DAS VERMÄCHTNIS (JET 5). Russell Blake

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DAS VERMÄCHTNIS (JET 5) - Russell Blake Jet

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brauchte, um dem Schloss mit einem Schweißgerät oder einem Diamantbohrer beizukommen. Die Scharniere stellten jedoch einen potenziellen Schwachpunkt dar. Eine Theorie, die sie nun überprüften.

      Joseph machte einen Schritt zurück, um seine Arbeit zu begutachten, dann steckte er die Zünder in die Plastikmasse und schlich, gefolgt von Solomon, ein Stück den Gang hinunter. Zu guter Letzt steckten sich die Männer Schaumstoffstöpsel in die Ohren, dann hob Joseph die Hand mit dem Fernzünder und drückte den Knopf.

      Die Sprengladungen entzündeten sich augenblicklich zu einem gleißenden, weißen Licht, und die Männer kniffen solange die Augen zusammen, bis die Flammen langsam wieder erloschen. Joseph klappte seine Nachtsichtoptik nach oben und ging auf die Tür zu, um den Schaden zu begutachten. Danach platzierte er eine weitere, weitaus größere Sprengladung direkt neben dem mittleren Scharnier und eilte zurück zu Solomon. Gemeinsam zogen sich die Männer noch weiter zurück, bis sie die Kreuzung erreichten und sich dort gegen eine der Wände pressen konnten.

      Sie spürten beide die Wucht der Explosion, doch sobald die Druckwelle an ihnen vorbeigezogen war, nahmen sie ihre Taschenlampen und kehrten in den Gang zurück, der nun voller Rauch war. Die ehemalige Tür sah aus wie eine Wand, die von einer Panzergranate getroffen worden war, denn das Türblatt war weit in den Raum hinein geschleudert worden. Die Männer hielten die Luft an und richteten ihre Lichtstrahlen in die Dunkelheit hinein. Solomon nickte kurz, bevor sie sich an den Abstieg machten. Es ging weitere drei Etagen hinab, tief unter die Straßen von Bagdad.

      Die unterste Etage wirkte unspektakulär, dort gab es nur einen fünf Quadratmeter großen Raum mit drei weiteren Stahltüren. Die Zehnertastatur eines elektronischen Schlosses leuchtete in der Dunkelheit. Ihnen war gesagt worden, dass die Notstrom-Versorgung bis zu sechs Monate funktionieren könnte. Solomon las nun eine Reihe von Zahlenkombinationen vom Display seines PDAs ab, die mit ebenso zitteriger Hand hingekritzelt worden waren wie die groben Lagepläne.

      Die Tür öffnete sich daraufhin mit einem Zischen und wurde durch ein hydraulisches System nach innen geschoben. Sofort leuchtete Solomon hinein und sah ein einzelnes, schwarzes Flightcase, das in der Mitte des Raumes stand. Es war mit kyrillischen Schriftzeichen versehen und ein dickes Kabel führte von seinem Unterteil zu einem Sicherungskasten an der gegenüberliegenden Wand. Joseph näherte sich dem Gerät mit unsicheren Schritten, öffnete die beiden schweren Verschlussklammern und klappte dann den Deckel auf. Im Inneren fand er zwei unbeschriftete, blaue Aluminiumboxen, jede etwa einen Meter lang und einen halben Meter breit. Dicke Nylongurte waren an ihnen befestigt, denn an den simplen Koffergriffen in ihrer Mitte würde man sie kaum über längere Strecken transportieren können. Jeweils ein Flachbandkabel kam aus den Boxen heraus und steckte in einer Buchse im Boden des schwarzen Flightcase.

      Vorsichtig hob Joseph einen der Behälter heraus und öffnete den Deckel, während Solomon mit seiner Taschenlampe darauf leuchtete. Für einen kurzen Augenblick starrten die beiden Männer schweigend auf den Inhalt, dann entfernte Joseph die Kabel und wandte sich an Solomon.

      »Volltreffer.«

      Als sie die Kisten aus dem Raum getragen hatten, reichte Joseph seinem Boss zwei Granaten aus seiner Schultertasche und machte sich dann an den beschwerlichen Weg, den steilen Treppenaufgang hinauf. Solomon zog die Ringe der beiden Granaten ab und warf sie in den Raum hinein, dann verschloss er die Tür sorgfältig. Sechs dicke Riegel rasteten laut hörbar ein, als Solomon herumwirbelte, die schwere Kiste an ihrem Gurt packte und sich ebenfalls auf den Weg nach oben machte. Das Nachtsichtgerät hatte er wieder über die Augen gezogen.

