Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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Stimme, und ein wohliger Schauer lief über ihren Rücken.

      »Markus! Wo steckst’ denn?«

      »In Paris«, antwortete er. »Auf dem Flughafen hier wird gestreikt, und ich bekomm’ im Moment keinen Anschluß. Ich wollt’ euch nur Bescheid sagen, daß es morgen später werden kann, als vorgesehen. Ihr braucht mich also net abzuholen. Ich nehm’ mir dann in München einen Leihwagen.«

      »Ich verstehe«, antwortete Vroni, und ihre Stimme zitterte ein wenig. »Und sonst? Geht’s dir gut?«

      »Aber ja«, lachte er. »Macht euch bloß keine Gedanken.

      Ansonsten ist alles in Ord-

      nung.«

      Erika Anstetter erschien in der Tür.

      »Wer ist’s denn?« wisperte sie.

      Vroni winkte sie heran.

      »Markus.«

      »Bist’ noch da?« hörte sie ihn fragen.

      »Ja. Wart’ einen Moment, ich geb’ dir deine Mutter. Bis morgen dann.«

      Sie reichte den Hörer weiter und ging in die Küche zurück.

      »Es ist Markus«, erzählte sie. »Erika spricht noch mit ihm.«

      Der Bauer schaute von seinem Teller auf.

      »Ist was net in Ordnung?«

      Vroni berichtete, was Markus ihr erzählt hatte.

      »Er wird sich wohl ein bissel verspäten, aber es bleibt dabei, daß er morgen eintrifft.«

      In dieser Nacht war sie noch nervöser, als an jenem Abend, an dem Tobias ihr seinen Antrag gemacht hatte. Seither war dieses Thema zwischen ihnen nicht mehr angeschnitten worden. Geduldig, so schien es, wartete er ab, bis sie sich entschieden hatte, und Vroni war ihm dankbar dafür, daß er ihr die Zeit ließ und sie nicht drängte.

      Allerdings wußte sie auch, daß sie ihn nicht ewig warten lassen konnte. Irgendwann mußte sie die Entscheidung treffen, die nicht nur ihren, sondern auch seinen weiteren Lebensweg bestimmte. Vielleicht, so dachte sie, fällt es mir jetzt, wo Markus heimkommt, leichter, mich zu entscheiden.

      Am nächsten Morgen war sie schon vor dem ersten Hahnenschrei auf den Beinen. Ihre tägliche Arbeit verrichtete sie mit gewohnter Routine, und bis auf das abendliche Melken der Kühe, hatte sie alles bis zum späten Nachmittag erledigt.

      Ebenso Wolfgang und Erika Anstetter, die sich inzwischen darauf vorbereiteten, Markus zu Hause willkommen zu heißen. Auch Tobias kam früher vom Feld nach Hause. Alle waren in fröhlicher, aufgeräumter Stimmung. Die Diele war für die Feier hergerichtet, und die Tafel geschmückt. Auf der rechten Seite zur Treppe hin stand eine Reihe Tische, auf denen das Büffet aufgebaut war und das Bierfaß mit der Zapfanlage.

      Endlich klingelte das Telefon. Markus meldete sich. Er war erst am Nachmittag in München angekommen, nachdem er einen Umweg über Frankfurt hatte in Kauf nehmen müssen, um überhaupt aus Frankreich wegzukommen. Er gab seine voraussichtliche Ankunftszeit durch. Als er drei Stunden später auf dem Hof eintraf, hatten sich bereits die ersten Gäste eingefunden.

      *

      Pfarrer Trenker war der Einladung auf den Anstetterhof gerne gefolgt. Er freute sich darauf, sein Pfarrkind wiederzusehen und zu hören, wie es Markus in der Fremde ergangen war

      Gut schaute er aus, der Bauingenieur, auch wenn die Arbeit, wie er berichtete, anstrengend war und seinen ganzen Einsatz erforderte.

      »Aber jetzt hab’ ich drei Wochen Urlaub und werd’ mich in dieser Zeit von der Mutter verwöhnen lassen«, sagte er mit einem verschmitzten Lächeln.

