Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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hab’s versucht. Leider hat der Fuß auch was abbekommen. Er tut noch mehr weh als der Kopf.«

      Franzi überlegte, ob sie zur Hütte fahren, und Onkel Franz zur Hilfe holen sollte. Doch dann entschied sie sich anders.

      »Warten S’, ich helf’ Ihnen auf. Bis zum Auto müßten Sie’s eigentlich schaffen.«

      Sie legte seinen Arm und ihre Schulter, so daß er sich aufstützen konnte. Robert verzog einen Moment das Gesicht, als ein neuer Schmerz durch sein Bein raste.

      Stell’ dich net so an!, schimpfte er im stillen mit sich.

      Über eine Stunde hatte er dort am Felsen gehockt und auf diesen Moment, daß jemand vorbeikäme, gewartet. Jede Hoffnung hatte er beinahe schon aufgegeben und sich im Geiste bereits verhungern und verdursten gesehen, als überraschend dieser rettende Engel auftauchte.

      Sei also jetzt ein Mann und beiß die Zähne zusammen!

      »Geht’s?« fragte Franzi, während sie langsam zu ihrem Wagen humpelten.

      Robert nickte und ließ sich aufatmend in den Beifahrersitz sinken.

      »Das war Hilfe in höchster Not«, sagte er. »Darf ich mich vorstell’n – mein Name ist Robert Feldmann. Ich war eigentlich auf dem Weg zur Kandereralm, als es passierte. Aber jetzt bin ich mir gar net mehr so sicher, ob ich überhaupt noch dorthin will.«

      Die junge Frau hatte die Notfall-apotheke vom Rücksitz genommen.

      »Für Förmlichkeiten ist später immer noch Zeit«, antwortete sie. »Ich bin die Franzi, und zur Kanderer müssen S’ ohnehin mit. Ich will nämlich hinauf, und der Onkel Franz wird sich Ihr Bein genauer anschau’n.«

      Die Wunde am Kopf hatte sie desinfiziert. Ein kleines Lächeln war ihr dabei über die Lippen gekommen, als Robert zusammenzuckte. Natürlich wußte sie, daß es ein bissel brannte, aber so schlimm war es nun auch wieder nicht.

      Männer eben – angeblich hart im Nehmen, aber eigentlich doch wehleidig, wie kleine Kinder!

      Franzi klebte ein Pflaster auf die Stelle.

      »Das schaut schlimmer aus, als es ist«, kommentierte sie.

      Robert bedankte sich für die schnelle Behandlung und lehnte sich in den Sitz zurück. Das Madel setzte sich hinter das Lenkrad und startete den Motor.

      »Sind S’ auf Urlaub da?« erkundigte es sich, während sie langsam den Weg hinauffuhren.

      »Ja«, antwortete der junge Mann, »mein erster Tag heut’. Allerdings hab’ ich mir den anders vorgestellt…«

      »Vielleicht ist’s mit dem Fuß auch nur halb so wild, wie mit der Stirn«, versuchte Franzi, ihn zu trösten. »Mein Onkel hat eine Salbe oben, die hilft bestimmt.«

      Na, hoffentlich net die von diesem Wunderheiler, vor dem der Wirt uns gewarnt hat, dachte Robert.

      Tatsächlich hatten die Aktivitäten des selberernannten Wunderheilers von St. Johann in der letzten Zeit wieder derart zugenommen, daß Sepp Reisinger sich genötigt sah, seine Gäste vor dem alten Kauz und dessen obskuren Mitteln zu warnen, mit denen der Brandhuber den ahnungslosen Touristen das Geld aus der Tasche zog. Und seit es den Euro gab war es noch ärger geworden, hatte der Bazi doch wahrhaftig alles eins zu eins »umgerechnet«.

      Robert sah die Fahrerin von der Seite her an. Nein, sie machte auf ihn nicht den Eindruck, als gehöre sie zu den Leuten, die andere übervorteilten.