      Als die beiden Männer das Straßenniveau erreicht hatten, wich die unheimliche Stille, die im Keller geherrscht hatte, einer Kakofonie aus automatischen Waffen. Die Kämpfer konnten nicht mehr als hundert Meter entfernt sein. Die Koalitionstruppen rückten immer weiter vor, und die Irakis zogen sich zurück. Es herrschte eine Atmosphäre wie damals beim Fall Berlins. Jeder der Soldaten wusste ganz genau, wie der Kampf ausgehen würde. Das Ende stand kurz bevor, doch es gab immer noch genügend Soldaten, die für ihre vergängliche Vorstellung von Ehre und Pflichtgefühl bereit waren, zu sterben. Auf der einen Seite rannte jetzt eine Gruppe junger Männer los, bereit, ihre Leben zu opfern, so als ob das Einnehmen des nächsten Häuserblocks mehr wert war als ihre gesamte verbleibende Lebenszeit. Auf der anderen Seite machte eine andere Gruppe junger Männer gerade ihre Waffen feuerbereit, wild entschlossen, ihre Heimat gegen die Eindringlinge zu verteidigen. Das folgende Blutbad war das Ergebnis einer schlecht geplanten Invasion, deren Befehlshaber nicht damit gerechnet hatten, was es für Folgen haben würde, sich mit einer ganzen Armee williger Märtyrer anzulegen.

      Die drei Männer schlichen nun aus dem Gebäude und warfen einen letzten Blick die schmale Gasse hinunter. Dann duckten sie sich in die Schatten und eilten weiter, möglichst weit weg von der Schießerei. Als sie den ersten Block hinter sich gebracht hatten, brach plötzlich ganz in ihrer Nähe Gewehrfeuer aus, und Kugeln schlugen überall um sie herum in die Wände. Ohne anzuhalten, feuerten zwei von ihnen in Richtung des Mündungsfeuers, das aus den dunklen Fenstern auf der gegenüberliegenden Straßenseite kam, und trieben damit die Schützen zurück in die relative Sicherheit ihrer Verstecke.

      Trotzdem schlug jetzt ein weiteres verirrtes Geschoss knapp neben dem dritten Mann in den Bürgersteig ein, und die abprallende Kugel zerfetzte seine Kniesehne. Er stolperte, zwang sich aber, weiterzulaufen, und feuerte dabei in Richtung des Schützen, der ihn verletzt hatte. Als er die nächste Straßenecke erreichte, duckte er sich und pfiff durch die Zähne. Seine beiden Kameraden wurden sofort langsamer, als sie das wohlbekannte Signal hörten, und drehten sich nach ihm um.

      »Ich bin getroffen worden«, zischte er, und Solomon eilte an seine Seite.

      »Wo?«

      »Ins Bein.«

      »Wie schlimm ist es?«

      »Wenn wir ein Auto hätten, wäre es kein Problem. Aber damit weiter rennen? Aaahhhh …«

      Der Verletzte verzog das Gesicht, als ihn das volle Ausmaß der Schmerzen erreichte. Solomon griff in seine Tasche und zog eine Spritze hervor, deren Inhalt er seinem Kameraden zur Hälfte verabreichte, dann kniete er sich hin, um die Wunde genauer zu betrachten. Wenig später stand er auf.

      »Du wirst es überleben, aber wir müssen tatsächlich ein Fahrzeug besorgen. Lass uns noch einen Block weiter gehen, und dann schauen wir mal, was wir finden können. Ich werde dich auf keinen Fall hier zurücklassen.«

      »Doch, das musst du! Du weißt doch, worum es hierbei geht. Das Ganze ist viel zu wichtig. Ich komme schon zurecht. Im schlimmsten Fall stecken sie mich für ein paar Monate in ein Gefangenenlager. Jetzt verschwindet schon endlich!«

      Solomon zögerte zuerst, doch dann festigte er den Griff um seinen Tragegurt und nickte. »Viel Glück. Wir sehen uns bald wieder, da bin ich mir sicher. Bleib in Deckung und ergib dich den ersten Koalitionstruppen, die hier entlangkommen. Die werden dich garantiert besser behandeln als deine eigene Mutter.«

      »Du hast gut reden. Unsere Mutter hasst mich schließlich.«

      Solomon grinste, doch es wirkte gezwungen. »Nicht nur dich. Pass auf dich auf. Die Injektion wird die Schmerzen erst mal unterdrücken.«

      »Ich weiß. Nimm meine Papiere und die NV mit«, sagte der Verwundete. Er reichte Solomon daraufhin seine Brieftasche und sein Nachtsichtgerät.

      »Bis bald, mein Bester. Ich werde das Zeug entsorgen«, erklärte Solomon.

      »Alles klar.« Der Verletzte zögerte. »Falls … falls mir doch etwas zustoßen sollte, sag Mama bitte, dass ich sie liebe, okay?«

      »Dir wird schon nichts

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