Dunkle Träume. Inka Loreen Minden
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Читать онлайн книгу Dunkle Träume - Inka Loreen Minden страница 17
Kyrian blickte zu Jenna, die leichtfüßig und geschmeidig über das Geröll schritt und dabei kaum einen Laut erzeugte. War sie Isla und ihr Vater der Mann, der Isla beschützte? Die Vater-Tochter-Beziehung könnte Tarnung sein. Lichtelfen konnten den Alterungsprozess verlangsamen, wenn sie einen Nektar tranken, den es nur in ihrer Heimat gab.
Oder war sie eine Tochter von Isla und Mr. Fairchild ihr Vater? Das würde bedeuten, Dante wäre ihr Halbbruder.
Vielleicht war Isla längst zurück in Gwandoria, dem legendären Reich der Lichtelfen? Niemand wusste, wie man dorthin gelangen konnte. Gwandoria galt als uneinnehmbar. Umso mehr wollte es sich Lothaire unter den Nagel reißen. Er hatte wohl immer gehofft, das Geheimnis aus Isla herauszubekommen oder mit ihrer Hilfe dorthin zu gelangen.
Auf jeden Fall war Jenna anders als andere Hexen, das hatte er vom ersten Augenblick gespürt. Er empfing seltsame Schwingungen und fühlte sich in ihrer Nähe berauscht. Außerdem hatte er eine Energie wahrgenommen, als er nach der Operation aufgewacht war. Sie hatte seinen Körper wie Balsam durchströmt. Das war Elfenmagie gewesen, eindeutig.
»Sieh nur«, wisperte Jenna plötzlich und deutete nach vorn. »Da ist etwas.«
Ein bläuliches Licht schimmerte an der Decke des haushohen Gewölbes. Plätschern drang an seine Ohren sowie leises Gekicher. Sie waren nicht allein.
Kyrian zog Jenna hinter einen mannshohen Felsen. Vorsichtig lugten sie daran vorbei. In einem natürlichen Becken, dessen Wasser aussah, als wäre es phosphoreszierend, saßen drei nackte Frauen. Wunderschöne Grazien mit blondem Haar, das einen grünen Glanz besaß. Sie wuschen sich gegenseitig mit einem Schwamm.
»Najaden«, flüsterte Kyr. Wassernymphen. Im Allgemeinen wachten sie über Quellen, Bäche, Flüsse, Sümpfe, Teiche und Seen. Trocknete die Haut einer Najade aus, so musste sie sterben. Das war ihr einziger Schwachpunkt. Dem Wasser, in dem sie badeten, sagte man magisch heilende Wirkung nach, und den Najaden wurden prophetische Kräfte zugesprochen. Wenn man sie um Rat fragen wollte, forderten sie Sex. Dabei griffen die Wassernymphen direkt auf die sexuellen Energien zu, entfachten sie und saugten sie aus. So ähnlich wie Sukkubi. Eine einzige Wassernymphe war beinahe ungefährlich, doch je mehr sich an dem Liebesspiel beteiligten, desto schwächer wurde das Opfer. Nicht selten führte eine Najaden-Orgie zum Tod.
Jenna starrte sanft lächelnd auf die badenden Frauen. Das gefiel ihm nicht.
»Die sind nicht so harmlos, wie sie aussehen«, flüsterte er.
»Ich hab im Unterricht aufgepasst. Najaden sind nicht zu unterschätzen, aber sie könnten mir Antworten liefern.« Ihre Finger krallten sich in den Stein.
Kyrian hatte sich über sie gebeugt und blickte über ihren Kopf hinweg auf die Nymphen. Dabei stieß sein Unterleib sanft gegen Jennas Hintern, der sich fest und rund durch ihr knappes Kleid abzeichnete. Was sie wohl für ein Höschen darunter trug? Vielleicht gar keins?
