Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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willst denn hin?« wollte seine Frau wissen. »Es gibt doch noch Nachtisch.«

      »Den eß ich später. Erst einmal muß ich wissen, ob der Hubert wieder gesund ist.«

      Damit verließ er die Diele.

      Franz legte sein Besteck aus der Hand und stand ebenfalls auf. Ohne ein Wort ging er hinaus. Burgl Wendler sah ihm kopfschüttelnd hinterher.

      »Wißt ihr, was er hat?« wandte sie sich an ihre Tochter und die Magd.

      Die beiden Madeln schauten sich an. Christine sammelte die Teller ein und brachte sie in die Küche. Kathie beugte sich zu ihrer Mutter.

      »Es ist wegen der Christine«, wisperte sie.

      »Wegen Christine? Was ist denn da los?«

      Die Bauerntocher lachte auf.

      »Ach, Mama, du weißt wohl überhaupt net, was auf diesem Hof los ist, was?«

      Sie rückte noch näher. Die Magd, die in der Küche hantierte, mußte ja nicht mitbekommen, daß sie der Mutter alles verriet.

      »Der Franz ist bei ihr abgeblitzt«, raunte sie noch leiser und legte den Finger auf den Mund. »Aber verrat nix, daß du’s weißt.«

      Burgl Wendler wollte gerade ihre Tochter fragen, was genau geschehen war, als ihr Mann in die Diele stürmte.

      »Ich hab’s geahnt!« brüllte er. »Diese ganz neumodische Therapie hilft nix. Jetzt geht’s dem Hubert schlechter, als zuvor. Wahrscheinlich hat dieser junge Doktor auch keine Ahnung von dem, was er tut.«

      Er griff zum Telefon, das auf dem Dielenschrank stand, und wählte die Nummer der tierärztlichen Notfallpraxis. Da Elena Wiesinger an diesem Sonntag Dienst hatte, wurde der Anruf automatisch weitergeleitet.

      »Frau Doktor, Sie müssen sofort herkommen«, rief der Bauer aufgeregt. »Der Hubert stirbt mir unter den Händen weg!«

      Mutter und Tochter sahen sich bestürzt an.

      *

      Elena hatte es sich gerade mit einer Fachzeitschrift auf dem Sofa bequem gemacht, als das Telefon klingelte. Ihr Mann saß im Sessel und las ebenfalls. Jörg Urban hatte sich auf sein Zimmer zurückgezogen. Die Tierärztin nahm den Hörer ab und hörte den aufgeregten Bauern sprechen.

      »Moment, Herr Wendler, jetzt beruhigen S’ sich erst einmal und erklären mir was los ist.«

      »Beruhigen?« tönte es aus dem Hörer. »Ich kann mich net beruhigen, wenn mir mein bester Zuchtbulle wegstirbt. Sie müssen gleich kommen.«

      Die Tierärztin erkannte, daß mit dem Mann kein vernüftiges Wort zu reden war.

      »Dr. Urban wird sofort losfahren«, erklärte sie.

      »Nein, den will ich hier net seh’n«, hörte sie den Bauern zu ihrer Verblüffung sagen. »Der ist doch an allem schuld. Wer weiß, was er mit meinem Hubert angestellt hat. Heut’ morgen hab’ ich noch nach ihm geseh’n. Da ging’s ihm wunderbar, und jetzt liegt er im Stroh und regt sich net. Schaum hat er vor dem Maul, und die Augen sind ganz trüb’. Das kann doch net mit rechten Dingen zugeh’n.«

      »Da stimme ich Ihnen zu, Herr Wendler«, sagte de Tierärztin, die sich immer noch keinen Reim darauf machen konnte, was mit dem Zuchtbullen passiert sein sollte.

      An dem Medikament konnte es nicht liegen – es sei denn, Jörg Urban hatte irgend etwas verwechselt. Aber das kam ja schon gar nicht in Frage.

      Nicht bei einem ausgebildeten Tierarzt.

      »Ich mach mich sofort auf den Weg«, versprach sie und sah ihren Mann an.

      Der hatte seine Lektüre unterbrochen.

      »Was ist denn los?«

      Elena zuckte die Schulter.

      »Keine Ahnung. Da stimmt was net mit dem Zuchtbullen vom Wendlerbauern. Ich fürcht’, ich muß da sofort hinfahren.«

      Toni Wiesinger seufzte.

      »Es wär ja auch zu schön gewesen. Warum kann Jörg das net übernehmen? Ihr habt euch doch den Dienst so eingeteilt.«

      »Ich erklär’s dir später!« rief die Tierärztin und eilte die Treppe hinauf.

      Sie klopfte an das Gästezimmer. Jörg öffnete sofort. »Ist was gescheh’n?« fragte er, als er an ihrem Gesicht erkannte, daß etwas nicht stimmen konnte.

      »Ich weiß net«, antwortete sie. »Eben hat der Wendlerbauer angerufen. Dem Hubert geht’s schlecht. Er liegt am Boden, mit Schaum vor dem Maul, und trüben Augen. Haben S’ ihm irgendwas and’res gegeben, als das homöopathische Mittel?«

      Jörg schüttelte den Kopf.

      »Natürlich net«, erwiderte er. »Wie käm ich auch dazu?«

      Er warf das Buch, in dem er gelesen hatte, auf den Tisch.

      »Ich fahr’ sofort hinauf.«

      Elena hob die Hand.

      »Ich fürcht’, das wird net geh’n. Der Wendler meint, Sie seien schuld daran, daß es seinem Bullen so schlecht geht. Er will net, daß Sie ihn weiterbehandeln…«

      Der Tierarzt runzelte die Sitrn.

      »Ja, spinnt der denn?« rief er empört. »Natürlich komm’ ich mit hinaus, wenn Sie jetzt fahren. Ich werd’ den Hubert net anfassen. Aber ich muß doch wissen, was da eigentlich los ist.«

      »Deswegen hab’ ich geklopft.«

      Sie eilten die Treppe hinunter. Auf der Straße begegnete ihnen Sebastian Trenker. Der Bergpfarrer war gerade auf dem Weg zu seiner Garage.

      »So in Eile?« erkundigte er sich, als er die beiden Tierärzte sah. »Ein Notfall?«

      »Wir müssen zum Wendlerhof hinauf«, erklärte Elena und schloß den Wagen auf, der vor der Tür stand.

      »Das trifft sich gut. Da willl ich nämlich auch hin.«

      »Dann steigen S’ ein, Hochwürden. Ich erzähl’ Ihnen unterwegs was los ist.«

      Der gute Hirte von St. Johann staunte nicht schlecht, als er von dem Vorwurf gegen Jörg Urban hörte.

      »Also, das kann ich mir überhaupt net vorstellen«, daß Sie ein Medikament vertauscht haben sollen«, sagte er an den jungen Tierarzt gewandt.

      Jörg, der neben Elena saß, die den Wagen lenkte, drehte sich zu ihm um.

      »Ich auch net, Hochwürden«, erwiderte er. »Beim besten Willen net.«

      Sie sprachen noch einmal über den genauen Ablauf des Vormittags und Jörg berichtete haarklein, was er alles getan hatte. Angefangen beim Herausnehmen der Medikamente, bis zum letzte Besuch auf einem Bauernhof, auf der anderen Seite des Wachnertals.

      Sebastian

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