AUSROTTUNG (The Death 2). John W. Vance
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»Und was wird aus David und Eric?«
»Ich muss einfach fest daran glauben und hoffen, dass der Kanzler sie nicht umbringt«, antwortete sie ohne Zögern. »Und wenn der richtige Zeitpunkt kommt, werde ich versuchen, sie zu befreien.«
»Was tust du, falls er sie schon getötet hat?«, fragte Travis.
»Dann kann ich mir das sparen. Mein Baby und ich werden an irgendeinem sicheren Ort unterkommen und weiterleben.«
»Das ist alles?«
Während sie Travis ernst anschaute, versicherte sie: »Glaub mir, falls er sie umgebracht hat und ich die Chance erhalte, ihm ihren Tod mit gleicher Münze heimzuzahlen, werde ich das tun!«
Internationaler Flughafen von Denver
Horton hielt sich das Telefon mit einigem Abstand ans Ohr – nicht weil es zu laut war, sondern weil er kein weiteres Wort mehr von dem hören wollte, was der Anrufer von sich gab. Er war es leid, sich sagen zu lassen, was er tun sollte, was er anders angehen müsste oder falsch gemacht hatte. Als er Jahre zuvor zum Kanzler gewählt worden war, hatte er sich mehr Entscheidungsgewalt erhofft. Nie hätte er geglaubt, dass der Rat die gesamte Operation mit detaillierten Vorgaben leiten würde. Am meisten aber ärgerte er sich darüber, Lori verloren zu haben. Nicht, weil er keine andere Lebensgefährtin hätte finden können, es lag eher daran, dass er nicht in der Lage gewesen war, sie aufzuhalten – ein extrem peinlicher Fauxpas, der ihn fast seinen Stellung gekostet hatte. Da die paar Geheimnisse, die sie kannte, mittlerweile nutzlos waren, bestand keine Eile, sie zu finden. Der Plan zur Säuberung war im vollen Gange – die Katze im Wesentlichen aus dem Sack gelassen. Lori zu schnappen, zählte nicht zu den Operationszielen, sondern hatte eine persönliche Bewandtnis.
In den Wochen nach ihrer Flucht war er damit fortgefahren, die sogenannte Säuberung durchzuführen. Es ging voran, doch eine zweistellige Millionenzahl von Menschen erschießen zu lassen, dauerte eben seine Zeit. Ihm schwebte eine selektive Tötung vor. Er wollte die Besten und Gescheitesten verschonen – diejenigen mit verwertbaren Fertigkeiten. Außerdem war er entschlossen, sich Zeit zu nehmen, um sicherzugehen, dass alle Lagerbewohner vorher DNS-Proben abgaben. Wer die Tests bestand, durfte am Leben bleiben. Sein System funktionierte auf eine schlichte Art und Weise: Es gab eine Elite, der auch Horton angehörte, die Kriegerklasse, die Auserwählten und die Arbeiterklasse. War die DNS von jemandem unbrauchbar oder die Person selbst wertlos, wurde sie als Belastung betrachtet und beseitigt. Leider erschwerte sein Auswahlverfahren die Säuberung in Nordamerika ein wenig, und dies passte dem Rat nicht, daher dieser Anruf.
Er schaute sich in seinem edel eingerichteten Büro um, während die Stimme in der Leitung weiter auf ihn einredete. Horton verehrte und bewunderte die Kunstwerke, die er gesammelt hatte, nicht nur die Gemälde, sondern auch die Skulpturen. Eine Machtposition innezuhalten, ermöglichte ihm einen gewissen Luxus und gab ihm Privilegien, wozu auch das Anhäufen von Kunstwerken aus der früheren Welt gehörte. Er ließ die alten Museen von seinen Angestellten durchforsten, um eine Kollektion zusammenzustellen, die ihresgleichen suchte.
Sein Gesprächspartner wurde langsam lauter, was Horton unangenehm war und ihn unsanft in die Realität zurückholte.
