Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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lag er in seinem Bett, ließ die Vergangenheit Revue passieren und dämmerte mit banger Erwartung dem nächsten Tag entgegen.

      *

      »Es geht um Christel, net wahr?«

      Maria Hofer sah den Geistlichen ängstlich an.

      »Ist sie krank?«

      Sebastian schüttelte den Kopf, wollte sie schnell beruhigen.

      »Nein, machen S’ sich keine Sorgen, gesundheitlich geht’s ihr gut«, antwortete er. »Aber Sie haben recht, der Grund meines Besuches ist tatsächlich Ihre Tochter.«

      »Bitt’ schön, Hochwürden, setzen S’ sich«, bat die Hausherrin.

      Sie setzten sich in eine gemütliche Besucherecke, und Maria Hofer blickte erwartungsvoll.

      »Was ist denn mit ihr?«

      »Wie ich schon sagte, gesundheitlich hat sie keine Probleme«, erklärte er. »Aber finanziell geht’s sehr schlecht. Seit ihr Mann tot ist, hält sie sich und den Hof grad’ so über Wasser. Die Ernte im letzten Jahr fiel deshalb schlecht aus, weil die Christel die meiste Arbeit allein machen muß. Einen weiteren Knecht einzustell’n, dazu fehlt ihr das nötige Geld, und der Leopold ist viel zu alt, um noch so zu schaffen wie früher. Aber die Christel will ihn natürlich net entlassen. Dazu hat sie ein viel zu gutes Herz.«

      Maria Hofer kramte in der Tasche ihres teuren Kostüms nach einem Taschentuch. Tränen rannen ihr über die Wangen, während sie den Worten des Geistlichen lauschte.

      »Wissen S’, Hochwürden«, sagte sie, nachdem sie die Tränen abgewischt hatte, »ich hab’ immer bedauert, daß es zum Bruch zwischen uns und der Christel gekommen ist. Wie oft hab’ ich gebetet, mein Mann möge ein Einsehen haben und ihr die Hand zur Versöhnung reichen.«

      Sie schluchzte wieder auf.

      »Wir haben doch nur dieses eine Kind! Aber mein Mann – so liebevoll er als Gatte auch sein mag – ist gewohnt, daß alles nach seiner Pfeife tanzt. Was er net will, das will er dreimal net. Ich wag schon gar net mehr, von der Christel zu reden anzufangen, damit er net explodiert. Sie hätte sich alles selbst zuzuschreiben und muß seh’n, wie sie wieder da heraus kommt. So waren doch seine Worte, net wahr?«

      »So in etwa«, bestätigte Sebastian.

      »Was soll denn jetzt werden?«

      Maria Hofers Frage klang wirklich verzweifelt.

      »Christel braucht Hilfe«, antwortete der Geistliche. »Net nur finanzieller Art. Auch ein Knecht muß her, der zupacken kann. Aber das ist net alles. Vor allem braucht sie die Liebe ihrer Eltern. Solang sie die net hat, ist all ihre Mühe vergebens.«

      Christels Mutter rang verzweifelt die Hände.

      »Wenn ich nur wüßte, wie ich meinen Mann umstimmen könnt«, rief sie. »Glauben S’ mir, Hochwürden, lieber heut, als morgen würd ich zu meiner Tochter eilen und sie in die Arme schließen. Aber Ernst – er würd mir nie verzeihen, wenn ich ihm in den Rücken fiele…«

      Sie erhob sich und ging an den kleinen Schreibtisch, wo sie eine Schublade aufzog und ein Scheckheft herausnahm.

      »Sei’n S’ so gut und bringen der Christel den Scheck von mir«, bat sie. »Viel ist’s net, aber mir sind in finanzieller Hinsicht auch die Hände gebunden. Ich weiß zwar noch net, wie ich ihm die Ausgaben dieser Summe erklären soll, aber mir wird schon was einfallen. Sagen S’ der Christel, es kommt von Herzen, und daß ich an sie denk.«

      Der Bergpfarrer nahm den Scheck und steckte ihn ein.

