Globetrotter-Spirit: Reisen als Lebensschule. Группа авторов

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Globetrotter-Spirit: Reisen als Lebensschule - Группа авторов

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den Menschen respektvoll und lernfreudig begegnet, wird das Beste in sich zum Ausdruck bringen.

      Zürich, im Sommer 2019

      Globetrotter Walo Kamm

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       Reiseunternehmer Walo Kamm in seinem bücherreichen Atelierbüro (Zürich, 2010). (Foto: Dominique Meienberg)

       1. Teil: Aufbruch zu neuen Horizonten

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       Nach einer Panne des russischen Geländewagens geht die Reise auf dem Dach eines Busses weiter (Kunduz, Afghanistan, 1967).

       Charly Juchler aus Winterthur, seit vielen Jahren vorwiegend in South Dakota bei den Lakota zuhause, widmet sein Leben primär dem Wohlergehen dieses indianischen Volksstamms.

       Der Luzerner Roman Peter hatte beim Musizieren auf einer thailändischen Insel eine grossartige Inspiration, die ihn in kurzer Zeit zu einem weltweit aktiven Plastikmüllentsorger werden liess.

       Clemens Kuby, Mitgründer der Grünen und Dokfilmer, konnte sich dank spiritueller Kräfte selber von einer Querschnittlähmung heilen und reiste dann zu Schamanen in aller Welt, um von ihren eigenartigen, aber höchst wirksamen Heilmethoden mehr zu lernen.

       Ergänzt wird dieser Buchteil durch zwei Interviews, die ich selber gab … ein nostalgisches von 1974, nach meiner siebenjährigen Weltenbummlerzeit und nachdem ich gerade euphorisiert war vom Erfolg meiner pionierhaften Diavortragstournee. Das andere von 2011, 37 Jahre später, nachdem ich als erfolgreicher Unternehmer längst eingesehen hatte, dass ich den Grossteil meines Wissens und Denkens wie auch die Sozialkompetenz und Tatkraft auf meinen Reisen erlangt hatte.

      image Globetrotter-Magazin 78, Sommer 2006

       Charly Juchler, weshalb haben dich die Lakota-Indianer adoptiert?

      Der 42-jährige Charly Juchler aus Winterthur lernte Maschinenmechaniker, schloss eine Handelsschule ab und arbeitete als Bordmechaniker auf verschiedenen Schiffen von Greenpeace. Dann zog es ihn wieder dahin, wo er schon gewesen war, bevor er das Meer befuhr: zu den Indianern in Nordamerika. Reisen, die sein Leben veränderten. Die Indianer faszinierten Charly seit seiner Kindheit – heute ist er ein grosser Kenner der Lakota, der Prärie-Indianer in South Dakota. Seit 1994 lebt er die meiste Zeit in den Black Hills vom Handel mit prärie-indianischer Kunst und von Kulturreisen mit und zu den Lakota.

       Das Gespräch führte Daniel B. Peterlunger

       Wenn früher das Wort Indianer fiel, dachte man an den guten Winnetou. Du auch?

      Schon als Kind, noch vor den Winnetou-Filmen, habe ich mich für die Indianer interessiert. Als Jugendlicher gefielen mir die Filme, obschon sie viel Kitsch servierten. Doch das spielte damals keine Rolle. Ich las viel über die Indianer: Biografien, historische und ethnologische Abhandlungen. Ich sah Bilder von Menschen und Landschaften und fühlte eine unerklärlich starke Anziehung zu den Black Hills, die im US-Bundesstaat South Dakota liegen. Die weite und unberührte Landschaft ist die geologisch älteste Gebirgsformation der Welt und ähnelt ein bisschen dem Jura. Mich faszinierten diese Region und das indigene Volk der Lakota, die manche auch Sioux nennen, ein Übername, den die französischen Kolonialisten geschaffen hatten.

       Woher rührt dein spezifisches Interesse an den Lakota?

