Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Bei der Erwähnung des Herrn Pfarrer schrillten beim Bürgermeister die Alarmglocken. Was wollte Hochwürden hier? Einfach nur so ein Besuch, bei einem seiner Schäfchen? Oder steckte mehr dahinter? Hatte er vielleicht schon von den Plänen erfahren?
Der Bruckner-Markus rief sich zur Ruhe.
Unsinn, woher sollte Pfarrer Trenker wissen, was er und der Ramsauer planten? Schließlich hatte er mit niemandem ein Wort darüber gewechselt. Nicht einmal mit seiner Frau. Es konnte also nur ein Zufall sein, daß der Geistliche gerade heute zum Enzingerhof gefahren war.
Allerdings – so ganz wohl war dem Bürgermeister bei diesem Gedanken nicht. Schon oft hatte Sebastian Trenker ihm seine schönsten Pläne durchkreuzt!
»So, was hat er denn gewollt, der Herr Pfarrer?« erkundigte er sich deswegen bei der Magd.
Resl zuckte die Schultern.
»Woher soll ich’s wissen«, antwortete sie. »Ich bin ja net die Bäuerin.«
Sie deutete zur Scheune hinüber.
»Da kommt s’ übrigens, die Christel.«
Die beiden Männer drehten sich um. Die junge Witwe hatte Stimmen gehört und wollte nachsehen, wer da gekommen war. Als sie den Bürgermeister von St. Johann erblickte war sie sehr erstaunt. Es kam nicht sehr oft vor, daß er sich hier blicken ließ.
»Grüß dich, Bürgermeister«, nickte sie ihm zu. »Was verschafft mir die Ehre dieses Besuches?«
Markus Bruckner grinste breit.
»Guten Tag, Christel«, sagte er und reichte ihr die Hand.
Dann deutete er auf seinen Begleiter.,
»Das ist Herr Ramsauer.«
Die Bäuerin gab auch ihm die Hand und sah die beiden Männer fragend an.
»Ach, weißt, wir sind grad ein bissel unterwegs, die Gegend anschau’n«, erzählte Markus fadenscheinig.
Er wollte nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Womöglich roch die Bäuerin den Braten und versuchte dann den Preis in die Höhe zu treiben, wenn sie merkte, wie groß das Interesse an ihrem Hof war.
»Tja – und dabei sind wir hier vorbeigekommen, und mir fiel ein, daß ich schon lange net mehr da war.«
»Um genau zu sein. Es ist jetzt zwei Jahre her…«
Markus nickte.
»Ja, natürlich. Schreckliche Geschichte, damals. Ich kann’s eigentlich immer noch net glauben.«
»Kann ich euch was zu trinken anbieten?« wollte die Bäuerin wissen.
Josef Ramsauer griff sich mit zwei Fingern unter den Hemdkragen. Trotz der Hitze trug er Anzug und Krawatte und schwitzte entsprechend.
»O ja, ein Glas Saft oder so würd mir, glaub’ ich, guttun«, nickte er.
Die junge Witwe bat sie, Platz zu nehmen, und verschwand kurz im Haus, um schon bald darauf mit einer Saftkaraffe und Gläsern zurückzuzkehren.
»Ja, Christel, wie ich schon sagte, ein schlimme Sache, das mit dem Wolfgang«, meinte Markus Bruckner. »Wie ich geseh’n hab’, kommst net gut allein zurecht, was. Ein Jammer um die Felder, die net bewirtschaftet sind.«
»Ich hab’s dir ja schon erzählt«, antwortete die Bäuerin. »Allein ist’s wirklich net zu schaffen.«
Ihr Gesichtsausdruck bei diesen Worten sprach Bände. Der Bürgermeister hielt die Gelegenheit für günstig, auf sein Anliegen zu sprechen zu kommen.
»Vielleicht wüßt’ ich einen Weg, daß’ aus dieser Misere kommst…«, sagte er.
Christel Enzinger sah ihn fragend an.
»Und der wär’?«
Markus Bruckner beugte sich vor.
»Hast schon mal dran gedacht, den Hof zu verkaufen?«
Er deutete auf seinen Begleiter, der bisher geschwiegen hatte.
»Der Herr Ramsauer ist Bauunternehmer«, erklärte er. »Er arbeitet für die Gemeinde. Wir würden dir ein reelles Angebot machen, daß du deine Sorgen auf einen Schlag los wärst.«
Christel war erstaunt.
»Was will die Gemeinde denn mit meinem Hof anfangen?« wollte sie wissen. »Doch bestimmt net die Felder bewirtschaften und die Küh’ melken.«
Der Bürgermeister lachte.
»Natürlich net«, erwiderte er. »Aber du kannst mir glauben, wenn ich dir sag’, daß es nur zu deinem Besten wär’, wenn du uns den Hof überläßt. Mit dem Geld hast’ ein sorgenfreies Leben, wenn du’s gut anlegst.«
Die junge Bäuerin überlegte.
Den Hof verkaufen – wie oft hatte sie diesen Gedanken schon gehabt?
Allerdings war sie immer wieder davor zurückgeschreckt. Der Enzingerhof war ihre Heimat, alles was ihr geblieben war.
Wohin sollte sie, wenn sie ihn nicht mehr besaß?
Aber wenn sie weiter darüber nachdachte – wahrscheinlich würde sie ihn ohnehin nicht halten können. War es da nicht besser, ihn zu verkaufen, bevor die Zwangsvollstreckung drohte?
»An wieviel hast’ denn so gedacht?« fragte sie.
Natürlich war ihr aufgefallen, daß der Bürgermeister ihre Frage, was die Gemeinde mit dem Hof vorhabe, nicht beantwortet hatte. Das konnte ihr zwar auch egal sein, aber so leicht würde sie sich nicht über den Tisch ziehen lassen.
Viel war es vielleicht nicht, was sie von ihrem Vater mitbekommen hatte. Aber einen ausreichenden Geschäftssinn, um zu merken, wenn jemand sie übervorteilen wollte, den besaß sie schon.
Die Summe, die Markus Bruckner nannte, ließ ihren Atem stocken. Er hatte recht – damit wäre sie wirklich auf einen Schlag aller Sorgen ledig. Nicht nur das, sie konnte auch dafür sorgen, daß Resl und Leopold einen geruhsamen Lebensabend genossen.
Die Witwe schluckte. Zu verlockend war das Angebot, eine Närrin müßte sie sein, wenn sie es ablehnte.
Dennoch – irgend etwas hielt sie davon ab, sofort zuzuschlagen. Markus Bruckner entging ihr Zögern nicht.
»Ich weiß«, sagte der Bürgermeister, »es kommt überraschend. Darum sollst dir auch ein bissel Zeit lassen, mit der Antwort. Allerdings muß ich dich bitten, über unser Gespräch heut Stillschweigen zu bewahren. Es muß niemand wissen, was wir drei besprochen haben. Kann ich mich darauf verlassen?«
Christel nickte.
Ja, eine Denkpause würde sie schon einlegen müssen. Immerhin stand ihre ganze Zukunft auf dem Spiel, da lohnte es schon, ein bissel darüber