Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher
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»Also, ich würd’ sagen, daß wir uns in zwei Tagen noch einmal zusammensetzen. Bis dahin mußt dir’s überlegt haben.«
Die Bäuerin lächelte.
»Damit hast mir ein paar schlaflose Nächte bereitet, Bürgermeister«, sagte sie.
Nachdenklich sah sie den beiden Männer hinterher, die in das Auto stiegen und vom Hof fuhren. Dann schaute sie sich um.
Fünf Jahre lebte sie jetzt hier. Schöne und schlechte Zeiten hatte sie erlebt.
Wie würde es sein, wenn sie nicht mehr jeden Morgen mit den Hühnern aufstand, die Kühe melkte, den Stall ausmistete, mit dem Traktor über die Felder fuhr? Würde es ein besseres Leben sein?
Mit dem Geld, das sie besitzen würde, ja. Aber ob sie dann auch glücklicher war?
*
»Darf ich fragen, woher Sie meinen Namen kennen?«
Thomas Brenner sah den Geistlichen von der Seite her an.
»Von der Christel«, antwortete Sebastian. »Sie hat mir erzählt, daß Sie bei ihr nach Arbeit gefragt haben. Daraus schließ ich, daß Sie im Moment keine Beschäftigung haben, und hab’ mir gedacht, ich lad Sie zum Mittag ins Pfarrhaus ein.«
Der junge Mann, der an der Seite des Bergpfarrers saß, schmunzelte. An den Pfarrer aus seiner Jugend erinnerte der Geistliche neben ihm nun überhaupt nicht. Wenn er seinen Kragen nicht getragen hätte, dann würde Thomas angenommen haben, es handele sich um einen Urlauber.
»Das ist ja sehr freundlich von Ihnen«, sagte Thomas.
»Aber ich versteh’ immer noch net, warum.«
Sebastian Trenker lächelte ebenfalls. Er hatte sich alles schon zurecht gelegt, und wenn der gute Hirte von St. Johann erst einmal einen Plan geschmiedet hatte, dann brachte diesen niemand so leicht zum Schwanken.
»Ich erklär’s Ihnen Thomas«, erwiderte er. »Nach dem Essen. Wir sind gleich da.«
Sebastian fuhr den Wagen nicht in die Garage, er war sicher, ihn am Nachmittag noch einmal brauchen zu müssen. Über den Kiesweg gingen sie zum Pfarrhaus hinauf.
Der Geistliche öffnete die Tür und rief in den Flur:
»Frau Tappert, ich bin’s. Ich hab’ uns einen Gast mitgebracht.«
Der Kopf der Haushälterin erschien in der Küchenür.
»Ist recht, Hochwürden«, antwortete Sophie Tappert. »In zehn Minuten gibt’s Essen.«
»Kommen S’«, sagte Sebastian und führte seinen Gast durch das Wohnzimmer hinaus, auf die Terasse des Pfarrgartens. Dort saß schon Max Trenker, der Bruder des Geistlichen und Polizist von St. Johann.
Der Bergpfarrer machte die beiden Männer miteinander bekannt und bat seinen Bruder, etwas Kaltes zum Trinken zu holen.
Thomas sah sich unterdessen um. Er war gespannt, was der Seelsorger wohl von ihm wollte. Es war schon ungewöhnlich, daß der ihn so einfach von der Straße aufgelesen und mit nach Hause genommen hatte. Dabei war er, Thomas, mit seinen Gedanken ganz woanders gewesen, als der Wagen neben ihm hielt.
Als er so unverrichteter Dinge den Enzingerhof verließ, da tat ihm schon das Herz weh. Auch wenn er sich vor dem Wiedersehen mit Christel gefürchtet hatte, so war er doch auch gespannt, wie sie sein unerwartetes Kommen wohl aufnahm. Aber, daß sie so abweisend sein würde, hätte er sich nie gedacht.
