Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 60
»Kannst’ mich ein bissel versteh’n?« fragte sie bittend.
Er nickte.Was sollte er darauf auch sonst antworten? Was immer er sagen würde – Vroni würde ihm nicht zuhören. Jedem Argument, das gegen diese Beziehung sprach, würde sie widersprechen.
Liebe macht blind, dieses Sprichwort bewahrheitete sich immer wieder.
»Ich dank’ dir, daß du mich net länger im Ungewissen läßt«, sagte er zu ihr.»Und ich wünsch’ euch Glück, dir und dem Markus.«
Vroni wußte sehr wohl, wie weh sie ihm tat. Mit Tränen in den Augen küßte sie ihn auf die Wange.
»Ich wußte, daß du mich versteh’n würdest«, atmete sie befreit auf und lief zum Hof zurück.
Der junge Bauer blieb auf dem Weg stehen. Er fuhr sich mit der Hand über die Stelle, auf die sie ihn geküßt hatte. Unter anderen Umständen hätte er diesen Kuß als angenehm empfunden, doch jetzt brannte er wie Feuer. Er dachte an den Abend, an dem er ihr den Heiratsantrag gemacht hatte. Seinen ganzen Mut mußte er dafür zusammennehmen. Dann die Tage des Wartens und der Hoffnung.
Hätte er sich mehr um sie bemühen müssen, ihr mit kleinen Gesten zeigen, wie ernst es ihm damit ist?
Wahrscheinlich hätten seine Bemühungen nichts gefruchtet. Für das Madel stand ja schon fest, daß es Markus liebte, da hatte er von Anfang an keine Chance.
Verloren, dachte er bitter, während er auch langsam wieder zurückging. Verloren, wie so oft gegen den Bruder.
Eines wollte er noch tun, nahm er sich vor. Mit Markus sprechen und herausfinden, wie ernst es ihm damit war. Und gnade ihm Gott, wenn er nur mit dem Madel spielte!
*
Zu dieser Aussprache sollte es in den nächsten Tagen allerdings nicht kommen. Ständig war Markus unterwegs, als ginge er dem älteren Bruder aus dem Weg. Und wenn sie wirklich mal zusammensaßen, dann waren sie nicht alleine.
Auch Vroni sah tagsüber recht wenig von ihrem Liebsten. Viele der alten Freunde und Bekannten hatten ihn zu sich eingeladen, und der Bauingenieur folgte diesen Einladungen gerne. Fast hatte es den Anschein, als wäre er froh, nicht auf dem elterlichen Hof sein zu müssen.
Die Abende jedoch verbrachten sie zusammen. Oft spazierten sie in der Gegend umher, suchten sich einsame Plätze, an denen sie ungestört waren. Während Markus die Stunden der Zweisamkeit und die Küsse des Madels genoß, wartete Vroni fieberhaft darauf, daß er endlich das Gespräch auf ihre gemeinsame Zukunft brachte.
Daß Markus diesem Thema bewußt auswich, ahnte sie nicht. Nachdem beinahe eine Woche seit dem Tanzabend vergangen war, schnitt sie es selber an.
Es war ein herrlicher Sommerabend. Noch recht früh. Vroni hatte ihre Arbeit auf dem Hof rechtzeitig erledigt, so daß es noch ein paar Stunden waren, die sie mit Markus zusammen sein konnte. Vom Hof weg waren sie die dahinter liegende Almwiese hinaufgewandert. Dabei hielten sie sich an den Händen. Vroni war glücklich, aber in dieses Glück mischte sich auch ein Wermutstropfen – nur noch eine Woche, bis Markus wieder fort mußte, und zwischen ihnen war immer noch nicht geklärt, wie es weitergehen würde. Vroni wußte, daß es höchste Zeit war, endlich darüber zu sprechen.
»Komm, wir wollen seh’n, wer eher oben ist«, rief Markus und deutete auf die Almspitze.
