Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher
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»Nehmen S’ Platz, Hochwürden, und dann erzählen Sie mir erst einmal, wo dieses Sankt Johann liegt.«
Ewald wollte hinzueilen, als Annemarie von Haldenstätten nach der Sherrykaraffe griff. Doch die Gräfin winkte ab.
»Lassen Sie«, schüttelte sie den Kopf. »Das mache ich schon selbst. Sie schenken sowieso immer so knauserig ein. Hochwürden, einen Sherry?«
Schmunzelnd beobachtete Sebastian, wie der gute Ewald mit distinguiertem Gesicht abzog.
»Bitte sehr, ja«, nickte er. »Aber nur einen kleinen.«
Die Gräfin gefiel ihm auf Anhieb!
*
Am Tag zuvor war Angela Holzer vor ihrem Spaziergang in die Pension zurückgekehrt. Ria Stubler erwartete sie schon mit einem Lächeln.
»Ist was Besond’res?« erkundigte sich die junge Frau.
»Wie man’s nimmt«, antwortete die Pensionswirtin geheimnisvoll. »Du hast Besuch bekommen. Vor einer Stunde war jemand da, der dich unbedingt sprechen wollte.«
Alexander!, durchfuhr es sie heiß, doch dann schüttelte sie innerlich den Kopf. Woher sollte er denn wissen, wo sie sich aufhielt? Und selbst wenn er es herausgefunden hätte – nach der Szene, die sie ihm gemacht hatte, würde er bestimmt nicht herkommen. Als sie in der Klinik lag, hatte er sich ja auch nicht die Mühe gemacht, nach ihr zu forschen.
»Wer ist es denn?« fragte sie.
»Das rätst du nie!«
Angela lächelte.
»Komm schon, Ria, spann’ mich net auf die Folter«, sagte sie zu der Wirtin und sah sie fragend an. »Etwa Doktor Ferbach?«
Der Gedanke war ihr gerade eben gekommen. Außer ihm wußte ja niemand, daß sie nach St. Johann gefahren, und in der Pension Stubler abgestiegen war.
»Erraten. Er wohnt im Löwen und bittet dich, ihn anzurufen. Hier, ich hab’ dir die Nummer schon aufgeschrieben.«
Die junge Frau nahm den Zettel entgegen und setzte sich erst einmal auf einen Stuhl.
»Damit hab’ ich ja überhaupt net gerechnet«, sagte sie. »Warum ist er denn hier und will mich sprechen! Er hat mir gar net erzählt, daß er demnächst auch hier Urlaub machen will.«
Ria Stubler zuckte die Schulter.
»Kannst’ es dir net denken, warum er da ist?«
»Du meinst doch net wohl, daß er nur meintwegen...?«
Angela schluckte.
»Das wär’ aber fatal.«
»Genau das war auch mein Gedanke«, sagte ihre mütterliche Freundin. »Er weiß nix von Alexander, oder?«
Angela schüttelte den Kopf.
»Ich hab’ nie mit ihm darüber gesprochen. Das war wohl ein Fehler.«
Natürlich war ihr bewußt gewesen, daß es mehr als nur ärztliche Fürsorge war, was Roland Ferbach ihr während des Klinikaufenthaltes entgegengebracht hatte, und sie war über seine Anteilnahme glücklich gewesen. Allerdings war es für Angela mehr ein freundschaftliches Gefühl, das sie für ihn empfand.
Sie ging in ihr Zimmer und setzte sich auf das Bett. Das Telefon stand auf einem kleinen Tisch, gleich daneben. Lange Zeit schaute sie es an, bevor sie den Hörer abnahm.
Als sie darum bat, mit Dr. Ferbach verbunden zu werden, klopfte ihr Herz vor Aufregung bis zum Hals hinauf. Es knackte in der Leitung, dann hörte sie seine Stimme.
»Ferbach.«
Die junge Frau schluckte den dicken Kloß hinunter, der in ih-rer Kehle steckte, und räusperte sich.
»Grüß Gott, Roland«, sagte sie mit zittriger Stimme. »Ich bin’s, Angela.«
»Angela!« rief der Arzt. »Schön, Ihre Stimme zu hören. Wie geht’ Ihnen?«
»Danke, recht gut.«
»Na, damit haben S’ wohl net gerechnet, daß ich Sie hier besuch’, was?«
»Nein, ehrlich gesagt net...«
»Dann hoff’ ich, daß die Freude um so größer ist. Wann kann ich Sie seh’n? Wollen wir uns irgendwo treffen?«
Am liebsten hätte sie ihm gleich am Telefon gesagt, daß das unmöglich sei, weil es einen anderen Mann in ihrem Herzen gab, den sie nie würde vergessen können. Doch dann brachte sie es nicht über sich, ihn zu enttäuschen. So, wie er sich um sie gekümmert hatte, als sie einsam und krank gewesen war, weit über seine ärztliche Pflicht hinaus, durfte sie ihn nicht vor den Kopf stoßen, indem sie eine Verabredung ablehnte.
Wer weiß, schoß es ihr durch den Kopf, vielleicht bild’ ich mir ja auch nur alles ein, und es ist wirklich Zufall, daß er ausgerechnet jetzt hergekommen ist.
Gleichzeitig lauerte aber ein Gedanke im Hinterkopf, der ihr sagte, daß es nicht so war, wie sie hoffte. Ria hatte erzählt, daß der Arzt nur über’s Wochenende blieb. Wenn er also wirklich nur diese paar Tage frei hatte, dann würde er sich wohl nicht dem Streß der Autofahrerei ausgesetzt haben. Einen Kurzurlaub hätte er genausogut am Starnbergersee oder einem anderen Ort, in der Nähe Münchens, verbringen können.
»Sehr gern«, antwortete Angela auf seine Frage – gegen ihre Überzeugung.
»Schön, wie wär’s, wenn wir heut’ abend zusammen essen?« schlug Roland Ferbach vor. »Hier im Hotel gibt’s eine ausgezeichnete Küche. Ich würd’ Sie so gegen sieben Uhr abholen, wenn’s Ihnen recht ist.«
»Ja, das wär’ schön.«
»Prima. Ich freu’ mich, Angela.«
»Ich auch«, antwortete sie kaum hörbar und legte auf.
Um sieben Uhr – bis dahin hatte sie noch drei Stunden Zeit. Stunden, in denen sie überlegen konnte, wie sie ihm begegnen konnte, ohne ihm weh zu tun, sollte der Grund seines Hierseins doch ein anderer sein, als rein freundschaftlicher Art.
Angela legte sich auf das Bett und schloß die Augen. Ganz deutlich stand Roland vor ihr, aber aus dem Hintergrund kam Alexander von Haldenstätten zum Vorschein...
*
»So, Hochwürden, jetzt, wo ich weiß, wo Ihr schönes Dorf liegt, verraten Sie mir aber nun den eigentlichen Grund für Ihren Besuch«, sagte Annemarie von Haldenstätten.
Sebastian richtete sich in seinem Sessel auf.
»Das will ich sehr gern’ tun, Gräfin«, antwortete er. »Ich bin, sozusagen, als Sendbote gekommen. Wenngleich der Absender keine Ahnung davon hat.«
Die alte Dame schaute den Geistlichen irritiert an.
»Das müssen Sie mir aber genauer erklären.«
»Natürlich«,