Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 55

Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

Скачать книгу

es ist gar net meine Art, mich zu betrinken.«

      »Du mußt dich net entschuldigen«, sagte der gute Hirte von St. Johann. »Das kann immer mal passieren. Ich weiß, daß du kein Trinker bist.«

      Er reichte dem Bauernsohn die Hand.

      »Schlaf gut, Tobias. Ich weiß, daß es dir net leicht fallen wird, aber zürne deinem Bruder net. Manchmal ist’s sinnlos, sich gegen Gegebenheiten zu stellen. Man muß sie einfach hinnehmen, wie sie sind. Es ist auch immer Vronis Entscheidung gewesen.«

      Er blieb bei seinem Wagen stehen, bis Tobias im Haus verschwunden war, dann fuhr er nach St. Johann zurück.

      Nachdenklich, denn die Entwicklung der Angelegenheit gefiel ihm gar nicht. Sebastian stimmte Tobias’ Einschätzung zu, daß es für Markus nicht mehr als ein Zeitvertreib war, wenn er sich jetzt mit Vroni einließ.

      Der Seelsorger stellte den Wagen in die Garage zurück und ging zum Wirtshaus hinüber. Inzwischen war es kurz vor Mitternacht, aber auf dem Saal herrschte immer noch reger Betrieb. Sebastian setzte sich auf seinen Platz, eine der Saaltöchter brachte ihm ein Mineralwasser. Unterdessen ließ er seinen Blick schweifen. Er sah seinen Bruder und dessen Freundin mit Markus und Vroni an der Sektbar stehen. Als die vier auf die Tanzfläche gingen, beobachtete er, wie der Bauingenieur dabei seinen Arm um das Madel legte. Vronis verliebter Blick, mit dem sie Markus ansah, sprach Bände.

      »Der Markus Anstetter ist ein sympathischer Mann«, sagte Claudia Bachinger, als sie und Max wieder am Tisch saßen. »Ich werd’ in den nächsten Tagen einen Termin mit ihm ausmachen.«

      Der junge Polizeibeamte sah seinen Bruder forschend an. Er kannte den Blick. Wenn Sebastian so nachdenklich vor sich hinschaute, dann wälzte er ein Problem.

      »Was beschäftigt dich denn so?« fragte er.

      Der Geistliche wandte ihm den Kopf zu. Er beugte sich vor, die anderen am Tisch mußten nicht unbedingt mitbekommen, worum es ging.

      »Die Vroni und der Markus«, antwortete er. »Da bahnt sich was an.«

      »Das hab’ ich schon bemerkt«, nickte sein Bruder. »Was spricht dagegen?«

      »Eine ganze Menge«, erwiderte Sebastian. »Aber das möcht’ ich jetzt net hier ausführen. Nur soviel – wenn mich net alles täuscht, dann steuern die zwei auf eine mittlere Katastrophe zu.«

      »Ich kann mir denken, was du meinst«, sagte Max. »Wenn der Markus wieder abreist, bleibt die Vroni hier allein zurück.«

      »Net nur das – es gibt einen zweiten Bewerber…«

      Der Bruder des Geistlichen machte große Augen.

      »Tobias…?«

      Sebastian nickte.

      »Richtig. Der arme Bursche hat sich, aus lauter Liebeskummer, so betrunken, daß ich es für besser hielt, ihn nach Haus’ zu fahren. Er hat der Vroni einen Antrag gemacht, schon bevor Markus auf Besuch kam. Das Madel hat sich Bedenkzeit ausgebeten und ist ihm bis heut’ die Antwort schuldig geblieben. Aber ich denk’, man braucht net viel Phantasie, um zu seh’n, wie die Vroni sich entschieden hat.«

      »Wahrscheinlich liebt sie den Markus schon lang«, vermutete Claudia Bachinger.

      »Wahrscheinlich. Nur was soll aus dieser Liebe werden, über viele tausend Kilometer Entfernung?« fragte der Bergpfarrer. »Der Markus hat mir deutlich gesagt, daß er sich jetzt noch net binden will. Ein paar Jahre noch wird er diesen Job im Ausland machen, bevor er seßhaft wer-den will. Glaubt ihr wirklich,

      daß eine Beziehung so etwas aushalten kann? Die beiden würden sich ein-, zweimal im

      Jahr seh’n, das wär’ aber auch alles.«

      Die Journalistin schaute zum Tisch hinüber, an dem die jungen Leute saßen. Vronis glücklicher Gesichtsausdruck war deutlich zu sehen. Markus Anstetter hielt ihre Hand, und ihre Köpfe lehnten aneinander.

