APEX. Ramez Naam

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APEX - Ramez  Naam Nexus

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Augenblick inne. »Sie meinen, ob wir sie erfunden haben? Gott, ich hoffe nicht. Wenn wir das tatsächlich getan haben, dann weiß ich nichts davon. Aber was ich mich gefragt habe, Mr. Präsident, ist: Wer hätte den größten Vorteil daraus, eine solche Idee zu verbreiten? Ich sage, es wäre die PLF selbst. Um Chaos auszulösen. Um es ihren Feinden in die Schuhe zu schieben. Um einen Waschlappen wie Stan Kim ins Amt zu rufen. Um den Chandler-Act zu stürzen. Um sich aus dem Kopenhagener Abkommen rauszuziehen, Sir. Sie hätten es nicht besser timen können.«

      Sie sah den Präsidenten seine Augen schließen. Sah Emotionen in ihnen herumschwirren. Was dachte er wohl gerade? Wusste er um Barnes‘ Ruf als Mittelsmann? Wusste er um die Gerüchte über ihn? War er überhaupt misstrauisch geworden, als Warren Becker so plötzlich und so passend verstorben war?

      Warum habe ich mich nicht näher damit befasst?, fragte sich Pryce selbst. Warum habe ich die natürliche Todesursache einfach so akzeptiert?

      »Barnes«, sagte Stockton, »Ich glaube Ihnen. Wir tun so etwas nicht.« Er atmete tief durch. »Aber Sie müssen genau da bleiben, wo Sie jetzt sind. Verlassen Sie nicht ihr Haus. Die ganze Sache wird … kompliziert. Ich werde Ihnen den Geheimdienst vorbeischicken.«

      Barnes blieb total gelassen. »Ich verstehe, Sir. Es wird natürlich eine Ermittlung geben müssen. Und die Wahlen. Sagen Sie mir nur, was Sie von mir brauchen.« Pryce beobachtete, wie der Präsident nickte.

      »Max, Sie sind ein guter Mann. Halten Sie die Füße still. Sprechen Sie mit niemandem, der nicht von mir geschickt wurde. Ich melde mich bald wieder.«

      »Ja, Sir.«

      Stockton beendete den Anruf und sah auf. Seine Augen trafen die von Pryce.

      Der Präsident sah auf seinen Schreibtisch, trommelte mit seinen Fingern darauf herum und sah wieder zu Pryce. »Ich brauche etwas von Ihnen«, sagte er zu ihr.

      »Ich bin nicht die richtige Person dafür, Mr. Präsident«, antwortete sie.

      Stockton ließ seinen Kiefer knacken. »Wie lange kennen wir uns nun schon, Carolyn? Sie haben gesehen, wie Greg reagiert hat. Er will einfach nur, dass die Sache schnell vorübergeht. Sie kümmern sich darum. Sie sind argwöhnisch. Sie glauben, es ist möglich

      Pryce verschränkte ihre langen, dunklen Finger und schaute ihm in die Augen. »Mr. Präsident, ich bin Ihre Nationale Sicherheitsberaterin. Ausländische Sicherheitsgefährdungen sind mein Aufgabengebiet. Das ist es nicht. Das sollte jemand vom FBI übernehmen. Oder die Justiz. Der Justizminister vielleicht. Oder ein unabhängiger Ermittler, den das Justizministerium ernennt.«

      »Carolyn, Sie sind die Einzige, der ich vertraue. Und das ist das Einzige, was hier zählt.«

      »Sie sagten zu Barnes, Sie würden ihm glauben«, sagte Pryce.

      »Das tue ich«, antwortete Stockton. »Ich muss den Leuten vertrauen, die für mich arbeiten. Aber ich muss auch auf Nummer sicher gehen. Vertrauen und verifizieren. So läuft das nun mal.

      Und wenn Sie tiefer graben und schließlich befriedigt zu der Erkenntnis kommen, dass nichts an der Geschichte dran war, dann werde ich nachts ruhig schlafen können.«

      »Mr. Präsident, ich habe gar nicht die Befugnis.«

      »Dann erteile ich ihnen hiermit die Befugnis«, sagte Stockton. »Carte Blanche. Außerdem haben alle Angst vor Ihnen …«

      Das brachte ein kleines Lächeln auf ihr Gesicht.