»Ja, ich bin noch am Apparat«, sagte er betont ruhig in die Sprechmuschel. »Sicher verstehe ich das. Sofort, danke und auf Wiederhören.« Er schaute auf den nunmehr stillen Hörer und wollte auflegen, schleuderte ihn jedoch, kurz bevor er die Station berührte, wutentbrannt quer durch das Zimmer. Dann stand er auf, ging zu einem Schränkchen und öffnete dessen furnierte Tür. Darin standen ein Dutzend Kristallkaraffen mit erlesenstem Scotch und anderen Whiskeys. Er zog eine niedrige, gedrungene Flasche hervor, nahm ein Glas und ging damit zur Couch, deren Lederpolster schokoladenbraun war. Nachdem er sich niedergelassen hatte, schenkte er sich ein Glas ein und wollte sich entspannen. Doch kaum dass er einmal genippt hatte, läutete es. Er knurrte genervt und rief: »Ja? Wer ist da?«
Die Tür ging auf, und im Rahmen stand Roger Wilcox, sein neuer Stabschef. »Sir, die Personen, nach denen Sie verlangt haben, sind jetzt vor Ort.«
Horton rieb sich die Augen und überlegte, wen er meinen konnte. Da ihm kein Licht aufging, fragte er: »Nach wem habe ich denn verlangt?«
»Sir, David und Eric …«
Nun riss er die Augen weit auf. Die Namen halfen seinem Gedächtnis sofort auf die Sprünge. Er fuhr hoch und entgegnete: »Gut, gut. Bringen Sie sie sofort zu mir.«
Roger nickte und schloss die Tür. Einen Augenblick später öffnete er sie wieder und kam mit David und Eric herein.
Horton ging mit ausgestreckter Hand auf sie zu und begrüßte sie: »Meine Herren, vielen Dank, dass Sie gekommen sind. Ich weiß dies wirklich zu schätzen.«
David sah ihn argwöhnisch an, schüttelte seine Hand aber dennoch. Er wusste, eine Hand wäscht die andere, und es war wichtig, gute Beziehungen zu pflegen, vor allem mit dem Kanzler. »Mr. Horton, was können mein Sohn und ich für Sie tun?«
»Bitte treten Sie ein und nehmen Sie Platz. Darf es etwas zu trinken oder zu essen sein?«, fragte der Kanzler.
David und Eric schüttelten beide den Kopf.
Nun saßen sie zu dritt im vorderen Gesellschaftszimmer. Die ersten Momente verstrichen in betretener Stille mit verlegenen Blickwechseln, doch Horton wirkte dem rasch entgegen, indem er die Initiative ergriff und direkt auf den Punkt kam. »David, wissen Sie, wo Ihre Frau ist?«
»Verzeihung, ich wusste gar nicht, dass Sie sie vermissen«, erwiderte der Mann mit erstaunter Miene.
»Doch, sie hatte sozusagen einen Nervenzusammenbruch und machte sich einfach davon. Wir vermuteten, sie habe versucht, Sie in Camp Sierra zu erreichen.«
David schaute Eric an, ehe er sich wieder Horton zuwandte und sagte: »Nein, wir haben sie nicht gesehen. Geht es ihr denn gut?«
»Leider nicht, glaube ich. Sie wissen ja, dass sie schwanger ist, und ich kann es mir nicht erklären, doch sie geriet plötzlich einfach ganz außer sich und floh aus der Basis. Wir machen uns Sorgen um sie und das Befinden ihres Babys, denn sie war ein wichtiger Teil unseres Architektenteams für Arcadia.«
»Wann genau ist sie denn verschwunden?«, fragte Eric.
Horton öffnete den Mund und war drauf und dran, die Wahrheit preiszugeben. Dann aber log er, weil er glaubte, die wirklichen Begebenheiten würden sich seltsam anhören. »Vor ein paar Tagen. Seitdem suchen wir nach ihr, stehen aber nach wie vor ohne einen Anhaltspunkt da. Sie hat sich praktisch in Luft aufgelöst.«
»Meinst du, sie ist zum Camp gekommen, um uns zu treffen?«, fragte Eric seinen Vater.
»Das ist alles meine Schuld«, sagte dieser in düsterem Tonfall.
Die Bemerkung machte Horton hellhörig. »Warum sagen Sie das?«
»So wie wir beide auseinandergegangen sind … Ich, äh, war nicht sonderlich nett zu ihr. Sie wissen bestimmt, was ich ihr im Zusammenhang mit Ihnen vorgeworfen habe, oder?«
»Ja, aber dass ist mir gleichgültig. Allerdings fiel mir ungefähr zu jener Zeit auf, dass es emotional sehr bergab ging mit ihr. Es kostete uns große Mühen, sie zum Arbeiten zu bewegen. Irgendwann bekam sie Wahnvorstellungen und dann hatte sie sich auch schon davongemacht.«
»Gibt es irgendetwas, das wir tun können?«, fragte Eric.
»Ja,