      Die Lakota – der Name bedeutet «Freund» oder «Alliierter» – haben eine besondere Geschichte: Die meisten indianischen Nationen waren bereits unterworfen, als die Lakota noch für ihre Freiheit kämpften. Sie und die Vietnamesen sind die einzigen Völker, die den USA eine militärische Niederlage bereiteten. Der Lakota- und Cheyenne-Sieg führte 1868 zwischen der souveränen Nation Lakota und den USA zum historisch wichtigen Vertrag von Fort Laramie. Er bestätigte, dass den Indianern ein riesiges Territorium gehört. Später brachen die USA den Vertrag. Nebst der Lakota-Historie beeindruckt mich ihr Wissen über die Natur, den Kosmos und das menschliche Zusammenleben. Doch ich wusste – vor meiner Reise zu den Lakota –, dass sich ihre Lebensweise stark verändert hatte und dass nicht Bisons oder Tipis ihren Alltag prägen.

       Wie verlief die erste Begegnung?

      Ich muss kurz ausholen: Als ich 14 war, starb mein Vater. Es war eine schwierige Zeit. Damals entschied ich – ja, es war ein Beschluss –, dass ich von jetzt an immer meinen Träumen folgen will. Nach dem Lehrabschluss reiste ich also mit 19 zum ersten Mal in den USA, per Anhalter und mit wenig Geld. Und schliesslich erreichte ich die Black Hills.

       Wie wars?

      Desillusionierend! Obschon ich ja von den Veränderungen wusste, traf mich die erschreckende Armut, die ich sah, unvorbereitet. Ich war schockiert über die materielle und vor allem kulturelle Armut. Ich begegnete nur bettelnden Alkoholikern! Dass sich hinter dieser Realität eine besondere Kultur, Weisheit und Würde verbarg, glaubte ich zu wissen. Doch wie es erkennen? Wie dahin gelangen?

       Hatte sich dein Traum verflüchtigt?

      Nein. Es war gut gewesen, die deprimierende Situation und die Dritte-Welt-Strukturen in den Indianerreservaten zu erleben. Ich reiste ab, um es zu verdauen. Zwei Jahre später war ich wieder dort: diesmal als Freiwilliger der Hilfsorganisation Service Civil International. Im Pine-Ridge-Lakota-Reservat arbeiteten wir an der Infrastruktur, reparierten auch Autos, strichen Häuser oder halfen, Salbei einzusammeln, der für den Sonnentanz und andere Riten benötigt wird. So lernte ich interessante Lakota-Persönlichkeiten kennen. Prägend war die Begegnung mit Frank Foolscrow, den man als eine Art Dalai Lama der Lakota bezeichnen könnte, um zu zeigen, welche Bedeutung er dort hat. Ich traf Indianer, die ihre traditionelle Kultur leben und sie in die heutige moderne Zeit einbetten. Ich kam in Kontakt mit Bison- und Pferdezüchtern, traditionellen Heilern und Musikern. Mir eröffnete sich das gesellschaftliche Netz einer besonderen Kultur, die lebt.

       … die du ursprünglich gesucht hast?

      Genau!

       Vielen gilt: Rothaut gut, Bleichgesicht schlecht.

      Ja, ein altes Vorurteil: der edle Wilde, der eins ist mit der Natur, alles weiss und mit den Tieren spricht. Das ist Unsinn. Auch das gegenteilige Vorurteil existiert: Alle Indianer sind alkoholisierte Faulpelze. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen.

       Dein Einsatz bei der Hilfsorganisation ging zu Ende, du wurdest Bordmechaniker bei Greenpeace.

      Das war eine interessante und abenteuerliche Zeit. Die von viel Idealismus geprägte Arbeit hatte den Vorteil, dass, gemäss Seerecht, auf acht Monate Arbeit vier Monate bezahlter Urlaub folgen. So konnte ich ab 1986 jedes Jahr zu den Lakota

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