Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Trotz der Hochsaison hatte er Glück gehabt. Im Löwen war überraschend ein Zimmer frei geworden. Dort waren er und die Eltern früher immer abgestiegen. Roland fuhr auf den Parkplatz und stellte sein Auto ab. Dann ging er durch die Tür und betrat die kleine Halle.
Sepp Reisinger stand selbst an der Rezeption, als der Gast hereinkam.
»Doktor Ferbach«, stellte Roland sich vor.
Der Wirt nickte. Der Arzt hatte ihn sofort wiedererkannt, auch wenn Sepp inzwischen älter und ein bissel runder geworden war. Aber auch über dessen Gesicht lief ein erkennendes Lächeln.
»Jetzt sagen S’ aber net, daß Sie der Roland Ferbach sind, der immer mit seinen Eltern hier gewohnt hat?« sagte Sepp.
»Doch«, nickte der Ankömmling. »Der bin ich.«
Der Gastwirt eilte hinter dem Tresen hervor und reichte ihm die Hand.
»Na, das ist aber eine Freud’«, lachte er. »Wie lang’ ist’s jetzt
her, daß Sie das letzte Mal da waren?«
»Ich hab’ auch schon überlegt«, gestand Roland. »An die zwölf Jahre werden’s wohl schon sein.«
Sepp schlug die Hände zusammen.
»Zwölf Jahr’!« Ich kann’s gar net glauben. Da kann man mal seh’n, wie die Zeit vergeht. Um so schöner ist’s, daß S’ sich noch an uns erinnert haben.«
»Das war net schwer«, antwortete der Arzt. »Uns hat’s ja immer sehr gut bei Ihnen gefallen.«
»Das freut mich. Wie geht’s den Eltern?«
»Danke, gut. Sie sind net mehr die Jüngsten und verbringen ihre Zeit am liebsten zuhaus’, in ihrem Garten.«
»Das ist verständlich«, nickte der Gastwirt und ging hinter die Rezeption zurück. »So, jetzt bring’ ich Sie aber erst einmal auf Ihr Zimmer.«
Er hatte den Schlüssel vom Brett genommen und sich umgedreht.
»Ein bissel Glück haben S’ schon«, meinte er. »Der Gast, der vor Ihnen das Zimmer bewohnte, mußte wegen einer dringenden Familienangelegenheit kurzfristig wieder abreisen.«
»Ja, ich freu’ mich auch sehr, daß es noch geklappt hat«, nickte Roland Ferbach. »Ich weiß ja,was in der Saison hier immer los ist.«
Sepp führte ihn persönlich nach oben und wünschte einen schönen Aufenthalt.
Roland packte schnell den Koffer aus, erfrischte sich kurz im Bad und ging wieder hinunter.
»Eine Bekannte von mir ist in der Pension Stubler abgestiegen. Wie komm’ ich dorthin?« erkundigte er sich an der Rezeption.
»Ach, bei der Ria. Das ist gleich um die Ecke, Herr Doktor«, erklärte der Wirt. »Einfach links um’s Hotel und dann ist’s die zweite Straße. Das können S’ gar net verfehlen.«
Der junge Arzt bedankte sich und ging mit klopfendem Herzen hinaus. Jetzt, wo er kurz davor stand, Angela Holzer wiederzusehen, fragte er sich, ob er nicht übereilt gehandelt hatte. Natürlich – in der Klinik mußte sie schon gemerkt haben, was sie ihm bedeutete. Aber das hieß ja noch lange nicht, daß sie seine Gefühle auch erwiderte.
Was würde Angela wohl sagen, wenn er so plötzlich auftauchte? Ob sie sich darüber freute?
Auf einmal hatte Roland Ferbach es gar nicht so eilig, zur Pension Stubler zu kommen. Irgendwie fühlte er sich gar nicht mehr gut, bei dem Gedanken, Angela könne über sein Erscheinen vielleicht verärgert sein.
Himmel, reiß dich aber zusammen! schimpfte er mit sich im Stillen. Sonst bist’ du auch net so ängstlich, was das weibliche Geschlecht angeht.
Den Ruf eines Frauenheldens genoß Roland Ferbach nicht, aber der gutaussehende Arzt hatte es leicht mit ihnen. Es fiel ihm nicht schwer, Kontakte zu knüpfen, und in der Klinik gab es schon einige Kolleginnen, die sich wünschten, mit dem attraktiven Mann nicht nur zusammen zu arbeiten...
Er stand vor der Pension, nahm allen seinen Mut zusammen und drückte den Klingelknopf. Dann ein zweites Mal, als niemand öffnete. Es dauerte geraume Zeit, bis er einen Schatten hinter dem Milchglas erkannte.
»Entschuldigen S’, daß es solang’ gedauert hat«, sagte Ria Stubler. »Ich war hinten im Garten und hab’s Läuten net gleich gehört.«
Sie sah ihn fragend an.
»Falls Sie ein Zimmer suchen, muß ich Sie leider enttäuschen. Es ist alles belegt.«
»Nein, nein«, er schüttelte den Kopf. »Mein Name ist Ferbach. Doktor Ferbach, aus München. Ich glaub’ wir haben wegen des Zimmers für Frau Holzer telefoniert.«
Ria riß die Augen auf und lächelte.
»Natürlich, Herr Doktor, ich erinner’ mich«, nickte sie und machte eine einladende Handbewegung. »Kommen S’ doch, bitt’ schön, herein.«
Sie führte den Besucher in das Frühstückszimmer.
»Tja, leider haben S’ kein Glück, die Frau Holzer ist nämlich gar net da. Sie wollt’ einen Spaziergang in der Umgebung machen, und ich kann net genau sagen, wann sie wieder da ist. Aber natürlich können S’ hier auf sie warten.
Roland lehnte den angebotenen Stuhl ab.
»Vielen Dank, aber ich möchte net sitzen. Ich bin gerad’ erst angekommen, und nach der langen Fahrt tut’s eigentlich ganz gut, ein bissel zu stehen«, meinte er. »Ja, das ist ja nun Pech. Aber auch wieder net schlimm. Ich hab’ ein Zimmer im Löwen und bleib’ ohnehin übers’ Wochenend’. Vielleicht richten S’ der Frau Holzer aus, daß ich da bin, und daß Sie mich anrufen möcht’.«
»Das will ich gern’ tun«, nickte Ria Stubler. »Sie freut sich bestimmt, Sie wiederzusehen. Angela hat mir erzählt, wie rührend Sie sich um sie gekümmert haben, in der Klinik.«
Rolands Augen leuchteten.
»Ach, wirklich? Wie geht’s ihr denn? Ich hoff’, sie fühlt sich besser?«
»Ja«, bestätigte die Wirtin. »Inzwischen fühlt sie sich sehr wohl hier.«
Der junge Arzt schaute forschend.
»Und?« wollte er wissen. »Hat sie viel von mir gesprochen?«
Ria lächelte.
»Ja, Herr Doktor, das hat sie.«
»Vielen Dank«, freute er sich. »Ich geh’ dann wieder ins Hotel zurück.«
Ria brachte ihn an die Tür und sah ihm hinterher.
Armer Kerl, dachte sie. Natürlich war ihr klar, was dieses plötzliche Auftauchen zu bedeuten hatte. Dr. Ferbach war in Angela verliebt, und sein Interesse an der jungen