Was uns geblieben ist. Georg Markus

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dem, was da diskutiert wurde.«

      Die Ehe von Ferdinand und Aloisia Porsche galt als vorbildlich – abgesehen davon, dass der Patriarch kaum Zeit für seine Familie hatte. Ruhelos in seiner Arbeit, war Porsche Tag und Nacht unterwegs, eilte von einer Sitzung in Wiener Neustadt zu Besprechungen nach Wien, Berlin und von dort zu einem Rennen am Nürburgring. Aloisia drückte die Rastlosigkeit ihres Mannes mit dem treffenden Satz aus: »Am besten wär’s, auch sein Bett hätte Räder.« Was das Ehepaar verband, war die Liebe zum Theater – auch wenn sie für die Opern Richard Wagners und er für die leichte Muse schwärmte. Musik und Inhalt waren ihm dabei nicht so wichtig, da er in jeder Vorstellung schon nach wenigen Minuten einzuschlafen pflegte.

      Es war klar, dass Aloisia samt Kindern ihrem Mann überallhin folgen würde, wo er eine neue Aufgabe fand. So auch 1923, als er Chefkonstrukteur bei Mercedes-Benz in Stuttgart wurde und dann fünf Jahre später, als er wieder nach Österreich zurückkehrte – diesmal, weil die Steyr-Daimler-Werke riefen. Dass er in den meisten Autofabriken nur kurze Zeit blieb, hatte oft wirtschaftliche Gründe, lag aber auch an Ferdinand Porsches Hang zu Wutausbrüchen. Wie sein Vater neigte auch er zu Jähzorn.

      Ehemalige Mitarbeiter berichteten, dass er – wenn nicht alles nach seinem Kopf lief – zuweilen seinen Hut auf den Boden warf und auf ihm herumtrampelte. Nachdem Porsche mit fast allen großen Automobilerzeugern zerstritten war, blieb ihm 1931 nichts anderes übrig, als sich selbständig zu machen. Die Familie ging einmal mehr nach Stuttgart, wo der Senior – nun schon assistiert von Sohn Ferry – sein eigenes Konstruktionsbüro eröffnete und die Entwicklung von Rennwagen vorantrieb, in denen dann spätere Legenden wie Hans Stuck, Rudolf Caracciola und Bernd Rosemeyer Weltrekorde fuhren.

      Gleichzeitig erkannte Porsche aber auch, dass die Zukunft des Autos nicht in der Produktion von ein paar Renn- und Luxuslimousinen liegen könne, sondern im Fortbewegungsmittel für die Massen. Deshalb erdachte er einen kleinen, billigen Pkw, wie ihn die Autoindustrie bis dahin abgelehnt hatte: den späteren Käfer, der der Familie Porsche zu Reichtum und Macht verhalf.

      Die Folgen des Pakts mit dem »Führer« waren schwerwiegend, zumal Porsche 1945 von den Alliierten verhaftet wurde, weil er mit Hilfe von 20 000 Zwangsarbeitern an der Rüstungsindustrie der Nazis erheblich profitiert hatte.

      Während der 22 Monate, die Ferdinand Porsche im Gefängnis saß, übernahm sein Sohn – nachdem auch er kurz in Haft gewesen war – die Leitung der Betriebe. Nun setzte der unvergleichliche Aufstieg des Käfers als Symbol des Wirtschaftswunders ein: Er wurde insgesamt 21 Millionen Mal verkauft – nicht zum Schaden der Familie Porsche, die ab 1945 an jedem einzelnen Exemplar mit fünf Mark beteiligt war.

      Ferdinand Porsche wollte nach seiner Freilassung aus der Gefangenschaft, obwohl bereits 72 Jahre alt, nicht untätig bleiben. Er siedelte sich mit seiner Frau am familieneigenen Schüttgut in Zell am See an und begann in zwei winzigen Baracken der Kärntner Ortschaft Gmünd mit der Konstruktion jenes Sportwagens, der heute noch – in modifizierter Form – erzeugt wird und seinen Namen trägt. Wäre es nach ihm gegangen, wäre Gmünd auch die Produktionsstätte des Porsche geworden, doch da sich in Österreich keine Geldgeber zur Finanzierung der Serienproduktion fanden, verlegte er sie nach Stuttgart.

      Nach Ferdinand Porsches Tod im Jahre 1951 wurde sein Erbe zwischen seiner in Österreich lebenden Tochter Louise – die seit 1928 mit dem Wiener Rechtsanwalt Anton Piëch verheiratet war – und Sohn Ferry Porsche aufgeteilt. Während Louise die Porsche Holding in Salzburg leitete – sie ist mit 17 000 Mitarbeitern heute Österreichs größtes privat geführtes Unternehmen – besteht Ferry Porsches Leistung darin, das Stuttgarter Ingenieurbüro seines Vaters zu einem Großkonzern ausgebaut zu haben.

