APEX. Ramez Naam
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Sie brachten ihn an einen ruhigeren, gedämpften Ort. Der Boden unter seinen Füssen fühlte sich anders an.
Hände führten ihn, drehten ihn, wirbelten ihn umher, stoppten ihn und drehten ihn wieder um seine eigene Achse.
Plötzlich zerrte jemand an seinen Handgelenken. Er hörte ein Klicken, ein weiteres Klicken und dann nahmen sie ihm die Handschellen ab. Jemand schob ihn, fast schon behutsam, und er fiel in einen Stuhl.
Jemand anders zerrte an der Kapuze und nahm sie ihm ab.
Er befand sich in einem kitschig dekorierten Raum und saß mit dem Gesicht zu einer Tür mit Holzschnitzereien in einem vergoldeten Rahmen.
Ich bin nicht tot, erkannte er.
Dann öffnete sich die Tür. Ein riesiger Mann in einem grauen Anzug trat hinein. Und dann ein weiterer. Ihre Gesichter waren maskiert und ihre Augen scannten den Raum ab.
Hinter ihnen kam eine kleine, grauhaarige Frau in einem grünen Seidensari herein.
Kades Gesichtserkennungs-App leuchtete neben ihr auf. Er ignorierte es.
Er war nicht auf die Hilfe einer App angewiesen, um Ayesha Dani zu erkennen, die Premierministerin von Indien.
Kade stellte sich auf seine Beine und stöhnte vor lauter Schmerzen erneut auf.
Die Premierministerin schritt auf ihn zu, bis sie nur noch ein paar Zentimeter von ihm entfernt stand. Ihr Kopf reichte ihm gerade einmal bis zum Kinn. Sie hatte ein Blatt Papier in ihrer rechten Hand.
»Sie haben zu einem meiner vertrautesten Berater gesagt er solle sich verpissen«, sagte sie. Ihre Stimme war von höchster Autorität. Eine Stimme, der man Gehör schenkte. Ihre Aussprache war präzise und akzentuiert und irgendwie sogar perfekter in ihrem Gebrauch der englischen Sprache, als die meisten Amerikaner es jemals hinbekamen. »Warum?«
Weil er ein Arschloch ist, dachte sich Kade.
Er blinzelte und musste sich anstrengen, sich an diese äußerst außergewöhnliche Situation anzupassen. »Ich musste …« Er strengte sein erschöpftes Gehirn an, um die richtigen Worte zu finden. »… Mister Aggarwal die Tiefe meiner Überzeugung in dieser Angelegenheit … verständlich machen«, sagte er. »Ich hatte nicht das Gefühl, dass mein Anliegen … bei ihm ankam.« Er machte eine Pause. »Bis zum Zeitpunkt dieser Zuspitzung.«
Sie beobachtete ihn. Er konnte sehen, wie sie ihn musterte, um ihn in einer grundlegenden Art und Weise abzuschätzen, die er nicht verstand. »Sie können ihren Kindern dabei helfen, schneller zu lernen.« Das war eine Aussage, keine Frage.
Kade nahm einen langsamen Atemzug durch die Nase. Er musste das Ganze in der richtigen Art und Weise beginnen.
»Um ehrlich zu sein«, sagte er zu ihr, »können Sie das selbst bewerkstelligen. Mit Nexus und ohne mich.«
Die Premierministerin hob das Blatt Papier hoch und hielt es ihm ins Gesicht. Aus dieser Entfernung konnte er lateinische Buchstaben darauf erkennen. Englische Worte.
»Und dann Ihre Bedingungen«, sagte sie. »Warum sollte ich auch nur einer davon zustimmen?«
Kades Augen bewegten sich weg vom Blatt Papier und zu Ayesha Danis Augen zurück.
Er sprach mit aller Überzeugung, die er in sich hatte: »Weil jede einzelne davon bedeutet, das Richtige zu tun – das Richtige für die Kinder, denen Sie Nexus verabreichen wollen, das Richtige für Indien und das Richtige für die ganze Welt.
Denn wenn es soweit ist, und wenn Sie die Person sind, für die ich Sie halte, dann werden Sie alle diese Bedingungen sowieso umsetzen.«
Sie schaute ihn einen Moment lang an. Ihr Gesicht war unverändert, ihre Augen musterten ihn noch immer.
»Und«, sagte Kade mit einem Lächeln, das sich auf seinem Gesicht ausbreitete, »weil Ihre Kinder mit meiner Hilfe sogar noch besser werden.«
20| WAHLTAG
UNSICHERER AUSGANG DER WAHLEN AM WAHLTAG
Dienstag, 06.11.2040, 5:31 Uhr, Washington DC Amerikanisches Nachrichten-Netzwerk Wahllokale und Analysten gaben unterschiedliche Einschätzungen über den vermutlichen Ausgang im Rennen um die Präsidentschaft am späten Montagabend ab. Eine Serie an Skandalen zerschlug die Kampagne des noch amtierenden Präsidenten John Stockton und stärkte seinen Herausforderer Stanley Kim, jedoch könnte der Effekt durch die Rekordzahl früher Stimmabgaben gedämpft werden.
Senator Kim veröffentlichte am Montag via Videocast einen Aufruf an die Wähler:
< Video: Stan Kim steht in Anzug und Krawatte vor dem Hintergrund einer sanft wehenden amerikanischen Flagge auf seinem Podium >
»Meine amerikanischen Mitbürger, dies ist eine Demokratie! In einer Demokratie ist der Kandidat, der durch die Mehrheit gewählt wurde derjenige, der ins Amt berufen wird. Klar ist, dass heute, vor dem Hintergrund dessen, was wir nun alle wissen, die Mehrheit von Ihnen ihre Stimme für mich abgeben würde. Für den Fall, dass Sie frühzeitig gewählt haben, sollten Sie wissen, dass die Verfassung und die Gesetzgebung dieses Landes klar statuieren, dass Ihre Stimme bis zum eigentlichen Tag der Wahl nicht als tatsächlich abgegeben gilt, auch wenn Sie sie vorher schon eingesendet haben. Es ist noch immer Zeit, Ihre Abstimmung zu ändern.
Und wenn Sie sich entschließen, dies zu tun und es Ihnen aus irgendeinem Grunde verwehrt wird, möchten wir Sie bitten, auf folgender Website darauf hinzuweisen …«
Stocktons Kampagne hat diese Behauptungen hingegen bestritten und führt an, dass …
Barb tippte auf ihr Tablet, um es auszuschalten und stieg dann aus dem Wagen – diesmal aus ihrem privaten Wagen. Sie lief den Gehweg in Richtung des Rathauses entlang und trat dann durch die Tür in den Westflügel hinein. Sie blieb kurz stehen, um den Aufnahmemodus ihres Telefons einzuschalten, und steckte es dann in ihre Brusttasche. Dann trat sie in das für sie vorgesehene Wahllokal.
Es war 6.01 Uhr morgens.
Jenny Collins war für die Wahlkabine zuständig. Bill Banks sorgte in Uniform gekleidet für die Sicherheit. Sonst war niemand anwesend.
Barb ging auf Jenny zu.
»Mein Name ist Barbara Ann Richmond, und ich würde gerne meine Abstimmung ändern.«
21| VERABSCHIEDUNGEN
Dienstag, 06.11.2040