APEX. Ramez Naam
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Verschwinden? Wie konnten sie verschwinden? Sie waren umzingelt von Polizei und Gebäuden.
Er drückte sich hoch auf ein Knie. Oh Gott, tat das weh.
Ein maskierter Fremder – wahrscheinlich einer von denen, die das Auto umgestürzt hatten – lag stöhnend auf dem Boden. Ein Stück Holz lag neben ihm, vielleicht ein Stück von einem Schild. Es lag direkt neben seiner ausgestreckten Hand. Rangan hob das Schild vom Boden auf und nutzte es als Stock, auf den er sich stützte, während er sich erhob.
Er blickte hoch und nicht einmal fünf Meter von ihm entfernt stand ein Demonstrant mit einem Ziegel in der Hand, holte zum Wurf aus und dann flog der Ziegel durch die Luft, auf die Blaulichter zu.
»Scheiße«, hörte Rangan sich sagen.
Dann prallten Gummigeschosse – er hoffte, es waren Gummigeschosse – auf den Demonstranten ein, trafen ihn und ließen ihn nach hinten umfallen.
Er hörte ein Krachen, und der Ton einer der Sirenen änderte sich, als der Ziegel in einem Glückstreffer auf einem der Streifenwagen landete. Daraufhin flogen Mengen von Geschossen in Richtung der Demonstranten. Kartuschen mit Reizgas, Tränengas – binnen Sekunden brannten Rangans Augen und er hustete, wobei seine gebrochenen Rippen brannten. Gottverdammte Scheiße, er wusste nicht mehr, was er tun sollte.
Er ließ sich halb blind und kaum in der Lage zu atmen, geschweige denn zu denken, zurück auf die Knie sinken. Neben ihm sah er ein rotes Flackern in der Hand eines der Demonstranten. Es war eine Flasche, in die ein Lumpen gestopft worden war, als wäre er ein Docht. Der Lumpen flackerte in einer Flamme auf und der Mann schleuderte sie auf die Polizeiketten zu.
Gottverdammte Scheiße, dachte Rangan.
Um ihn herum sah er immer mehr Molotowcocktails, die gezündet und in die Luft geschleudert wurden, in Richtung der Polizeifahrzeuge. Er sah immer mehr Tränengaskartuschen landen und die Gaswolken immer dichter werden.
Dieses verdammte Gas, dachte er.
Er sah, dass die Demonstranten um ihn herum Bandanas hatten und riss sich sein T-Shirt vom Körper. Mit freiem Oberkörper stand er nun in der Nacht, band sich das Shirt um Nase und Mund und ließ den Rest davon herunterhängen.
Vielleicht hilft das, dachte er.
Doch es drang immer mehr Gas in seine Lungen und ließ ihn husten und husten und husten.
Vielleicht doch nicht.
Eine geschlossene Front Bereitschaftspolizisten in Kampfmontur mit riesigen, transparenten Schutzschildern, verspiegelten Visieren und langen, elektrischen Schlagstöcken, marschierte aus der Rauchwand hervor. Er duckte sich hinter die Ecke des umgekippten Wagens und beobachtete sie, als sie sich auf ein paar vereinzelte, unorganisierte Demonstranten zu bewegten und mit ihren Schlagstöcken immer und immer wieder brutal auf sie einschlugen, sogar noch nachdem sie schon lange am Boden lagen.
Einer der Bereitschaftspolizisten drehte sich zu ihm um und Rangan versteckte sein Gesicht. Er duckte sich und hoffte einfach nur, er sah genauso armselig und harmlos aus, wie er es auch war.
Verdammte Scheiße, dachte er. Wie zur Hölle komme ich nur hier raus?
Etwas kitzelte sein Bewusstsein.
Ein Gedanke.
Der Gedanke von jemand anderem.
Das Bewusstsein von jemand anderem.
Und dann war es wieder weg.
Er drehte sich suchend umher.
Das Tränengas ließ ihn husten, löste Höllenschmerzen in seinen Rippen aus.
Oh Gott, wurde ihm klar. Ich bin verdammt aus der Übung.
Er schloss seine Augen.
Bitte, bitte, bitte.
Öffnen. Maximale Sensibilität. Richtungsgeleitete Suche.
Bitte, bitte, bitte.
Irgendwo ging eine Explosion hoch. So nah, dass er die Hitze in seinem Gesicht spüren konnte.
Jemand schrie und dann hörte er das widerwärtige Geräusch von brechenden Knochen. Und dann das gurgelnde Ende des Schreis. Die Vorstellung eines Polizeischlagstockes, der den Schädel eines Demonstranten zerschmetterte, kam ihm unausweichlich in den Sinn.
Bitte, bitte, bitte.
Tränen strömten ihm über das Gesicht. Von dem Tränengas. Oder wegen Oscar. Oder weil er voll und ganz im Arsch war.
DA.
DA, ZUM TEUFEL NOCH MAL.
Ein Bewusstsein.
Zwei Bewusstseine! Vielleicht sogar mehr.
Sie befanden sich zu seiner Linken. In dem Gebäude. Sie bewegten sich und sprachen zueinander. Nicht zu Rangan. Er konnte aufschnappen, was herausdrang. Sie waren knapp an der Grenze seiner Reichweite und eigentlich sollten sie sich jenseits seiner Reichweite befinden, weit jenseits davon. Und sie bewegten sich um einiges schneller, als er es gerade konnte.
Er gab alles, was er konnte, um einen geistigen Schrei nach ihnen auszustoßen.
HILFE!!!!
Er sendete ihnen eine Einsicht in sein Empfinden. Verletzt, fast blind vom Tränengas, ein Fahndungsziel, umzingelt von Polizeitruppen. Er brauchte sie.
BITTE!!!!
Er spürte sie zögern. Sie hörten auf sich zu bewegen. Daten flossen schnell und heftig zwischen ihnen hin und her. Uneinigkeit. Auseinandersetzung.
Dann bewegten sie sich wieder auf ihn zu. Einer blieb im Inneren des Gebäudes zurück, und zwei von ihnen rannten hinaus. Sie waren graubraun gekleidet und trugen Arbeitsstiefel, runde, schwarze Brillen, Atemschutzmasken, deren Belüftungsöffnungen über ihren Mündern und Nasen auf und zu gingen und Stirnbänder mit etwas, das aussah wie Antennen. Eine Masse schwarzer Dreadlocks quoll über dem Stirnband des einen hervor und kurze, stachelige blaue Strähnen aus dem des anderen.
Sie packten jeweils einen seiner Arme und nahmen ihn zwischen sich hoch. Der mit den schwarzen Dreadlocks war solide gebaut und muskulös. Der andere war kleiner als er und von schmächtigerer Statur.
Ein Teenager?
BEWEG DICH, ARSCHLOCH! Sendete ihm der Größere der beiden.
Rangan knurrte, setzte seine ganze Kraft ein, um sich voranzuschleppen, und plötzlich bewegten sie sich ziemlich zügig fort. Eine weitere Explosion ging hinter ihnen hoch. Ein weiterer Schrei. Ein weiteres Mal das Geräusch von gebrochenen Knochen.
Seitlich konnte Rangan einen Blick auf weitere Polizeifahrzeuge erhaschen, die anrückten. Diesmal waren es gepanzerte Fahrzeuge und nicht mehr gewöhnliche Streifenwagen.