Mami Staffel 1 – Familienroman. Gisela Reutling
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Читать онлайн книгу Mami Staffel 1 – Familienroman - Gisela Reutling страница 45
»Gezankt haben Sie sich«, berichtete Thomas und gähnte ausgiebig. Schön war es, in Marie-Luises Arm zu liegen. »Aber sie haben uns sogar zu essen gegeben und ausgequetscht haben sie uns. Ich möchte nur mal wissen, wo Dagobert war. Die konnten uns ja nur schnappen, weil Dagobert nicht in der Nähe war, der hätte Hackfleisch aus ihnen gemacht.«
Pat lächelte unter Tränen. Die Kinder schliefen, als Marie-Luise sich vorsichtig erhob.
»Bitte, fahren Sie jetzt nicht«, bat Pat. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll. Werden sie meine Unfreundlichkeit vergessen können?«
»Ich erinnere mich gar nicht mehr daran«, tröstete Marie-Luise sie. Sie fühlte sich furchtbar wackelig auf den Beinen, so, als hätte sie eine schwere Krankheit hinter sich. »Sie haben Ihren Bruder sehr gern, es ist doch nur natürlich, wenn man falsch reagiert. Ich wage nicht, die Kinder alleinzulassen. Ganz sicher träumen sie von dem Schrecklichen. Wollen wir uns ein wenig ans Fenster setzen?«
»Aber Sie dürfen sich nicht erkälten.« Pat wahr ehrlich besorgt. »Sie sind sehr wichtig… für uns alle«, setzte sie beinahe demütig hinzu.
*
Marie-Luise schlief. Sie träumte wundervoll. Sie lag auf einer grünen Wiese, hatte die Kinder nahe neben sich. Und Max beugte sich über sie und küßte sie.
Sie roch sogar sein Rasierwasser, den Pfeifentabak, sie spürte seine Lippen… es war ein köstlicher Traum. Ein Atem streifte ihre Wange, jemand legte seine Lippen an ihr Ohr.
Schlaftrunken versuchte Marie-Luise, die Augen zu öffnen. »Es ist kein Traum. Du bist es wirklich«, flüsterte sie. Sie hob die Hand, strich über sein Gesicht, über seine Stirn, seine Wange, zog mit der Fingerspitze den Bogen seiner Lippen nach.
»Liebste«, flüsterte er.
»Du weinst?« Sie konnte sein Gesicht nur schemenhaft erkennen. Er hatte kein Licht gemacht. Sein Gesicht erschien ihr erschreckend weiß, und die Augen brannten darin.
»Bist du sehr müde, Liebste? Kannst du einen Augenblick zu mir herunterkommen? Marie-Luise, ist den Kindern wirklich nichts geschehen? Sind sie wirklich gesund?«
»Sie werden keinen Schaden davontragen, Max. Hab keine Angst, es ist alles in Ordnung.«
»Wir sollten sie morgen doch besser zum Arzt bringen«, sorgte er sich. Er half ihr aufzustehen. Es war gar nicht so einfach, ohne die Kinder zu wecken.
Er hielt einen Morgenmantel für sie bereit und legte ihn ihr fürsorglich um.
»Ist es sehr unverschämt von mir, daß ich noch mit dir reden will, Liebste?« wollte er ängstlich wissen. »Ich bin verrückt geworden vor Angst. Ich zittere noch jetzt an allen Gliedern. Ich sollte bis morgen warten, morgen kannst du mir auch noch alles erzählen. Ich sollte dich schlafen lassen. Ich hab euch drei ja gesehen. Oh, Marie-Luise… das Bild hat sich tief in mein Herz gegraben. Du lagst zwischen meinen Kindern, du lächeltest im Schlaf, und Doris hielt ihre Daumen im Mund, während Thomas seinen Kopf auf deinen Arm drückte. Daß ihr lebt! Daß euch nichts geschehen ist!«
Er bat sie, sich auf das Sofa zu legen. Aber sie schüttelte den Kopf, lächelte spitzbübisch. Wie er dieses Lächeln liebte. Wie er diese ganze Person liebte! Nicht denken, was ihr und den Kindern hätte passieren können.
