Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Früher war der Bruder des Bergpfarrers ein wahrer Halodri gewesen, der keine Gaudi ausließ. Sehr zum Leidwesen des Geistlichen, wie auch der Haushälterin, die in dem jüngeren Max so etwas wie einen Sohn sah. Seit der fesche Polizeibeamte die attraktive Journalistin kennen- und liebengelernt hatte, war er jedoch wie ausgewechselt.
Die Liebe hatte ihn fest in ihrem Bann, und er war treu wie Gold.
Der Zwischenfall vom Vorabend war auch noch einmal Thema des Tischgespräches.
»Auf jeden Fall werd’ ich dem Franz ein paar deutliche Worte sagen«, sagte Sebastian.
»Glaubst wirklich, daß ihn das beeindruckt?« entgegenete Max. »Du hätt’s ihn mal gestern abend erleben müssen. Drei Burschen haben ihn kaum bändigen können, und der Haß auf den Jörg Urban stand ihm ins Gesicht geschrieben.«
»Um so eher muß ich mit ihm reden«, sagte der Geistliche. »Damit net noch ein wirkliches Unglück geschieht.«
»Dabei paßte er doch überhaupt net zu dem Madel«, mischte Claudia sich ein. »Dieser Doktor ist viel netter und schaut auch viel besser aus.«
Sebastian schmunzelte. Diese Tatsache allein löste das Problem auch nicht. Aber es war klar, daß Frauen da viel praktischer dachten – der Mann paßt net zu dem Madel und Schluß!
Allerdings würde Franz Raudinger da ganz anderer Meinung sein.
»Ich glaub’, ich fahr’ gleich nach dem Essen zum Hof hinauf«, meinte er, während die Haushälterin den Braten auftrug. »Je eher ich mit dem Franz red’, um so besser.«
*
Der Knecht war ins Gesindehaus gegangen. Durch das Fenster beobachtete er, wie der Tierarzt vom Hof fuhr. Franz Raudinger strich sich über das unrasierte Kinn und steckte die andere Hand in die Tasche. Als er sie wieder hervorzog, hielt er eine braune Flasche in der Hand.
Der Name auf dem Etikett sagte ihm nichts. Nachdenklich schaute er darauf, und der Totenkopf, den er sah, jagte ihm einen Schauder über den Rücken.
Nicht in größeren Mengen anwenden! stand darunter.
Der Knecht grinste.
Wenn net in größeren Mengen, dann eben in kleineren, dachte er und schraubte die Flasche auf. Dunkelblaue Tabletten sah er darin, denen ein unangenehmer Geruch entströmte.
Schon als Jörg Urban aus seinem Auto stieg, war es Franz durch den Kopf geschossen. Er mußte etwas finden, das den Ruf des Tierarztes schädigte. Und was konnte das besser sein, als die falsche Behandlung eines Tieres?
Bestimmt würde es Hubert nicht bekommen, wenn er ihm ein paar von diesen Tabletten zu fressen gab. Natürlich wollte er das Tier nicht töten, aber einen Denkzettel wollte er dem Nebenbuhler schon verpassen.
Er kämpfte noch einen Weile mit sich, stellte sich vor, was geschehen würde, wenn das, was er vorhatte, schiefging, und Hubert doch starb.
Doch dann schob er alle Bedenken beiseite und ging in den Stall. Der Zuchtbulle stand in seinem Verschlag, den Kopf tief im Futtertrog.
Franz Raudinger schraubte die Flasche auf und warf eine Handvoll Tabletten dazu. Hubert fraß unbekümmert weiter.
Der Knecht sah einen Moment zu, dann drehte er sich um und verschwand in der hintersten Ecke. Zwischen einem alten Schrank und einigen Heuballen versteckte er die Flasche und deckte sie sorgfältig zu.
Wenn die Tabletten noch nicht reichten, würde er dem Bullen eben noch ein paar davon geben.
