Moment war es ihr so erschienen und jetzt schloß sie die Augen, spitzte die Lippen und stellte sich vor, daß es wirklich geschehen wäre.
Ach, wie war es doch herrlich, verliebt zu sein!
An nichts anderes konnte sie denken, als an den einen, der ihr das Herz gestohlen hatte. Die ganze Welt hätte sie umarmen mögen!
»Bist’ immer noch net weiter?« riß die Stimme ihres Onkels sie aus ihren Gedanken.
Erschreckt fuhr das Madel hoch und sah den Senner kopfschüttelnd vor der Hütte stehen.
»Pack’ mal mit an«, sagte er.
Franzi folgte ihm in das Käselager. Während sie die schweren Laiber wendeten und abbürsteten, fühlte sie den forschenden Blick des Onkels auf sich ruhen.
»Ist was gescheh’n?« fragte Franz Thurecker direkt. »Du bist heut’ so ganz anders…«
Franzi richtete sich auf und sah ihn an. Ein breites Strahlen lag auf ihrem Gesicht.
»Ja«, gestand sie, »ich hab’ mich verliebt.«
»Hab’ ich’s doch geahnt«, stöhnte der Senner in gespieltem Entsetzen. »Na, wer ist denn der Glückliche?«
Obwohl er die Antwort bereits ahnte, hatte er diese Frage gestellt. Franzi ging zu ihm und umarmte ihn.
»Ach, Onkel Franz, das Leben ist so schön!« rief sie aus und gab ihm einen Kuß auf die Wange.
»Robert Feldmann?« hakte er nach.
Sie nickte stumm.
»Weiß er’s denn schon?«
Das Madel schüttelte den Kopf.
»Noch net. Aber ich fühl’, daß er mich auch liebt, und schon bald werd’ ich’s ihm sagen.«
»Na, das geht ja schnell, bei euch jungen Leuten«, staunte der Alte. »Bei uns hat’s immer ein bissel gedauert, bis wir die Madeln erobert haben. Allerdings waren’s auch die Burschen, die sich erklärt haben, und net die Weibsleut’. Aber das ist wohl der Lauf der Zeit.«
»Ja«, lachte seine Nichte, »heutzutag’ muß man schnell handeln, sonst sind die besten Exemplare schon vergeben, ehe man sich’s versieht.«
Während des Mittagsgeschäftes war soviel Betrieb, daß Franzi kaum dazu kam, an Robert zu denken. Nur zwischendurch, als einmal das Telefon klingelte, dachte sie, er könne es sein, der anrief. Aber es war lediglich jemand, der sich verwählt hatte.
»So, jetzt haben wir langsam ein bissel Luft«, meinte ihr Onkel, nachdem die meisten Gäste sich verabschiedet und auf den Heimweg gemacht hatten.
Sie setzten sich nach draußen und aßen zu Mittag. Der Senner beobachtete seine Nichte. Ihm fiel auf, daß das Madel nicht mit dem rechten Appetit aß, wie sonst.
»Dich muß es ja ganz schön erwischt haben«, sagte er mit einem Lächeln.
Franzi ließ ihre Gabel sinken und lehnte sich zurück.
»Weißt, Onkel Franz, ich hab’ immer von einem Mann geträumt, der plötzlich vor mir steht, und ich weiß ganz genau, daß er der Richtige ist. Bei Robert war ich gleich sicher, daß nur er der Mann meiner Träume sein kann.«
Sie sprang auf.
»Ich muß mal telefonieren«, rief sie und lief in die Hütte.
Der Apparat stand auf dem Büffet, hinter dem Tresen. Mit fliegenden Fingern suchte sie die Nummer des Hotels in St. Johann heraus. Nachdem es zweimal geklingelt hatte, wurde abgenommen.
»Ich möcht’ gern’ Herrn Feldmann sprechen«, sagte sie, und ihre Stimme zitterte.
»Einen Moment«, antwortete die freundliche Frau am anderen Ende der Leitung. »Ich verbinde Sie sofort.«
Es knackte, dann war eine Melodie zu hören, und schon Sekunden später meldete er sich.
»Feldmann…«
»Hier ist Franzi Burger…, ich wollt’ mich erkundigen, wie’s dem Fuß geht…«
Im selben Augenblick überlegte sie, ob es wirklich so eine gute Idee gewesen war, Robert anzurufen. Gewiß, sie hatte gesagt, daß sie es tun wolle, andererseits sollte er nicht das Gefühl haben, daß sie sich aufdrängte.
Seine Reaktion jedoch räumte jeden Zweifel aus. Deutlich war zu hören, wie sehr er sich über ihren Anruf freute.
»Franzi,