      »… das allein gibt Ihnen die Befugnis.«

      Das Pult seines Schreibtisches vibrierte. Pryce wusste, dass seine Sekretärin nur stören würde, wenn es wichtig war. Stockton nahm das Gespräch an.

      »Ja?«

      »Mr. Präsident, Ihre Tochter und Ihr Enkelsohn sind hier.«

      Sein Gesicht leuchtete auf. Er hatte einige beängstigende Stunden durchlebt, in denen er dachte, Julie und der einjährige Liam wären in der Westwood Baptistenkirche ums Leben gekommen, bevor Julie ihn erreicht hatte und ihm erzählen konnte, dass sich ihre Pläne geändert hatten und sie sich auf der anderen Seite von Houston befand.

      Pryce erinnerte sich an den Blick auf seinem Gesicht an jenem Morgen. Diese Mischung aus blankem Entsetzen und Zorn.

      Familie. Das war, was John Stockton wirklich wichtig war. Gott sei mit dem, den Stockton als eine Gefährdung für diejenigen ansah, die er liebte.

      Es hatte auch bei ihr einmal Hoffnung auf eine eigene Familie gegeben. Einmal.

      »Dreißig Sekunden, Liz«, sagte der Präsident in sein Telefon. »Dann schicken Sie sie herein zu mir.« Er hängte auf.

      »Dann ist das also ein Ja«, sagte er zu Pryce.

      Pryce sah ihn einen Moment lang an. »Ich will mit Präsident Jameson sprechen.«

      Stockton runzelte die Stirn. »Miles ist zu alt, Carolyn. Er ist müde. Er hatte seinen zweiten Schlaganfall.«

      »Miles Jameson war Präsident während der Zeiträume, die in diesen Memos erwähnt werden«, sagte Pryce. »Sein Name ist darauf. Ich nehme diesen Job nur an, wenn ich mit ihm sprechen kann.

      Stockton runzelte erneut die Stirn und schüttelte seinen Kopf. »Schon gut. Aber gehen Sie schonend mit dem alten Mann um.«

      Pryce nickte. »Dann ist das ein Ja, Mr. Präsident. Carte Blanche. Unter diesen Voraussetzungen nehme ich an.«

      »Gut«, sagte Stockton. »Gehen Sie der Sache auf den Grund. Und dann kommen Sie zurück und berichten mir, dass das alles ein Haufen Lügen ist. Oder Sie erzählen mir, was zur Hölle da eigentlich vor sich ging.«

      »Und was, wenn das alles wahr ist?«, fragte sie ihn. »Wenn wir die PLF erfunden haben? Wenn Barnes Holtzman ermordet hat? Und Becker? Wenn er das versuchte Attentat auf Sie inszeniert hat?«

      Wenn Sie ihm Ihren Wahlsieg zu verdanken haben, dachte sie sich, ohne es auszusprechen.

      Stockton lächelte seine Nationale Sicherheitsberaterin an. »Dann werde ich das in die Hand nehmen. Aber denken Sie an meine Worte, Carolyn: Ich werde diese Wahlen gewinnen. Ich werde der nächste Präsident der Vereinigten Staaten sein.

      Und wie auch immer wir zu diesem Punkt gekommen sind, ich werde mich deswegen keinem unterwerfen – nicht den Terroristen, nicht den ›Posthumanen‹ und nicht jemandem, der versucht, unsere Wahlen zwei Tage vorher zu sabotieren.«

      Dann öffnete sich die Tür und Stockton erhob sich, als seine Tochter Julie und ihr Sohn Liam – sein erstes und einziges Enkelkind – in seine Arme rannten, wo sie eine innige Umarmung erwartete.

      Pryce sah dabei zu, wie seine riesigen Footballhelden-Arme seine Familie umschlangen, sah das leidenschaftliche Durcheinander von Emotionen über sein Gesicht rasen. Und der Gedanke schoss ihr wieder durch den Kopf.

      Wehe dem, der diejenigen bedrohte, die John Stockton liebte.

      

      

      

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