Natürlich wußte er, daß er ihr damals weh getan hatte. Aber hatte sie es nicht anders gewollt? Mit Händen und Füßen hatte er auf sie eingeredet. Vor ihr gekniet und sie gebeten, mit ihm zu kommen.
Aber sie wollte bleiben.
Lange, sehr lange, haderte er damit, und es brauchte seine Zeit, bis er es verwunden hatte. Doch wenn er recht überlegte – hatte er sie wirklich jemals ganz vergessen?
Waren da nicht die einsamen Nächte, in denen er sich nach ihr gesehnt und verzehrt hatte?
Um so enttäuschter war er über ihre ablehnende Haltung, die sie ihm gegenüber an den Tag gelegt hatte. Dabei wollte er doch nichts anderes, als ihr helfen.
»So kommen S’, Thomas, trinken wir erst einmal einen Schluck«, unterbrach Sebastian Trenker seine Gedanken.
Der Geistliche reichte ihm ein Glas mit kaltem Apfelsaft.
»Ah, das tut gut«, nickte Thomas, nachdem er getrunken hatte.
»Den macht meine Haushälterin selbst«, erzählte der Gastgeber und deutete zur Küche. »Ich glaub, wir können essen. Es macht Ihnen doch nix aus, wenn wir in der Küche sitzen?«
Der Knecht schüttelte den Kopf. Bisher hatte er immer in der Küche des Bauern gesessen, bei dem er gearbeitet hatte. Nur an Sonn-, und Feiertagen wurde in der Diele gedeckt.
Sophie Tappert hatte bereits die Suppenteller gefüllt. Überrascht stellte Thomas fest, daß der Inhalt kühl war.
Nein, eiskalt sogar.
»Das ist eine kalte Kartoffelsuppe«, erklärte Sebastian. »Herrlich erfrischend an solch einem heißen Tag.«
Da konnte der Gast nur zustimmen.
Sophie Tappert hatte am frühen Morgen die Suppe mit Rauchspeck, Kartoffeln und Lauch angesetzt. Nachdem alles gegart war, wurde es mit Sahne verrührt und mit Pfeffer und Salz gwürzt. Die Pfarrköchin pürierte die fertige Suppe im Mixer, schmeckte noch einmal ab und stellte sie zum Abkühlen in den Keller. Damit sie dann zur Essenszeit richtig kalt war, stellte die Haushälterin den Topf noch für ein paar Stunden in die Kühltruhe. Zum Anrichten gab sie einen Klecks geschlagener Sahne obendrauf und streute frisch gehackten Schnittlauch darüber.
»Wirklich köstlich«, mußte Thomas zugeben.
Nach der Suppe gab es ein kleines Hauptgericht. Ein feines Rehgulasch mit Preiselbeersauce und Nudeln. Thomas, der sich darüber wunderte, welche Form die Nudeln hatten, erfuhr, daß es im Pfarrhaus Ehrensache war, so weit wie möglich alles selber herzustellen. Dazu gehörten natürlich auch Kartoffelknödel oder eben Teigwaren.
Max zuliebe hatte Sophie Tappert zum Nachtisch einen Vanillepudding gekocht, zu dem sie frische Erdbeeren reichte.
Thomas Brenner, der mit gu-tem Appetit gegessen hatte, war erstaunt darüber, wieviel der Bruder des Geistlichen essen konnte. Während alle anderen bereits wundervoll gesättigt ihre Bestecke aus der Hand legten, langte der junge Polizist noch einmal herzhaft zu.
Nach dem Essen bat Sebastian seinen Gast wieder hinaus in den Pfarrgarten.
*
»Ich vermute, Sie werden mir jetzt erklären, warum ich in den Genuß eines solch köstlichen Mittagessens gekommen bin«, sagte Thomas und schaute sein Gegenüber erwartungsvoll an.
»Selbstverständlich«, lachte Sebastian. »Ich wollte die Mahlzeit mit einem Geschenk krönen und Ihnen sagen, daß ich einen Arbeitsplatz