      Ganz im Gegenteil – in diesem hübschen Gesicht konnte kein Arg wohnen!

      Wie heißt sie noch gleich?

      Richtig, Franzi hatte sie gesagt. Der Name paßte zu ihr. So, wie sie ausah, in dem feschen Dirndl, stellte man sich gemeinhin eine Bewohnerin der Berge vor.

      Für einen Moment begegneten sich ihre Augen, als Franzi den Kopf zur Seite neigte, als habe sie seinen Blick bemerkt, mit dem er sie musterte. Robert fühlte sich ertappt, als habe er etwas Verbotenes getan und schaute schnell weg.

      Dabei war er eigentümlich berührt, als er feststellte, daß sein Herz schneller klopfte, als es sonst der Fall war…

      Ehe er sich jedoch ausmalen konnte, wie es wäre, dieses zauberhafte Madel zu küssen, sah er wieder Melanies Bild vor sich, und Ernüchterung machte der Vorstellung Platz. Nie wieder, so hatte er sich geschworen, würde eine andere Frau den Weg zu seinem Herzen finden. Nie wieder wollte er das wunderschöne Gefühl, aufrichtig geliebt zu werden, empfinden.

      Einmal hatte er sie gehabt, die einzigartige und große Liebe, wie sie einem einmal nur im Leben begegnet.

      Und doch hatte er sie verschmäht und ein Unglück heraufbeschworen, das er sich nie würde verzeihen können, solange er lebte.

      Als Sühne hatte er sich den Verzicht, seinem Leben eine neue Wendung zu geben, und sein Herz noch einmal ansprechen zu lassen, auferlegt.

      Franzi war der Stimmungswandel des jungen Manne neben ihr nicht verborgen geblieben. Sie fragte sich unwillkürlich, ob sie der Grund dafür war, daß er jetzt so stumm und teilnahmslos nach vorne blickte.

      Wie toll hatte ihr Herz geschlagen, als sie zu ihm gelaufen war, und wie irritiert war sie gewesen, als sie feststellte, daß es nicht sein Schicksal, sondern vielmehr er selbst es war, der das Durcheinander in ihrem Inneren verursachte.

      War er der Mann, von dem sie immer geträumt hatte? Hatte sie ihn gerade erlebt, diesen wunderschönen Augenblick der ersten großen Liebe, von dem sie immer gehört hatte?

      Es konnte wohl nicht anders sein, denn ihr Herz raste immer noch, als sie vor der Almhütte hielt und Robert Feldmann beim Aussteigen behilflich war…

      *

      Franz Thurecker war gerade aus dem Anbau hinter der Hütte getreten. Der Senner ließ die Holzscheite fallen, die er auf dem Arm trug, und sprang hinzu.

      »Hast’ etwa einen Unfall gehabt?« fragte er besorgt.

      »Ich net«, antwortete seine Nichte. »Aber der Herr Feldmann hier. Er ist vom Weg abgekommen und hat sich den Fuß verletzt. Du mußt ihn dir unbedingt gleich mal anschau’n.«

      »So schlimm ist’s gar net«, wehrte Robert Feldmann ab, dem es plötzlich peinlich war, daß die beiden sich so besorgt um ihn zeigten.

      Doch sein schmerzverzerrtes Gesicht straften ihn gleich darauf Lügen, als er, am Arm von Franz Thurecker, zur Terrasse humpelte.

      »Das haben wir gleich«, murmelte der Senner und kniete sich vor den Verletzten hin.

      Sachkundig untersuchte er das Bein und tastete den Fuß ab. Robert zuckte zusammen, als Franz eine geschwollene Stelle über dem Knöchel berührte.

      »Gebrochen ist nix«, stellte der Alte fest. »Aber der Fuß hat ein bissel was abbekommen. Ich werd’ gleich was zum Kühlen d’rauf tun.«

      Er wandte sich zu seiner Nichte um, die mitfühlend daneben stand und Robert am liebsten tröstend in die Arme genommen hätte.

      »Sei so gut, und hol’

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