Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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zuckte die Schultern.

      Mein Gott, dachte er, wie schön sie immer noch ist. Nein sie war noch viel schöner geworden in all den Jahren!

      Er schaute sie an. Das Gesicht einer reifen Frau. Fein geschnitten, von blonden Locken umrahmt, mit vollen roten Lippen. Lippen, die er so oft geküßt hatte…

      Aber er sah auch den dunklen Zug, der darum lag, und Thomas ahnte, was Christel in den zwei Jahren, seit ihr Mann tot war, durchgemacht haben mußte.

      »Ich hab’ vom Kärner-Xaver gehört, was gescheh’n ist«, sagte er. »Das mit deinem Mann tut mir leid. Der Xaver hat mir auch erzählt, daß es net so gut steht, um den Hof. Wenn ich helfen kann? Auf die Bezahlung kommt es mir net so an…«

      Stolz hatte sie den Kopf erhoben und erwiderte seinen Blick.

      Warum war er gekommen? Aus Mitleid?

      Darauf konnte sie verzichten. Almosen wollte sie nicht. Wenn die Enzingerbäuerin einen Knecht einstellte, dann zahlte sie ihn auch!

      »Vielen Dank, für dein Angebot«, schüttelte die den Kopf. »Aber ich kanns net annehmen. Versuchs doch woanders.«

      Mit zwei Schritten war er bei ihr und packte sie bei der Schulter.

      »Madel, sei doch vernünftig«, sagte er eindringlich. »Ich seh’ doch, daß es hier an allen Ecken und Enden fehlt.«

      Er deutete mit dem Kopf zum Haus.

      »Es ist ja wirklich edel von dir, daß du die beiden Alten mit durchschleppst, aber davon stellst den Hof net wieder auf die Beine. Die Arbeit ist zuviel, als daß du sie allein schaffen könnt’st. Ich will dir doch nur helfen!«

      Sein Gesicht war ganz nahe an ihrem. Christel spürte seinen Atem auf ihren Wangen, fühlte seinen Griff, mit dem er sie festhielt.

      Wie sehr wünschte sie sich, er würde sie jetzt in seine Arme nehmen und küssen. Seit Wolfgangs Tod hatte sie nicht mehr die Nähe eines Manne verspürt, und jetzt war Thomas zurückgekommen…

      Doch dieses Gefühl überwältigte sie nur für Sekunden, dann hatte sie es abgeschüttelt, wie ein lästiges Insekt. Ihre Liebe zu Thomas Brenner war an jenem Tag gestorben, als er sie verließ. Nur zu gut erinnerte sie sich der Auseinandersetzung, die sie darüber geführt hatten, ob sie gemeinsam fortgehen sollten. Christel hatte Zweifel, ob sie es zusammen in der Fremde schaffen könnten. Sie waren beide noch viel zu jung. Außerdem hing sie an der Heimat. An dem Abend, als es endgültig zum Bruch kam, da hatte Thomas sie genauso festgehalten wie jetzt, und genauso auf sie eingeredet.

      Die Tage und Wochen, die dann folgten, schienen unerträglich zu sein. Besonders ihr Vater erging sich in hämischen Bemerkungen darüber. Daß seine Tochter fürchterlich litt, sah er überhaupt nicht.

      Eher aus Trotz, als aus echter Zuneigung hatte sie ein Jahr später Wolfgang Enzinger geheiratet, als der ihr einen Antrag machte.

      Die Liebe wird sich schon noch einstellen, glaubte Christel.

      Natürlich tat es weh, daß die Eltern nicht zur Hochzeit kamen. Daß sie Jahre später selbst auf den Tod des Schwiegersohnes nicht reagierten, berührte die junge Witwe schon nicht mehr. Sie hatte sich damit abgefunden, daß der Riß zwischen ihr und den Eltern nicht mehr zu kitten war.