      Wie ihre Vorfahren haben auch Louise Piëch und Ferry Porsche ihr auf komplizierte Weise miteinander verbundenes Firmengeflecht sehr emotional geführt. Hatte Anton Porsche noch am Dachboden seines Hauses in Maffersdorf Lämpchen zerstört und Ferdinand Hüte zertrampelt, soll es zwischen Ferry und Louise sogar zu Handgreiflichkeiten gekommen sein.

      Ferry Porsche starb 1998 in Zell am See, Louise Piëch im Jahr darauf ebendort. Während er vier Söhne als Erben hinterließ, hatte sie drei Söhne und eine Tochter. Die unausbleiblichen Machtkämpfe wurden nun mit wesentlich subtileren Mitteln ausgetragen: 1972 waren die Familien Porsche und Piëch dermaßen zerstritten, dass es keine andere Möglichkeit gab, als alle Clan-Mitglieder von der operativen Leitung des Volkswagen-Werks abzuziehen.

      Zuweilen nahmen die Familienstreitigkeiten in der dritten Generation auch skurrile Züge an, als sich nämlich in den Machtkampf auch Liebe und Eifersucht einzuschleichen begannen: Als Höhepunkt des Krieges zwischen den Cousins Ferdinand Piëch und Gerd Porsche fing der eine mit der Frau des anderen eine Affäre an: Ferdinand Piëch und Marlene Porsche wurden ein Paar. Den Vorwurf, dies sei aus Verbitterung über den Rückzug der Familie aus der Konzernspitze geschehen, wies Piëch zurück. Es sei auch nicht sein Plan gewesen, dass sich die Mehrheitsverhältnisse durch die folgende Scheidung der Eheleute Gerd und Marlene Porsche verändern würden.

      Aber praktisch war die neue Konstellation allemal. Piëch, auch sonst kein Kind von Traurigkeit – er hat zwölf Kinder aus vier Beziehungen – war zwölf Jahre lang mit der Frau seines Cousins liiert und übernahm 1993 als Vorstandsvorsitzender die Hebel der Macht bei VW. All der Streit und auch der Liebes-Reigen konnten aber nichts daran ändern, dass das Haus Piëch-Porsche mit einem geschätzten Vermögen von dreißig Milliarden Euro zu den reichsten Familien im deutschsprachigen Raum zählt. Europas größte Automobil-Dynastie besteht aus rund sechzig Mitgliedern, allesamt leibliche und angeheiratete Nachfahren des Konzern-Vaters Ferdinand Porsche. In ihrem Besitz befinden sich die (deutsche) Porsche Fabrik und die (österreichische) Porsche Holding, weiters kontrolliert die Familie das größte Aktienpaket am Volkswagen-Werk, dessen Aufsichtsratsvorsitzender seit 2002 Ferdinand Piëch ist.

      NICHT IMMER IM DREIVIERTELTAKT

       Bekannte und weniger bekannte »Sträuße«

      Wer hätte das gedacht. Neben den berühmten Strauß-Brüdern gab es noch zwei Schwestern. Doch von denen weiß man bislang wenig, obwohl es sogar den Plan gab, auch sie im Walzergeschäft unterzubringen.

      Anna und Therese Strauß waren um vier beziehungsweise sechs Jahre jünger als der Walzerkönig und im Gegensatz zu Johann, Josef und Eduard nicht besonders attraktiv. Auch sie hatten die damals übliche musikalische Ausbildung erfahren und sollten nach dem Willen ihrer Brüder Dirigentinnen werden. Der Grund war ein kommerzieller: Der Name Strauß hatte zur Mitte des 19. Jahrhunderts eine solche Popularität erreicht, dass es weit mehr Konzert-Angebote gab, als die »Firma Strauß« annehmen konnte. So entstand 1862 die Idee, auch die Schwestern in die Leitung des Strauß-Orchesters mit einzubeziehen. Das war zu der Zeit, als Johann sich verstärkt aufs Komponieren konzentrierte und neben Josef und »Nachzügler« Eduard weitere Kapellmeister gesucht wurden, die man als der Familie Strauß zugehörig verkaufen konnte. Einmal tauchte sogar die Idee auf, die »Strauß-Mädeln« auf das Podium des Musikpavillons im Volksgarten zu stellen.

      Sie wurde wieder fallengelassen, als man erkannte, dass die Konzertbesucher

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