      »Ich weiß net«, meinte Claudia. »Die beiden seh’n doch recht glücklich aus. Vielleicht nimmt er sie ja mit, wenn er nach Brasilien zurückfliegt. Als seine Frau.«

      Daran wollte Sebastian Trenker allerdings nicht glauben. Ganz abgesehen davon, daß Tobias kreuzunglücklich wäre, käme es wirklich zur Hochzeit mit Vroni und seinem Bruder, konnte der Geistliche sich nicht vorstellen, daß das bodenständige Madel in der Fremde glücklich würde. Auch nicht an der Seite des Mannes, den es von Herzen liebte.

      *

      Auf dem Anstetterhof saßen der Bauer und seine Frau an diesem Abend im Wohnzimmer. Erika hatte einen Teller Schnittchen zubereitet, und ihr Mann eine Flasche Wein geöffnet. Der Fernsehapparat blieb ausgeschaltet, dafür erklang leise Musik aus der Musikanlage.

      Die Eheleute liebten diese ruhigen Stunden, die sie ganz für sich alleine hatten, wenn die Kinder zum Tanz ins Dorf gefahren waren. Dann fanden sie endlich einmal Zeit, über all das zu sprechen, was die Woche über, in der Hektik des Alltags, zu kurz kam.

      Wolfgang Anstetter hatte in einem Prospekt für neue Traktoren geblättert. Er legte es aus der Hand, als seine Frau mit den Broten ins Wohnzimmer kam. Erika warf einen Blick darauf. Die Anschaffung eines neuen Traktors war schon lange im Gespräch. Bisher tat es der alte noch, doch ihr Mann wollte ihn, solange er noch einen guten Preis dafür bekam, in Zahlung geben.

      »Wenn der Bub net so stur wär’, dann bräucht’ ich mich gar net mehr damit zu befassen«, sagte er, halb ärgerlich, mit einem Kopfnicken auf den Prospekt. »Als Bauer könnt’ er selbst entscheiden. Jetzt bleibt’s wieder an mir hängen.«

      Er strich sich etwas Senf auf eine Brotschnitte, die mit Bierschinken belegt war. Erika Anstetter setzte sich zu ihm.

      »Ich versteh’ den Tobias net«, sprach ihr Mann weiter. »Da biet’ ich ihm den Hof mit allem drum und dran, und er weigert sich einfach, endlich zu heiraten.«

      Er sah seine Frau kopfschüttelnd an.

      »So häßlich ist der Bursche doch gar net, daß er keine find’t, oder?«

      »Natürlich net«, antwortete die Bäuerin.

      Sie hatte sich zwar auch eine Scheibe Brot genommen, doch die lag immer noch unberührt auf ihrem Teller. Den ganzen Nachmittag hatte Erika überlegt, ob sie mit ihrem Mann über das sprechen sollte, was ihr auf dem Herzen lag. Sie konnte sich vorstellen, daß er nicht begeistert sein würde, wenn sich da etwas zwischen Markus und Vroni anbahnte. Dennoch meinte sie, daß er darüber Bescheid wissen müsse. In all den Jahren, die sie verheiratet waren, hatte es keine Geheimnisse zwischen ihnen gegeben. Jedes Problem war angesprochen worden, und diese Offenheit, die die Eheleute im Umgang miteinander pflegten, hatte die Lösung dieser Probleme wesentlich vereinfacht.

      »Ich glaub’, es gibt da etwas Wichtiges, über das wir reden müssen«, begann sie.

      »So? Was ist’s denn?«

      Erika Anstetter erzählte von ihren Beobachtungen, die sie gemacht hatte, seit Markus zu Besuch da war. Zuerst waren es scheinbar unwichtige Details, auf die sie aufmerksam wurde, die sich aber schließlich zu einem Bild verdichteten und Gewißheit wurden. Daß Vroni ihr am Abend dann ihre Liebe zu Markus gestand, war eigentlich nur noch das I-Tüpfelchen.

      »Donnerwetter!«

Скачать книгу