APEX. Ramez Naam
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Jingguo nickte langsam. »Ich stimme zu.«
Li-Hua nickte ebenfalls. »Danke, Jingguo.«
Sie öffnete das Fach für den dritten Datenwürfel, nahm ihn heraus und ersetzte ihn durch den Reservewürfel aus dem Ausrüstungskoffer.
Diesmal verlief der Test reibungslos.
Von hier an war es ein Kinderspiel. Su-Yong Shu starb stückchenweise. Li-Hua schaute fasziniert dabei zu, wie die Fehlerdiagnose immer unregelmäßiger wurde, als Su-Yong Shus simulierten Gehirn bewusst wurde, was da gerade geschah. Sie beobachtete wie die Hirnaktivität hinaufschnellte, während jedes einzelne Bruchstück von Su-Yong aufgebrochen und in dreifacher Ausfertigung in die bereitstehenden Diamantoide umgeschrieben wurde.
Was du wohl gerade denkst?, fragte sich Li-Hua. Was fühlst du? Hast du Angst? Tut es weh?
Sie schüttelte den Kopf. Das alles war nun irrelevant.
Stunden später, als der Prozess zum Ende kam, hob Li-Hua die drei Würfel behutsam aus ihren Fächern heraus. Die ersten beiden kamen in die ersten zwei Behälter des Ausrüstungskoffers. Der dritte Datenwürfel kam in den Behälter für das ungenützte Ersatzteil, und das mit einem vollwertigen Datensatz.
Der dritte Datenwürfel fuhr im Ausrüstungskoffer mit, den Li-Hua um ihre Schulter trug. Er fuhr durch die aufgeschobenen meterdicken sandgestrahlten Tore in den gewaltigen Fahrstuhl und dann den kilometerlangen Schacht hinauf, bis sie oben angelangt waren. Er passierte mit ihr die Sicherheitskontrollen, an den Wächtern vorbei, die sie erneut scannten, um sicherzugehen, dass nichts hinausgeschmuggelt wurde.
Sie öffneten den Ausrüstungskoffer, führten eine Bestandsaufnahme durch, stellten sicher, dass sich lediglich die im Protokoll spezifizierte Anzahl an Geräten darin befand. Er fuhr mit ihr hinaus in das Secure Computing Center, in einen Konferenzraum, wo Li-Hua den Koffer wieder öffnete und die anderen drei Datenwürfel, die sich in ihren gesonderten Behältern befanden, herausnahm und sie an die Männer des Ministeriums für Nationale Sicherheit und an die des Ministeriums für Wissenschaft und Technologie aushändigte. Im wiederverschlossenen Koffer kam er mit in Li-Huas klitzekleine Kammer, die sich ihr Büro nannte.
Dort wurde er aus dem Ausrüstungskoffer herausgenommen und in eine einfache, kleine Papiertüte in Li-Huas geräumiger Handtasche verstaut, wo er kurz gegen einen fast identischen Datenwürfel stieß, bevor sein Doppelgänger die Handtasche verließ, um seinen Platz im Ausrüstungskoffer anzunehmen.
Von dort aus ging der Datenwürfel in Li-Huas Handtasche mit zu einer Einrichtung, bei der sie den Ausrüstungskoffer zurückgab und meldete, dass einer der Datenwürfel einen Fehler aufgewiesen hatte und nun ungebraucht zurückgebracht wurde, an Stelle des Ersatzwürfels.
Er fuhr mit Li-Hua bis an die Erdoberfläche auf den sumpfigen, grauen Campus der Jiao Tong Universität, wo die Stromversorgung erst vor Kurzem wiederhergestellt worden war. Mit zu einem Café, wo Li-Hua sich Nudeln bestellte und sie auf einer öffentlichen Bank aß, während sie auf eine Großleinwand starrte.
Der Nachrichtensender informierte den Rest Schanghais über die neuesten Vorkommnisse bei der Wiederherstellung der Stromversorgung und anderer Dienstleistungen, und fast wie gedankenverloren zog sie den Datenwürfel in der schlichten Papiertüte hervor und ließ ihn auf dem Tisch liegen, als sie ging.
Von dort wurde er von einer unscheinbar aussehenden Studentin aufgesammelt, die neben Li-Hua auf der Bank gesessen hatte. Die Studentin lief mit der Papiertüte quer über den feuchten Campus in Richtung des Gebäudes der Politwissenschaften, wo sie die Tüte im Vorbeigehen an einen dunkelhäutigen Mann mit Schirm übergab. Ohne dabei das Gehtempo zu verzögern. Nach hundert Metern machte der Mann kehrt und lief durch das West-Tor der Jiao Tong Universität hinaus auf die Huaihei-West-Straße.
