APEX. Ramez Naam
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»Heute!«, begann er. »In der großartigen Stadt Houston, im großartigsten Land dieser Erde!«
Stan Kim trat hinaus auf seine eigene Bühne des Moscone Center in San Francisco und streckte unter einem ebenso tosenden Beifall seine Arme aus.
Er wartete und wartete und wartete darauf, dass sie aufhörten. All diese Leute, die mit ihm durch dick und dünn gegangen waren. Die ihn unterstützt hatten, als er unbeliebte Positionen einnahm. Als er sich für eine Wiedereinsetzung der Bürgerrechte stark machte, auch als die verängstigte, breite Öffentlichkeit bereit war, sie sogar noch weiter zu beschränken. Als er für ein Amerika gekämpft hatte, das in die Zukunft schaute, statt in der Vergangenheit festzustecken.
Sie dachten, sie würden ihm zujubeln für seine ehrenwerten Bemühungen. Dafür, dass er sein Bestes gegeben hatte. Sie dachten, sie würden seine Laune aufrechterhalten angesichts dieser Niederlage.
Dafür liebte er sie.
Er wartete, bis die Menge sich beruhigt hatte und posaunte dann drei Worte aus. Mit verstärkter Stimme durch den ganzen Raum.
»WIR. KÄMPFEN. WEITER.«
Die Menschenmenge jubelte zustimmend, pfiff und schwang ihre Banner. Sie johlten und brüllten und die meisten von ihnen hatten es noch immer nicht verstanden.
Er rief in die Menschenmenge und streckte seine Hände dabei nach ihnen aus:
»Wir kämpfen für ein Land, in dem jede Frau und jeder Mann in unserer Gesellschaft über das Schicksal des eigenen Körpers und des eigenen Bewusstseins bestimmen kann!«
Die Menge brüllte ihre Zustimmung.
»Wir kämpfen für eine Nation, die die Freiheit jedes Einzelnen als fundamentales, felsenfestes Grundprinzip begreift.«
Die Menge jubelte und tobte.
»Wir kämpfen für ein Land, in dem Lügen, Manipulation, Folter und Mord an seinen Staatsbürgern Verbrechen sind!«
Die Menge brüllte.
»Für ein Land, in dem Straftäter, ganz egal wie hoch angesehen und mächtig sie sein mögen, für diese Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden!«
»Ge-rech-tigkeit!« Die Menge verfiel in einen Sprechgesang. »Ge-rech-tigkeit! Ge-rech-tigkeit!«
»Wir kämpfen für ein Land, in dem die Regierung ehrfürchtiger seinen Bürgern gegenüber ist, als seine Bürger der Regierung gegenüber!«
Die Menge brüllte. Er hatte sie soweit.
»WIR. KÄMPFEN. WEITER.«
Blitzlichter gewitterten durch den Saal. Das Konfetti und die Ballons wurden losgelassen und regneten auf die Tausenden von Menschen herunter, die hier zusammengekommen waren. Die gigantischen Bildschirme hinter ihm leuchteten auf.
WAHLKARTE – EINSCHLIESSLICH AKTUALISIERTER STIMMEN
Sie zeigten weite Streifen an Blau über die Westküste hinweg, sowie über den mittleren Westen bis hinauf in den Nordosten und Florida.
Die Menge geriet außer sich und schrie. Sie verstanden nun, was vor sich ging.
»Mehr als elf Millionen Wähler haben in den letzten achtundvierzig Stunden versucht, ihre Stimmen abzuändern und für uns zu wählen! Wenn die Stimmen dieser Wähler korrekt gewertet werden, wie es ihnen die Verfassung zuspricht, dann bitten wir den Obersten Gerichtshof um Bestätigung: WIR HABEN GEWONNEN!«
23| UNRUHESTIFTER
Dienstag, 06.11.2040
»Herr im Himmel«, sagte Oscar. »Da ist ein verdammter Aufstand.«
»Was?«, schrie Rangan.
»Alles voller Leute«, sagte Oscar. »Was zur Hölle …«
Rangan zog sich in eine aufrechte Position und spürte dabei einen stechenden Schmerz in seinen Rippen. Und dann sah er es.
Vor der Windschutzscheibe war die Straße voll von Leuten, wütenden Leuten. Einige von ihnen schwangen Schilder, einige riefen Parolen oder hoben ihre Fäuste in die Luft. Andere …
Rangan beobachtete, wie ein Mann emporgehoben wurde. Er hing schlaff an einem Seil herunter, das um seine Kehle geschnürt und an einem langen Mast befestigt war. Sein Mund stand vor Schreck weit offen. Sie ermordeten Menschen. Und das Gesicht des Mannes kam ihm bekannt vor …
»Nichts wie weg hier«, hörte er Oscar sagen.
Er fuhr im Rückwärtsgang los und schleuderte Rangan dadurch nach vorne, geradewegs in die Lücke zwischen den Vordersitzen.
»Was zur Hölle machst du da?«, schrie Oscar, als er ihn sah. Er drehte sich zu ihm um, um ihn anzuschnauzen: »Wenn du rausschauen kannst …«
Der Kollisionsalarm schnitt ihm das Wort ab und plärrte durch das Auto. Die Bremsen betätigten sich von selbst und das Auto kam mit quietschenden Reifen zum Stillstand, wodurch Rangan wieder zurück auf den Rücksitz geschleudert wurde.
Die Schmerzen zerrissen ihn fast. Er ächzte laut auf. Die ganze Welt schrumpfte unter seinen Todesqualen zusammen, als der Bremsvorgang ihn in den Autositz presste.
Als er langsam wieder zu sich kam, war das Erste, was er sah, der Mann, den sie erhängt hatten.
Nein. Es war kein Mensch. Irgendwas an der Art und Weise, wie die Gestalt hin und her schwang, war falsch. Das Gewicht war ganz falsch. Der Mast verbog sich kaum.
Es war kein Mensch.
Es war eine Marionette.
Eine Nachbildung.
Von John Stockton.
Jemand hielt eine Fackel an dessen Füße und schaute dabei zu, wie die Gestalt zügig und lodernd in Flammen aufging. Das Feuer fraß sich von den Füssen durch die Beine bis in den Torso und dann weiter durch ihren Kopf und die Arme, bis die Figur innerhalb von Sekunden verschlungen war.
»Nicht echt«, krächzte Rangan erleichtert. »Es ist nicht echt.«
»Verdammt noch mal echt genug«, erwiderte Oscar. Er lag fast waagrecht da vorne, seine Hände unter dem Armaturenbrett, suchte er nach etwas.
Scheiße, dachte Rangan, er hat eine Waffe.
Stattdessen kam Oscar mit einem Datenstick hervor, von der Art wie man ihn