Zufrieden grinsend ging er ins Gesindehaus zurück und warf sich auf sein Bett. Jetzt endlich konnte er den versäumten Schlaf nachholen.
*
»Was ist denn heut’ mit dem Franz los?« fragte Walburga Wendler kopfschüttelnd. »Erst läßt er das Frühstück ausfallen, dann den Kirchgang und jetzt kommt er net zum Mittagessen. Christine, schau doch mal nach, was da los ist.«
Die junge Magd zuckte die Schultern und stand auf. Sonntags wurde auf dem Wendlerhof immer in der Diele zu Mittag gegessen. Der Tisch war hübsch gedeckt mit Tellern, Gläsern und Besteck. Kathie hatte einen Blumenstrauß aus dem Garten geholt und in einer Vase dazugestellt. Durch das ganze Haus zog ein appetitlicher Duft nach Braten, Kraut und Knödeln.
Christine klopfte an die Tür zu Franz’ Zimmer. Es dauerte eine Weile, ehe sich drinnen etwas regte. Endlich schob der Knecht seinen Kopf durch den Spalt. Er sah verschlafen und mürrisch aus.
»Was ist denn los?«
»Warum kommst denn net zum Essen?« stellte die Magd eine Gegenfrage. »Wir warten alle auf dich.«
Franz Raudinger sah sie einen Moment stumm an.
»Ich komm ja gleich«, antwortete er endlich und wollte die Tür wieder zuschieben.
Christine stellte ihren Fuß dazwischen.
»Vielleicht solltest dich aber vorher ein bissel in Ordnung bringen«, meinte sie, mit Blick auf sein Aussehen.
»Die Bäuerin hat’s net gern, wenn jemand herumläuft, so wie du. Schon gar net am heiligen Sonntag.«
»Schon recht«, brummte Franz und schloß die Tür.
Es dauerte eine ganze Zeit, bis der Knecht endlich in die Diele schlurfte. Die anderen hatten bereits mit dem Essen angefagen. Franz Raudinger setzte sich auf seinen Platz, nachdem er einen Gruß gemurmelt hatte. Immerhin hatte er geduscht, sich rasiert und frische Kleidung angezogen.
Allerdings nicht seinen guten Sonn- und Feiertagsanzug.
»Na, gestern abend ein bissel zu tief in den Maßkrug geschaut?« erkundigte sich Xaver Wendler augenzwinkernd.
Seine Frau warf dem Knecht einen ärgerlichen Blick zu. Immer noch konnte man sehen, daß Franz eine schlaflose Nacht hinter sich hatte, und trotz der Dusche wirkte er irgendwie »schlunzig«. Das mochte an der alten Jacke und der abgetragenen Hose liegen, die er rasch übergezogen hatte. Walburga hatte überhaupt kein Verständnis dafür, daß jemand sich so gehen ließ. In der Woche konnte man natürlich net immer wie aus dem Ei gepellt ausschau’n. Schon gar net, wenn man auf einem Bauernhof arbeitete. Doch am Sonntag verlangte sie, daß alle Bewohner des Wendlerhofes sich ordentlich kleideten und pünktlich zum Mittag einfanden.
Franz antwortete nicht auf die Frage des Bauern. Er bediente sich aus den Schüsseln, die auf dem Tisch standen, und starrte vor sich hin, während er das Essen in sich hineinschaufelte.
Christine hatte ihn eine Zeitlang beobachtet. Hin und wieder hob er den Kopf, sah aber dabei weiter auf seinen Teller. Gerne hätte sie ihm etwas Tröstendes gesagt, aber jetzt war wohl nicht der richtige Augenblick dafür. Sie nahm sich vor, Franz später anzusprechen. Vielleicht konnten sie ja Freunde sein, und möglicherweise akzeptierte der Knecht auch Jörg.
»Hast mal nach dem Hubert geschaut?« fragte Xaver Wendler.
Der Knecht schüttelte den Kopf.
»Heut noch net. Der