Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 6 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 6 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 2
Abwehrend hob Achim eine Hand vor den Oberkörper.
»Jetzt reg dich mal nicht gleich auf! Ich hab dir doch gesagt, dass ich nur noch ab und zu was brauche. Von heute auf morgen aufhören ist nicht so einfach.«
»Nach der Hausdurchsuchung bei dir hast du mir versprochen, dass du aufhörst mit dem Zeug«, erinnerte Laura ihn an die unabänderlichen Tatsachen. Auf den Schreck brauchte auch sie einen Schluck Alkohol und leerte ihr Glas in einem Zug. »Das ist jetzt zwei Wochen her.«
Achim wusste, dass sie recht hatte und biss sich auf die Lippe. Die Menge an Opiaten, die die Polizei bei ihm gefunden hatte, hatte glücklicherweise nicht für eine Verhaftung gereicht. Trotzdem wusste er, dass er auf der Hut sein musste. Er schenkte die beiden Gläser noch einmal voll. Doch diesmal stieß er nicht mit seiner Lebensgefährtin an, sondern nahm gleich einen großen Schluck. Dann hatte er einen Entschluss gefasst und setzte sich ihr gegenüber an den Tisch.
»Komm schon, Laurina, sei nicht so hart mit einem gebrochenen Mann«, bat er sie in einem Tonfall, der seine Wirkung bisher nie verfehlt hatte. »Du weißt doch selbst, wie sehr ich unter dem Tod meines Sohnes leide«, schob er wieder einmal seine schlimme Vergangenheit vor, wohl wissend, dass er damit ihr weiches Herz berührte. Zumindest hatte diese Taktik bisher immer funktioniert.
Tatsächlich zögerte Laura einen Moment. Schon wollte Achim seinen neuerlichen Aufschub vor dem endgültigen Entzug feiern, als unerwarteter Widerspruch kam. Das Entsetzen über die Hausdurchsuchung schien Spuren bei der Ärztin hinterlassen zu haben.
»Wie lange soll das noch so weitergehen?«, fragte die Gynäkologin und wirkte zum ersten Mal, seit sie mit dem Feuerwehrmann zusammen war, fast verzweifelt. »Julian ist schon so lange tot, deine Ehe seit zehn Jahren geschieden. Irgendwann muss doch mal Schluss sein.«
Wie auf Kommando riss Achim die Augen auf und starrte Laura mit waidwundem Blick an.
»Du hast ja recht, Laurina, mein Engel. Und ich schwöre, dass ich dich nur noch dieses eine, einzige Mal um Hilfe bitte.«
Laura war sichtlich hin und her gerissen.
»Und dann?«, fragte sie skeptisch. »Wie soll es dann weitergehen? Mit dir? Mit uns?«
»Dann besorge ich mir einen Termin beim Therapeuten und gehe den Entzug ernsthaft an«, versprach der Feuerwehrmann hoch und heilig. Um sein Versprechen zu untermauern, hob er die rechte Hand zum Schwur. »Für dich allein, mein Engel. Für unsere Zukunft. Wir haben doch so viel vor. Wollen endlich mal zusammenziehen, gemeinsame Sache machen, uns etwas aufbauen. Bitte gib mir noch diese eine Chance. Sonst bin ich verloren. Das weißt du doch. Oder erinnerst du dich nicht daran, wie es mir ging, als du mich gefunden hast?«
Oh doch! Laura erinnerte sich genau an den gebrochenen Mann, der direkt in ihr viel zu weiches Herz geschlittert war.
Bevor sie aber darüber nachdenken konnte, wie oft Achim ihr in den vergangenen drei Jahren schon sein Ehrenwort gegeben und es wieder gebrochen hatte, beugte er sich vor und küsste sie so leidenschaftlich, dass für den Moment alle Fragen vergessen waren. Bevor die Gynäkologin danach einen klaren Gedanken fassen konnte, stand ihr Freund auf und zog sie an den Händen hoch.
»Und jetzt führe ich dich zur Feier des Tages schick zum Essen aus«, erklärte Achim im Überschwang der Gefühle. »Du glaubst gar nicht, wie stolz ich auf dich bin. Gynäkologin in der renommiertesten Klinik des Landes. Du bist einmalig!« Er schloss Laura in seine Arme, um sie noch einmal zu küssen. Doch zu seiner großen Verwunderung wand sie sich aus seinen Armen.
