Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 59
»Letzte Nacht hab’ ich ihn nach Haus’ gefahren«, erklärte der Geistliche. »Dabei haben wir uns lange unterhalten. Auch darüber, daß Tobias dir einen Antrag gemacht hat, den du bist heut’ weder angenommen, noch abgelehnt hast. Bedenkzeit wolltest’ haben, aber die Antwort konnt’ Tobias sich aus dem zusammen-reimen, was er und ich gestern auf dem Saal im Löwen gesehen haben.«
Das Madel senkte den Blick und schwieg.
»Versteh’ mich, bitt’ schön, richtig«, fuhr Sebastian fort. »Unter and’ren Umständen würd’ ich mich da net einmischen, auch wenn ich meine eig’ne Meinung in bezug auf eine Beziehung zwischen Markus und dir hab’. Aber ich denk’, daß der Tobias es net verdient hat, so vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden. Glaubst’ net auch, daß er ein Recht darauf hat, daß du ihm erklärst, wie die Sache steht?«
Vroni nickte. Natürlich hatte Tobias das Recht, es aus ihrem Mund zu erfahren. Daß sie bisher nicht mit ihm gesprochen hatte, beschäftigte sie schon lange und verursachte ihr ein schlechtes Gewissen. Aber sie hatte sich vor dieser Aussprache gefürchtet und wußte nicht, wie sie es anstellen sollte. Sie wollte ihm nicht weh tun, aber genau das würde sie tun. Hatte sie schon getan!
»Ich… ich kann seinen Antrag net annehmen«, sagte sie. »Ich hab’ nun mal den Markus lieb.«
Pfarrer Trenker verstand sie nur zu gut. Vroni tat ihm leid, und gerne hätte er ihr geholfen. Aber er wußte, daß er ihr diese Last nicht abnehmen konnte.
»Ich will dir net deine Träume nehmen«, erklärte er. »Aber du mußt auch seh’n, daß es sehr zweifelhaft ist, was eine gemeinsame Zukunft mit Markus angeht. Die Welt, in der er zu Hause ist, unterscheidet sich sehr von uns’rer Welt hier. Bist’ dir ganz sicher, daß du an seiner Seite glücklich sein wirst? Bedenk’ doch nur, was es heißt, wenn er in ein paar Tagen wieder fort ist. Willst’ dann wieder monatelang warten, bis er endlich einmal zu Besuch kommt? Oder glaubst’ gar, daß er dich mitnimmt, nach Brasilien?«
Vroni mußte zugeben, daß sie sich darüber auch Gedanken gemacht hatte. Konnte ihre Liebe so stark sein, daß sie eine Trennung über einen längeren Zeitraum verkraftete? Oder würde sie an der Entfernung zerbrechen?
Auch daß Markus sie mitnehmen könne, hatte sie überlegt. Aber noch war alles so neu und wunderbar zwischen ihnen, daß sie die Probleme, die sich unweigerlich ergeben würden, erst einmal weit von sich schieben wollte. Das alles konnte sich erst in den nächsten Tagen entscheiden, wenn Markus und sie darüber sprachen und sich einig waren, wie es weitergehen sollte.
»Wie auch immer ihr euch entscheidet, auf jeden Fall wirst’ mit Tobias sprechen müssen«, ermahnte Sebastian sie noch einmal.
Auch auf der Fahrt zum Anstetterhof versuchte er, weiter auf das Madel einzuwirken. Insbesondere Vroni davon zu überzeugen, daß eine Liebe zwischen ihr und Markus keinen Bestand haben würde, egal, wie sie sich entschied – mit ihm zu gehen, oder zu bleiben.
Als er die junge Frau abgesetzt hatte und wieder zurück fuhr, war er indes nicht sicher, ob seine Worte auf fruchtbaren Boden gefallen waren.
Nur eines hatte er Vroni abringen können, das Versprechen, noch heute mit Tobias zu reden und ihm zu sagen, wie es um sie stand.
*
Die Sonntage waren dazu da, sich auszuruhen und neue Kraft für die Arbeit der kommenden Woche zu schöpfen. Außer, daß die Tiere versorgt werden mußten, gab es nicht viel zu tun auf den Berghöfen rings um St. Johann, und ein jeder versuchte sich zu erholen, so gut es ging.