Er lief mit hochgehaltenem Schirm den Kilometer zur Hongqiao Straße gegen den immer wiederkehrenden Nieselregen. Als Folge der Erschütterungen, die Schanghai zwei Wochen zuvor getroffen hatten, war der Straßenverkehr noch immer nur minimal.
In der Hongqiao Straße wartete ein Wagen auf ihn. Eines der verdunkelten Fenster wurde heruntergelassen. Daraus streckte sich eine Hand hervor, und der Mann übergab die Tüte. Das Auto fuhr weitere drei Kilometer Richtung Westen, bevor es in eine Gasse einbog und dann durch die sich gerade wieder schließenden Metalltüren eines Gebäudes hindurch schlüpfte, das eine orange-weiß-grüne Flagge trug.
Die Flagge der Republik Indien.
Li-Hua war in der Zwischenzeit bereits auf ihrem Heimweg und träumte von der Anerkennung für diese und jene anderen Daten und Spezifikationen, die sie überliefert hatte.
Bald würde sie reich sein. Und berühmt. Bald wäre sie Ehrenprofessorin Qui für Quantencomputing am Indian Institute of Technology in Bangalore.
4| UNTERBROCHENE MEDITATION
Samstag, 03.11.2040 Dreitausend Kilometer entfernt, in den thailändischen Gebirgen nordöstlich von Bangkok, jenseits von Saraburi, jenseits von Nakhon Nayok und jenseits von Ban Na, lehnte sich ein schlanker, weise aussehender Mann in orangefarbenen Gewändern an die Balustrade eines aus dem nackten Felsen herausgearbeiteten Klosters, mit einem ruhigen Lächeln auf seinem Gesicht. Seine Hände still in seinen Ärmeln verschränkt, stand er da, umgeben vom Höhepunkt seines Lebenswerks.
Professor Somdet Phra Ananda schaute hinaus zum reizenden nahegelegenen Tal, das sich vor dem Kloster erstreckte: Die prachtvollen, von Grün bedeckten Berge, die sich vor und über ihm emporhoben, mit ihren grauen Flanken, darunter der See mit seinem Wasserfall, der beständig aus ihm hinausströmte und einen willkommenen, beruhigenden Klang von fließendem Wasser erzeugte. Weit unterhalb davon das Band des Flusses, welcher die Reisfelder im Süden versorgte, bevor er sich in den Golf von Thailand ergoss. Die Natur war wahrhaftig erhaben.
Er schloss seine Augen, und was er fühlte, war sogar noch erhabener: Mehrere hundert Mönche, über zwanzig Klöster verteilt, die alle zusammen meditierten, mit synchronem Atem, synchronem Herzschlag, synchronen Gedanken. Bewusstseine, die verschmolzen, sich vereinten, wie die Bauten der Maya, die sich aus ihren miteinander verflochtenen Bewusstseinen als etwas Weiseres und Reineres wieder erhoben, als etwas Größeres als die Summe ihrer zerbrechlichen, menschlichen Anteile.
Es jagte für einen Moment durch ihn hindurch und wusch alles andere beiseite. Das war, wofür er sein Leben lang gearbeitet hatte – eine Verschmelzung von Neurowissenschaft und Buddhismus, eine Verschmelzung ihrer Werkzeuge und Ziele, um die Menschheit voranzubringen, um Frieden und Harmonie zu fördern, um eine Art Nirvana auf Erden zu verwirklichen.
Er glaubte, dass es das war, worauf Buddha höchstpersönlich hingearbeitet hätte, wäre ihm das Wissen um neuronale Schaltkreise und Carbon-Nanotechnologie und um Synapsenübertragung via Funkfrequenz zugänglich gewesen.
Und doch zog sich Ananda langsam aus dieser seligen Vereinigung heraus, aus der freudigsten, wahrhaftigsten, friedlichsten Sache, die er je erfahren hatte. Wegen dieses Jungen. Des Jungen, der ihnen einen großen Schub in diese Richtung gegeben hatte, dessen Werkzeuge es ihnen erlaubt hatten, viele weitere Meditierende in ihre Gemeinschaft hineinzubringen, und der ihnen die Fähigkeit gegeben hatte, sogar Klöster, die tausende von Kilometern entfernt waren, mit ihrer Gemeinschaft zu vernetzen.
Der Junge, der Ananda vertraut hatte und zwei Mal verraten wurde, dessen Leben gefährdet wurde durch diejenigen,