»Tut mir leid, mein Lieber, aber heute habe ich keine Zeit. Die Chefin hat mir eine Einführung angeboten, damit ich morgen früh gleich loslegen kann.« Sie warf einen Blick auf die Uhr. »In einer halben Stunde muss ich los. Deshalb reicht die Zeit wohl nur für einen kleinen Imbiss.«
Doch statt enttäuscht zu sein, leuchteten Achims Augen auf.
»Das heißt, dass du mir heute Abend schon was besorgen könntest?«, platzte er heraus.
Laura starrte ihren Freund ungläubig an. Dann schob sie ihn entschieden von sich und drängte an ihm vorbei aus dem Wohnzimmer. Sie wusste selbst nicht so genau, warum sie noch wie erstarrt in dieser Beziehung verharrte. Es wäre besser, sich ein für alle Mal zu trennen. So oft hatte sie es schon versucht und nur ein Gedanke hatte sie immer wieder zurückgehalten: Was würde dann aus Achim werden? Diese Frage beschäftigte sie pausenlos und hielt sie davon ab, die einzig richtige Entscheidung zu treffen.
»Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende!«, murmelte Laura nicht zum ersten Mal vor sich hin, als sie unter der Dusche stand. Doch auch diesmal wusste sie, dass ihre Vernunft einen aussichtslosen Kampf gegen ihr Herz führte und sie auch dieses Mal keine Konsequenzen ziehen würde.
*
Gemeinsam hatte das Ehepaar Norden den Abend mit Sohn Felix ausklingen lassen. Dr. Daniel Norden steckte eben das letzte Stück Schokolade in den Mund, als es an der Tür klingelte.
»Nanu, so spät noch Besuch?«, fragte er und sah verwundert auf die altehrwürdige Standuhr, die in interessantem Kontrast zum übrigen modernen Mobiliar des Wohnzimmers stand.
»Ich schau mal nach«, bot sich Felix bereitwillig an, als sein Vater ihn zurückhielt.
»Bleib nur sitzen.« Er stemmte sich von der gemütlichen Couch hoch und lächelte hinab auf seine Frau. »Ich habe dieser liebreizenden Frau vorhin versprochen, wieder ein bisschen mehr Sport zu machen.«
»Liebreizende Frau?«, lachte Fee belustigt auf. »Wenn ich dich daran erinnern darf: Vor ungefähr einer Stunde hast du mich noch Satansweib genannt.«
»Du bist eben vielseitig wie keine andere Frau, die ich kenne. Das ist ja das Besondere an dir«, machte ihr Mann ihr ein unwiderstehliches Kompliment, ehe er das Wohnzimmer verließ, um den Besucher nicht noch länger warten zu lassen.
Als Daniel aber in den Flur trat, hörte er schon Stimmen, und seine Tochter Anneka drehte sich zu ihm um.
»Das ist nur Noah!«, rief sie ihm zu. Sie hatte den Abend in ihrem Zimmer verbracht und es offenbar eilig, gemeinsam mit ihrem Freund dorthin zurückzukehren.
»Hallo, Herr Dr. Norden«, begrüßte der junge Mann den Hausherrn wohlerzogen. »Es tut mir leid, dass ich so spät noch störe.«
»Mich störst du nicht. Und Anneka sieht auch nicht danach aus«, schmunzelte der Arzt und zog sich diskret wieder ins Wohnzimmer zurück.
Noahs bewundernder Blick folgte ihm.
»Dein Vater ist ein echt cooler Typ«, stellte er anerkennend fest und stieg neben Anneka die Treppe hoch. »Da hast du einen richtigen Glücksgriff gemacht.«
»Nicht nur mit meinem Vater«, erwiderte die Schülerin geistesabwesend. »Sondern mit meiner ganzen Familie.«
»Dann verstehe ich aber nicht, warum du ihnen nichts von deinen gesundheitlichen Problemen sagen willst«, bemerkte Noah, nachdem er Annekas Zimmertür hinter sich geschlossen hatte.
Sein besorgter Blick ruhte auf seiner Freundin, die sich wieder ins Bett legte. Leise stöhnend zog sie die Bettdecke über sich zurecht. Noah eilte zu ihr und half ihr dabei.
»Mum