»Ich weiß eine viel besseren Platz.« Sie drückte ihn in den Sessel, setzte sich auf seinen Schoß.
»Einen bequemeren Platz gibt es gar nicht«, flüsterte sie dicht an seinem Ohr. Er konnte nicht antworten, er konnte nichts sagen. Er hielt sie umklammert, drückte sie an sich, seine Tränen liefen über ihren Hals, näßten die Spitzen des Nachthemdes.
Sie tröstete ihn, als wäre er ein Kind.
»Daß du das gewagt hast«, flüsterte er endlich, nachdem er sie immer, immer wieder küßte, »daß du dich in diese Gefahr begeben hast. Du mußt sie sehr lieb haben, das findet auch Pat.«
»Ja. Lieber könnte ich sie auch nicht haben, wenn ich sie selbst geboren hätte. Es sind meine Kinder, Max. Deine und meine.«
»Unsere Kinder.« Er weinte schon wieder und schämte sich nicht einmal. »Marie-Luise. Ich weiß, ich müßte dich schlafen lassen, ich bin ein schrecklicher Egoist, du darfst nicht glauben, daß ich immer so rücksichtslos bin. Du mußt mir das Schreckliche erzählen, ich will alles wissen. Aber zuvor habe ich eine Frage. Eine sehr wichtige sogar. –
Willst du mich heiraten? Ich habe das Gefühl ich darf keine Zeit verlieren. Ich könnte den Gedanken nicht ertragen, wenn du… ich meine… daß du…«
Sie legte ihm den Finger auf die Lippen. Sie rückte ein wenig von ihm ab, ihr Mund lächelte, aber ihre Augen musterten ihn ernst.
»Ich will gern deine Frau werden, Max. Aber ich habe einen Beruf. Ich habe Erfolg darin, der ist mir nicht in den Schoß gefallen, ich sagte es dir wohl schon einmal. Ich weiß nicht, ob ich auf ihn verzichten mag.«
»Das brauchst du auch nicht. Das würde ich nie im Leben von dir verlangen.«
Er nahm ihr Gesicht in beide Hände. Mit den Augen streichelte er ihr Gesicht. Der Blick war so innig, wie die Berührung einer zärtlichen Hand.
»Warum sollte ich denn ein solches Opfer von dir verlangen, Liebste?«
Sie dachte an das Drehbuch, das auf ihrem Schreibtisch lag. Sie dachte an die Arbeit, an all das Neue.
Sie hörten Poltern auf der Treppe, Doris angstvolles Schreien. Sofort sprang sie von Max’ Schoß. Er war schneller an der Tür als sie.
»Marie-Luise! Marie-Luise!«
Als die Arme ihres Vaters sie umfingen, sie hochhoben, hörte sie auf zu schreien.
»Papa!« Unendliche Erleichterung klang aus ihrer Stimme. »Ich wurde wach und Marie-Luise war nicht mehr da.«
»Ich bin hier, Liebling.« Marie-Luise stellte sich nahe neben die beiden, schlang ihre Arme um sie.
»Warum schreist du denn so?« wollte Thomas unwirsch wissen. »Du brüllst ja das ganze Haus zusammen. Hallo, Papa«, rief er erfreut. »Bist du mit dem Flugzeug gekommen?«
»Ja, mein Sohn. Es flog mir allerdings nicht schnell genug. Am Flughafen habe ich ein Taxi genommen.«
»Au, Backe. Das muß aber teuer gewesen sein. Hast du schon gehört, daß Marie-Luise ihr ganzes Geld abgehoben hat? Jetzt ist sie bettelarm. Das beste ist, sie zieht zu uns, Papa. Das ist doch viel billiger für sie.
Max lachte, die kleinen Fältchen an Augen und Mund vertieften sich. »Das ist natürlich ein Argument. Ich habe den gleichen Gedanken gehabt, mein Junge. Ich habe sie gerade gefragt, ob sie mich heiraten will.«
»Ob sie uns heiraten will«, zappelte Doris und drängte von seinem Arm hinunter. Sie warf sich in Marie-Luises Arme. »Du hast doch ja gesagt, Marie-Luise? Du willst uns heiraten?