Er unterdrückte ein Stöhnen und hielt einen Fluch zurück. Zu lange war er bei keiner Frau mehr gewesen, seit dem Tag, als er Vincents Klan beigetreten war. Er hatte sich keinen Fehltritt erlauben wollen, weil er gespürt hatte, dass Noir ihn zu Beginn hatte beschatten lassen. Er hatte große Lust, mal wieder seinen Druck loszuwerden. Nicht allein unter der Dusche, sondern in einer engen, feuchten … Verdammt! Er musste an etwas anderes denken, aber Jenna machte es ihm nicht einfach. Ständig drückte sie ihren Hintern an seine Lenden. Er könnte einfach ihren Rock heben und in sie stoßen. Hart genug war er bereits. Von hinten – das war seine bevorzugte Stellung. Er hatte keiner Nutte einen Blick auf seine Tattoos und erst recht nicht auf seine Verstümmelung werfen lassen, hatte die Frauen meist im Dunkeln genommen, sodass er sie sah, aber sie ihn nicht.
»Eure sündhaften Gedanken verraten euch«, hallten auf einmal drei hohe Stimmen durch die Höhle.
Fuck, sie waren aufgeflogen!
Jenna räusperte sich und richtete sich auf, blieb jedoch hinter dem Felsblock stehen. »Hallo, habt keine Angst!«, rief sie. »Ich möchte euch nur etwas fragen.«
Mutig war sie, das musste er ihr lassen. Oder lebensmüde.
»Wir haben keine Angst«, sangen die Nymphen im Einklang.
Jenna spähte erneut über den Stein, Kyrian tat es ihr gleich. »Kennt ihr William Fairchild, meinen Vater?«
Die drei Schönheiten schwammen an den Rand des Beckens, stützten sich mit den Ellbogen auf und lächelten verzückt. »Komm zu uns, meine Hübsche!« Ihre Stimmen hallten von der Höhlenwand und erzeugten ein schauriges Echo.
Als Jenna hinter dem Stein hervortrat, packte Kyrian sie an der Schulter. »Geh nicht zu nah ans Wasser.«
Die Augen der Nymphen wurden groß. »Einen leckeren Mann hast du dabei.« Sie kicherten.
Jenna straffte sich. »Ich suche Antworten.«
»Tun wir das nicht alle?«, fragten sie und winkten ihnen zu. »Kommt zu uns und du wirst Antworten bekommen.«
»Du darfst denen kein Wort glauben. Sie sind gefährlich«, zischte Kyrian, der Jenna immer noch festhielt.
»Oh, so skeptisch, dunkler Mann?«
Verdammt, spürten die Nymphen etwa, was er war? Die Wasserwesen nickten ihm zu, als wüssten sie genau, was er dachte.
»Sollte sich Jenna nicht eher vor dir in Acht nehmen?«, säuselten sie unisono.
Sie schnappte nach Luft und wisperte: »Sie kennen meinen Namen.«
Es stimmte tatsächlich, die Najaden besaßen außergewöhnliche Fähigkeiten. Hieß das, Jenna war nicht Isla? Dann womöglich ihre Tochter? Vielleicht konnte Kyr diese Wesen benutzen, um seinerseits Antworten zu bekommen.
Er ließ Jenna los. »Halte Abstand von ihnen.«
Nickend trat sie näher an das Becken. Zu nah für seinen Geschmack.
Die Nymphen klimperten mit den Wimpern. »Du suchst also Antworten, Jenna Fairchild?«
Sie nickte erneut und machte noch einen Schritt, als würde sie magisch von den Wasserwesen angezogen. »Ihr scheint viel zu wissen.«
Plötzlich ging alles ganz schnell. Eine Najade sprang wie ein Fisch aus dem Wasser und packte Jenna am Handgelenk. Schon fiel sie ins Becken. Kyr versuchte noch, nach ihr zu greifen, aber die Nymphen zogen sie sofort an den gegenüberliegenden Rand, sodass er ins Wasser fasste. Es war kalt, bestimmt nicht wärmer als fünfzehn Grad. Zu lange sollte Jenna sich nicht darin aufhalten. Sie machte allerdings nicht den Eindruck, als würde sie die Kälte fühlen. Überrascht oder ängstlich wirkte sie ebenfalls nicht. Als stünde sie unter einem Bann.
Eine Nymphe grinste ihn zuckersüß an. »Komm rein, wenn du sie zurückhaben willst, Rächer der Dunkelheit.«
Seine Kiefer mahlten. Wenn diese