      Dafür konnte sie sich aber sagen, daß sie Wolfgang immer eine gute Ehefrau gewesen war, auch wenn die wahre große Liebe sich doch nicht einstellte, wie sie es sich erhofft hatte.

      Wolfgang war ein liebevoller und treusorgender Ehemann, der fleißig arbeitete, um für sich und Christel ein gesichertes Heim zu schaffen. Leider war sein größter Wunsch, Vater zu werden, nie in Erfüllung gegangen, und das war das einzige, was Christel an dieser Ehe bedauerte. Unwillig befreite sie sich aus seinem Grifff.

      »Nein, Thomas«, sagte sie

      energisch, »ich kann dich net einstellen. Und jetzt laß mich meine Arbeit machen.«

      Enttäuscht gab er sie frei und wandte sich nach einem letzten Blick um. Während er durch den Garten schritt, hatte Christel sich gebückt und zupfte das Unkraut mit der Hand heraus.

      Den Kopf hielt sie gesenkt, damit er ihre Tränen nicht sah.

      *

      Dieser unerwartete Besucher brachte die hübsche Witwe mehr aus der Fassung, als sie sich eingestehen wollte.

      Nachdem Thomas Brenner den Hof verlassen hatte, war sie nach vorne gegangen und hatte sich zu Resl auf die Bank gesetzt.

      »Was hat er denn gewollt, der junge Mann«, erkundigte sich die Magd.

      »Eine Stelle als Knecht hat er gesucht«, antwortete die Bäuerin, während sie mit ihren Gedanken ganz woanders war.

      »Und?« wollte Resl wissen. »Hast ihn eingestellt?«

      Christel nahm die Frage nur am Rande wahr.

      »Was hast g’sagt?« fragte sie und sah die Magd an, als wäre sie erstaunt, daß sie überhaupt da sei.

      »Ob du ihn eingestellt hast, wollte ich wissen. Du weißt doch selbst, der Leopold kann net mehr. Wie willst denn die ganze Arbeit allein schaffen?«

      »Nein, ich hab’ ihn wieder fortgeschickt«, erwiderte die Bäuerin zum Entsetzen der alten Magd. »Ich kann mir keinen Knecht leisten.«

      »Aber wieso…?«

      Das Auto des Geistlichen aus St. Johann, das auf den Hof fuhr, enthob sie einer Antwort. Christel stand auf und ging dem Besucher entgegen.

      »Grüß Gott, Hochwürden«, sagte sie lächelnd. »Daß ich Sie schon so bald wiederseh’, hätt’ ich net gedacht. Gibt’s einen besonderen Grund für ihren Besuch?«

      »In der Tat, Christel«, antwortete der Bergpfarrer und griff in die Jackentasche. »Das hier soll ich dir von deiner Mutter geben. Ich war gestern bei deinen Eltern.«

      Die junge Bäuerin warf einen Blick auf den Scheck und steckte ihn dann achtlos in die Tasche ihrer Schürze.

      »Er ist von meiner Mutter«, stellte sie fest.

      »Ja, und sie läßt dir Grüße ausrichten.«

      »Und was ist mit Vater?«

      Sie waren ein paar Schritte gegangen. Die Magd war im Haus verschwunden, um das Mittagessen herzurichten. Sebastian Trenkers Miene verriet nicht, was er dachte.

      »Es tut mir leid, Christel«, erwiderte er. »Leider ist dein Vater längst net so umgänglich, wie deine Mutter. Ich hab’ deine Eltern aufgesucht, und ihnen von deiner Lage erzählt. Dein Vater ist der Ansicht, du hättest dich selbst da hineinmanövriert, und müßtest zuseh’n, wie da wieder rauskommst.«

      »So etwas hab’ ich mir schon gedacht, als ich die Unterschrift auf dem Scheck sah. Vater hätte ihn niemals ausgestellt.«

      »Ich bin sicher, daß er doch noch zur Vernunft kommt«, sagte der Geistliche. »Deine Mutter will jedenfalls etwas in diese Richtung unternehmen.«

      Sie

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