DAS VERMÄCHTNIS (JET 5). Russell Blake

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DAS VERMÄCHTNIS (JET 5) - Russell Blake Jet

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es niemand. »Mach aber keine Dummheiten. Das hier ist nicht unser Krieg. Bleib leise, versteck dich und warte auf Hilfe. Nimm dich aber vor den Einheimischen in acht, viele würden dir wahrscheinlich helfen, doch manche würden dir auch einfach die Kehle durchschneiden.«

      »Ja, ich weiß Bescheid. Jetzt hau endlich ab. Du weißt, was du jetzt tun musst.«

      Solomon richtete sich zu seiner vollen, beeindruckenden Größe auf, zog den Schulterriemen fest und hob den schweren Koffer an. Ohne zurückzuschauen, verfiel er in einen Laufschritt. Seine wertvolle Beute hatte jetzt oberste Priorität … sie war wichtiger als sein eigener Bruder.

      KAPITEL 4

       Vor drei Wochen, zehn Meilen südlich von Eyl, Somalia

      

      Ein strammer Wind fegte über den Ozean und ließ die Salome in der Bucht herumschwanken wie einen tadelnden Zeigefinger. Tarnnetze bedeckten die Aufbauten und den Großteil des Decks, abgesehen von dem Bereich in der Nähe des Bugs, wo die Piraten sich gerade versammelten. Korfa, ihr Anführer, hob seine AK-47 über den Kopf, während er mit seinen Männern sprach, die kaum älter als zwanzig Jahre waren und ebenfalls Kalaschnikows bei sich trugen. Der Ältere hatte eine durchdringende Stimme und eine autoritäre Ausstrahlung, sodass seine Männer, so wild sie auch waren, ihm stets aufmerksam zuhörten. Niemand wagte es je, ihn zu unterbrechen oder respektlos zu sein. Stattdessen standen sie stramm und folgten aufmerksam seinen Ausführungen über den bisherigen Fortgang der Operation.

      »Der Verhandlungsführer der Firma besteht immer noch auf Zugeständnisse. Er sagt, es müsse erst eine Vertrauensbasis geschaffen werden, da wir bereits Mitglieder seiner Crew getötet haben.«

      Ein wütendes Murmeln brach aus und Korfa hob eine Hand, um für Stille zu sorgen.

      »Das ist doch alles nur Show. Sie wollen damit ihre Zahlung herauszögern, damit wir die Geduld verlieren und mit unserer Forderung heruntergehen.«

      »Wie viel haben die denn bis jetzt geboten, Sir?«, fragte einer der Kämpfer in Korfas Nähe, einer seiner Lieblingspiraten.

      »Wir haben fünf Millionen Dollar verlangt, ihr Gegenangebot war eine Million. Das geht jetzt schon seit zwei Monaten so und wir sind einer Einigung kein Stück nähergekommen. Ich glaube, diese Firma denkt, wir würden irgendwann alles schlucken, wenn sie nur lange genug abwarten. Deshalb bin ich der Meinung, dass wir ihnen eine Nachricht senden müssen, die sie verstehen.«

      Die Männer stießen verhaltenen Jubel aus, waren jedoch alles andere als begeistert, denn sie warteten nun schon sehr lange auf ihren Zahltag und mit jeder Woche wurden sie ungeduldiger.

      »In diesem Sinne möchte ich, dass ihr jetzt drei Besatzungsmitglieder hochholt. Mir ist egal, wen. Nehmt einfach die Schwächsten oder die, die am meisten Schwierigkeiten machen. Nadif, du filmst das Ganze. Unser Kontakt in Mogadischu wird die Aufnahmen anschließend der Firma schicken, und dann schauen wir mal, ob das etwas Tempo in die Sache bringt, denn ich für meinen Teil habe genug davon, darauf zu warten, dass diese reiche Firma aus dem Arsch kommt. Sie sollen uns endlich sagen, wie viel ihnen das Schiff und vor allem die Leben ihrer Mitarbeiter wert sind.«

      Die Männer jubelten jetzt wieder, dieses Mal aber mit deutlich mehr Enthusiasmus, und sofort gingen fünf von ihnen unter Deck, um die Crewmitglieder zu holen. Nadif, Korfas erster Offizier, zog eine alte Digitalkamera aus seinem Rucksack und überprüfte die Batterien, während die anderen warteten.

      »Ich kann noch ungefähr eine Minute filmen, maximal zwei.«

      »Mehr brauchen wir nicht. Ich will gar keine langen Reden schwingen«, sagte Korfa mit einem fiesen Grinsen.