Er ließ ihre Hand los und begann zu laufen. Vroni setzte ihm nach. Kurz vor dem Ziel hatte sie ihn eingeholt. Markus griff nach ihr, wollte verhindern, daß sie an ihm vorbeilief, und zog sie an sich. Lachend sanken sie zu Boden und rollten ein gutes Stück wieder hinunter.
»Das gilt net«, schimpfte das Madel in gespielter Empörung. »Ich hab’ gewonnen!«
»Ich geb’s zu, das war net fair«, sagte Markus und zog sie sanft an sich. »Net bös’ sein.«
Das konnte Vroni auch nicht, selbst wenn sie es gewesen wäre, nach dem zärtlichen Kuß, mit dem er sich entschuldigte, vergab sie ihm.
Glücklich lehnte sie sich an ihn. Sie blickte auf den Anstetterhof, der unter ihnen lag, und schloß die Augen.
»Woran denkst du?« fragte Markus.
»Ach, an vieles«, antwortete sie und wandte ihm den Kopf zu. »Vor allem aber an uns beide.«
Der Bauingenieur lächelte.
»Allerdings wird mir auch ein bissel weh um’s Herz«, fuhr sie fort.
»Ich kann mir denken warum«, sagte Markus. »Mein Urlaub ist schon fast wieder zu Ende…«
Vroni strich sich eine Locke aus der Stirn. In ihrem Blick stand eine unausgesprochene Frage.
Was wird dann aus uns?
Markus Anstetter glaubte zu wissen, was sie beschäftigte. Und er fühlte sich nicht wohl, wenn er an das dachte, was sie von ihm hören wollte.
Vroni überlegte lange, bevor sie die entscheidende Frage stellte. Ihr Innerstes war aufgewühlt. Seit Tagen hatte sie sich Gedanken darüber gemacht, und eine der möglichen Antworten fürchtete sie ganz besonders.
»Markus, wie wird’s mit uns weitergeh’n, wenn du wieder fort mußt?«
Er antwortete nicht gleich.
Was soll ich ihr sagen? Daß ich sie net mitnehmen kann?
Er strich ihr über das Haar. Eine zärtliche Geste, die sie gern hatte.
»Ehrlich gesagt, ich weiß es net, Vroni«, erwiderte er schließlich. »Noch net. Laß mir noch ein bissel Zeit. Es gibt so viele Dinge, die überlegt werden müssen.«
Auch wenn die Antwort sie enttäuschte, so zeigte sie es nicht. Indes hatte sie eine klare Entscheidung erwartet. Warum konnte er sich nicht erklären? Ein Wort nur von ihm und sie würde ihm bis an das Ende der Welt folgen!
»Schau’, es ist net so einfach, da drüben, in Brasilien«, fuhr er fort. »Ich hab’ dort eine verantwortungsvolle Aufgabe, und meine freie Zeit ist sehr beschnitten. Von früh bis spät bin ich auf der Baustelle. Ich weiß, du wünschst dir nichts mehr, als daß ich dich mitnehm’, aber ich weiß net, ob du solch einer plötzlichen Veränderung gewachsen bist. Dein Leben wär’ von heut’ auf morgen ein and’res. Und ich wär’ net da, um dir dabei zur Seite zu steh’n.«
Vroni schluckte schwer. Markus sah, wie es in ihr kämpfte, und in Gedanken schämte er sich.
Warum sag’ ich ihr net, daß in meinem anderen Leben kein Platz für eine Frau ist? Him-
mel, ich bin doch noch viel zu jung, um mich jetzt schon zu binden. Nach Brasilien geht’s nach Asien. Wer weiß, was dann kommt?
»Dann werd’ ich mich wohl damit abfinden müssen«, sagte Vroni leise.
Die Enttäuschung in ihrer Stimme war unüberhörbar.
Der Zauber des Augenblicks war verschwunden, hatte plötzlicher Ernüchterung Platz gemacht. Das Madel schaute auf die Uhr.
»Wir