Tobias Anstetter fand indes keine Ruhe. Nach dem Mittagessen war er in seine Kammer zurückgegangen und hatte sich auf das Bett gelegt. Tausend Gedanken schossen ihm durch den Kopf, doch im Grunde ging es nur um eine Angelegenheit – Vroni und Markus.
Das Essen war in ungewöhnlich ruhiger Atmosphäre eingenommen worden, eine richtige Unterhaltung wollte nicht aufkommen. Auf die Frage, was Pfarrer Trenker von ihr gewollt hatte, gab Vroni nur eine ausweichende Antwort, und Markus saß ganz still da, ohne ein Wort von sich zu geben.
Nachdem er eine halbe Stunde ruhelos auf seinem Bett gelegen hatte, stand Tobias auf und zog seine Arbeitskleidung an. Die Wände des Zimmers schienen immer näher zu rücken, und er hatte das Gefühl, in der Kammer nicht mehr atmen zu können. Er ging die Treppe hinunter. Im Haus war es ansonsten still. Die Eltern hielten Mittagsruhe, und der Bruder und Vroni waren auch irgendwo zu sehen.
Tobias schaute erst nach Liesl und dem Kalb. Dann ging er in die große Scheune hinüber. Morgen sollte gepflügt werden. Eigentlich hätte er die Pflugschar am nächsten Morgen angebaut. Mehr aus Langeweile, als aus Arbeitswut montierte er jetzt den Roder ab, der noch am Traktor hing, und setzte das andere Gerät dahinter.
Es dauerte eine Weile, bis er damit fertig war. Hinterher säuberte er den Roder mit dem Hochdruckreiniger. Zufrieden betrachtete er anschließend sein Werk.
Daß Vroni hinter ihm stand und ihn eine ganze Weile beobachtete, bemerkte er zunächst nicht. Erst als er sich umdrehte, sah er sie.
»Das hätt’ doch auch Zeit gehabt bis morgen«, meinte das Madel.
Der junge Bauer zuckte die Schultern.
»Ich hatte gerad’ nix and’res zu tun«, antwortete er.
Vroni hatte immer noch ihr Sonntagsdirndl an. Sie verschränkte die Arme vor der Brust.
»Hast’ einen Augenblick Zeit für mich?« fragte sie.»Ich hätt’ da was mit dir zu bereden…«
»Freilich. Um was geht’s denn?«
Er fragte zwar, aber eigentlich wußte er die Antwort bereits.
»Net hier«, bat sie. »Laß uns ein Stück geh’n.«
Sie spazierten über das brachliegende Feld, direkt hinter dem Hof. Tobias schaute versonnen auf die zum Greifen nahen Berge.
Ob ich jemals wieder dazu komm’, eine Tour zu machen?
Vorerst sah es nicht so aus. Er wußte nicht, woher er die Zeit dazu nehmen sollte. Den Vater konnte er unmöglich alleine lassen mit der Arbeit.
»Ich dachte, es ist höchste Zeit, daß ich endlich auf deinen Antrag zu sprechen komm’«, sagte Vroni schließlich.
Tobias nickte. Allerdings fragte er sich, warum sie ihm da noch etwas erklären wollte. Es war doch nicht zu übersehen gewesen, wie sie sich entschieden hatte.
»In all den Jahren, die ich bei euch auf dem Hof leb’, seid der Markus und du immer wie meine Brüder für mich gewesen«, fuhr Vroni Behringer fort. »Bis ich erfahren hab’, daß ich eigentlich eine Waise bin, hab’ ich das auch immer geglaubt.
Und später hab’ ich mir nie vorstell’n können, daß da mal mehr daraus werden könnt’. Aber nun ist’s gescheh’n – du hast dich in mich verliebt, und ich mich in den Markus. Niemand hat diese?Entwicklung vorhersagen können, und niemand hat Schuld daran.Es ist einfach passiert. Das Schicksal hat’s wohl so gefügt.«
Tobias, ich hab’ dich von Herzen gern’, das mußt’mir glauben. Aber ich kann deinen Antrag net annehmen und deine Frau werden. Ich lieb’ nun mal den Markus, und ich kann mich net dagegen