      Die drei Unglücklichen wurden jetzt auf das Deck getrieben, wo die gnadenlose Sonne auf sie herabschien und ihnen nach Wochen in der Dunkelheit in den stinkenden Innereien des Schiffes schier die Sinne raubte. Sie hatten kaum noch Ähnlichkeit mit den Männern, die an Bord gewesen waren, als das Schiff geentert wurde. Die Folgen von Hunger und Misshandlungen hatten sie zu wandelnden Skeletten degradiert. Sie stolperten kraftlos vor sich hin, die Augen wanderten konfus umher und insgesamt wirkten sie kaum noch menschlich, eher wie merkwürdige, außerirdische Höhlenbewohner.

      Korfa nickte Nadif zu und zog eine rostige Machete aus seinem Gürtel.

      »Bindet ihnen die Hände hinter dem Rücken zusammen«, befahl er.

      Einer der Piraten trottete zu einem Haufen Seile und schnitt mit seinem Messer einige kleinere Stücke zurecht. Zwei warf er seinen Kollegen zu, woraufhin er sich selbst bei einem der Gefangenen ans Werk machte und dessen Handgelenke brutal zusammenband. Einer der anderen Matrosen wehrte sich, was sich allerdings als keine gute Idee herausstellte, da er deswegen die hölzerne Schulterstütze einer AK-47 über den Kopf gezogen bekam. Nachdem alle drei gefesselt waren, sagte Korfa Nadif, dass er die Kamera starten solle.

      »Diese Männer sind drei der verbliebenen zwölf Besatzungsmitglieder. Es sind schon einige in Gefangenschaft gestorben, doch diese Männer hier werden heute ausschließlich wegen eures Zögerns sterben. Wir haben bereits vor einer Woche ernste Konsequenzen angedroht, und hier sind sie. Wir hatten euch gewarnt. Schaut euch die Folgen eurer Taktik an!«, rief Korfa auf Somali, davon ausgehend, dass seine Worte übersetzt werden würden. Doch selbst wenn nicht, würde seine Nachricht mehr als deutlich sein.

      Korfa näherte sich dem ersten Mann, der auf die Knie gezwungen worden war. Ohne weitere Worte ließ er die schwere Machete hinabsausen und hackte seinen Hals halb durch, was eine sprudelnde Blutfontäne hervorrief. Er machte einen Schritt zurück, während das Herz des Seemannes seine letzten Schläge tat und noch mehr von dem Lebenssaft herausströmen ließ, bevor der Mann schließlich vornüber kippte und in eine weiter wachsende rote Lache fiel. Die Piraten hoben daraufhin ihre Gewehre triumphierend über ihre Köpfe und brachen in spontane Siegestänze aus, während Korfa sich dem nächsten panikerfüllten Mann näherte. Dieser schloss die Augen und murmelte ein kurzes Gebet, bevor die Klinge sein Leben beendete.

      Der letzte Gefangene starrte den Piraten hasserfüllt an, der inzwischen Blutspritzer auf seinem Hemd und dem Gesicht hatte. Sein starker Bizeps wölbte sich, als er zum Schlag ausholte. Der Mann zischte einen Fluch und spuckte seinem Peiniger mitten ins Gesicht, was Korfa mit einem Grinsen quittierte. Er wischte sich den Rotz von der Wange und ließ die Machete heruntersausen, dieses Mal jedoch auf das Schlüsselbein des Mannes. Der Knochen zersplitterte, als die Klinge tief in seinen Körper eindrang und der Mann schrie vor Schmerzen, als das Metall sich tiefer und tiefer in sein Fleisch bohrte. Korfa wiederholte diesen Vorgang mit der anderen Schulter und sah dann mitleidlos dabei zu, wie der Mann zu zittern begann … sein Gesicht kreidebleich, doch immer noch lebendig.

      »Nehmt ihm die Fesseln ab und schmeißt ihn über Bord. Mal sehen, ob er schneller schwimmen kann als die Haie«, befahl Korfa grinsend. Dann bedeutete er Nadif, die Filmaufnahme zu beenden.

      Die Männer packten jetzt die Beine des Sterbenden, da seine Arme ruiniert waren, und zerrten ihn zur Reling. Einer von ihnen löste das Seil, während ein anderer ihm ins Gesicht trat. Dann hievten drei von ihnen ihn hoch und warfen ihn in das Wasser, das sich fast zehn Meter unter ihnen befand. Sofort wurden Geldscheine gezückt und darauf gewettet, wie lange er wohl überlebte, bis einer der Haie seine Fährte aufnehmen und sich die Beute schnappen würde. Einen Moment lang waren die Mienen der Männer erregt von dem Spiel und der Möglichkeit, auf das Ergebnis zu setzen oder besser gesagt, auf den genauen Zeitpunkt.

      Korfa blieb allerdings nicht an Deck, um sich anzuschauen, wer das meiste Geld einheimste.

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