      Erika Anstetter saß neben ihrem Jüngsten, der seinen Arm um sie gelegt hatte. Sie lächelte glücklich.

      »Von wegen«, konterte Tobias, der ihnen gegenübersaß, »morgen früh werf’ ich dich aus dem Bett, und darin wirst’ zeigen, ob du noch mit einer Mistforke umgehen kannst.«

      »Pah«, gab Markus lachend zurück, »dann schlag’ ich dich doch noch allemal!«

      Er sah in die Runde. Ehemalige Schulkameraden und Freunde, mit denen er so manche Gaudi erlebt hatte, waren zu seiner Begrüßung gekommen. Der Heimgekehrte hatte sich wirklich über diese Überraschung gefreut. Aber auch Nachdenklichkeit mischte sich in diese Freude.

      Ich bin doch wirklich ein Glückspilz, dachte Markus Anstetter, während er seinen Blick schweifen ließ. Was hatten wir alle für hochtrabende Pläne, als wir noch jung waren. Hinaus in die Welt wollten wir und sie erobern. Aber außer mir ist es niemandem gelungen. Doch ich frag’ mich, wer glücklicher ist von uns? Ich, der alles erreicht hat, wovon wir damals geträumt haben, oder jene, die hiergeblieben sind?

      Sebastian war der Blick, mit dem Markus die anderen ansah, nicht entgangen.

      »So nachdenklich?« fragte er.

      Der junge Mann nickte.

      »Ja, Hochwürden. Ich hab’ gerad’ überlegt, ob meine Freunde genauso glücklich sind, wie ich. Ich mußte daran denken, was wir uns alle vorgenommen hatten, als wir gerad’ von der Schule gegangen sind. All die Träume und Vorstellungen, die wir hatten. Bei mir haben sie sich erfüllt, doch die anderen sind hiergeblieben, und ich frag’ mich, wer besser dran ist.

      Natürlich, es ist ein schönes und erfülltes Leben, das ich führ’. Anstrengend zwar, und die Verantwortung, die ich trag’ ist groß. Aber ich spür’ auch die Befriedigung, etwas Bleibendes geschaffen zu haben. Und dennoch, wenn ich sie mir so anschau’ – viele sind verheiratet, haben sogar schon Kinder…, da stellt sich doch die Frage, ob sich dieses rastlose Leben lohnt.«

      »Gibt’s denn in deinem Leben niemanden, mit dem du das alles teilen kannst?«

      »Sie meinen eine Frau?«

      Markus schüttelte den Kopf.

      »Nein. Jedenfalls nix Festes. Ich möchte auch gar keiner zumuten, dieses Leben mit mir zu teilen. Heut’ hier, morgen da. Immer nur für kurze Zeit.«

      Er hob die Hand.

      »Versteh’n S’ mich net falsch. Ich bereue net, diesen Schritt getan zu haben. Im Gegenteil, ich könnt’ mir gar nix and’res mehr vorstellen. Aber manchmal ist doch die Sehnsucht da.«

      Bei seinen Worten hatte er zu Vroni Behringer geschaut, die am anderen Ende der Tafel saß und sich mit einer jungen Frau unterhielt. Überglücklich war sie gewesen, als Markus sie in seine Arme nahm und mit einem Kuß auf die Wange begrüßte. Daß Trenker in diesem Augenblick recht betreten dreinschaute, nahmen die beiden gar nicht wahr.

      Sebastian folgte Markus’ Blick. Daß das Madel für den jungen Ingenieur mehr als nur freundschaftliche Gefühle hegte, war ihm schon lange klar. Aber wie war es bei ihm? Erwiderte er diese Gefühle vielleicht? Sprach aus dem, was er dem Geistlichen eben anvertraut hatte, die heimliche Sehnsucht nach Vroni Behringer?

      Noch etwas war Sebastian aufgefallen. Der Blick, mit dem Tobias das Madel anschaute. Immer wenn er sich unbeobachtet fühlte, sah

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