      »Das will ich gern tun, Frau Hofer«, nickte er. »Aber Sie sollten sich überlegen, ob es sich net lohnt, sich aus dem übermächtigen Schatten Ihres Mannes zu lösen.

      Damit will ich Sie beileibe net auffordern, daß sie ihn verlassen sollen. Aber ein bissel mehr Selbständigkeit in Ihren Entscheidungen sollten S’ schon haben. Dann wird’s Ihnen auch leichterfallen, den Kontakt zu Ihrem Kind wieder aufzunehmen.«

      Christels Mutter begleitete ihn an die Tür.

      »Ich nehm’s mir zu Herzen«, versprach Maria Hofer. »Und ganz will ich die Hoffnung auch net aufgeben, daß Ernst eines Tag’s zur Besinnung kommt und sich mit der Christel aussöhnt.«

      Sebastian reichte ihr die Hand.

      »Das wär’ auch ganz schlecht, Frau Hofer, wenn man die Hoffnung aufgeben wollt«, sagte er zum Abschied.

      »Nur warten S’ net zu lang mit Ihrer Emanzipation, eines Tag’s – das könnt’ schon bald zu spät sein.«

      Nachdenklich fuhr der Geistliche nach St. Johann zurück. Der Scheck knisterte in seiner Tasche. Sebastian bezweifelte, das die Summe, die darauf stand, ausreichen würde, um Christel Enzinger aus ihrer wirtschaftlichen Not zu befreien. Aber vielleicht konnte sie damit fürs erste die Kosten für einen weiteren Knecht decken.

      Vorausgesetzt, es fand sich überhaupt einer.

      Aber dann blieb immer noch das Problem mit der Hypothek. Und mit säumigen Rückzahlern kannten die Banken meistens kein Pardon.

      Pfarrer Trenker ahnte, daß die dunklen Wolken, die über dem Enzingerhof schwebten, noch lange nicht bereit waren, sich zu verziehen. Trotzdem war er gewillt, alles in seiner Macht stehende zu tun, um sie zu verscheuchen.

      Sebastian Trenker würde nicht seinem guten Ruf genießen, ließe er sich von solchen Problemen abschrecken.

      *

      »Guten Morgen, Christel.«

      Die junge Bäuerin war im Garten und hielt die Hacke in der Hand. Das Unkraut stand meterhoch, wie sie meinte. Nachdem Resl in den vergangenen Wochen sich wegen eines Rückenleidens nicht darum hatte kümmern können, wucherte es zwischen den Gemüsebeeten. Christel war erst heute dazu gekommen, hier endlich einmal Ordnung zu schaffen.

      Als sie die Stimme hörte, drehte sie sich um und starrte den Sprecher entgeistert an.

      »Du?« sagte sie fassungslos und hielt sich am Stiel der Hacke fest, weil sie glaubte, jeden Moment umfallen zu müssen.

      Jeden anderen hätte sie erwartet, aber diesen Mann ganz bestimmt nicht!

      Thomas Brenner lächelte verlegen. Er hatte seinen schweren Rucksack vor dem Haus abgeschnallt und dort stehen gelassen. Die alte Magd, die draußen in der Sonne saß, antwortete auf seine Frage, daß die Bäuerin hinten im Garten sei.

      »Ja, ich bin’s«, nickte er und spielte mit einem Jackenknopf. »Wie ich gehört hab’, ist hier die Stelle eines Knechts frei. Ich wollt mich dafür anbieten.«

      Christel Enzinger hatte einigermaßen ihre Fassung wiedergewonnen. Das plötzliche Auftauchen des Mannes, der einmal ihre große Liebe gewesen war und der dann für lange Jahre verschwand, hatte sie durcheinander gebracht. Als er jetzt so unversehens vor ihr stand, da fühlte sie ihr Herz heftig klopfen, und wie im Zeitraffer schien ein Film vor ihr abzulaufen, in dem sie all die Bilder von früher wiedersah.

      Sie räusperte sich.

      »Ich

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