Zeit für Männlichkeit. Diana Richardson

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Zeit für Männlichkeit - Diana Richardson

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entspricht. Seit zehntausend Jahren haben Menschen damit experimentiert, wie die sexuelle Energie spirituell werden kann, wie Sexualität zur Spiritualität werden kann. Dass es möglich ist, ist bewiesen; darüber gibt es keinen Zweifel. Tausende von Menschen haben diese Transformation erfahren. Tantra ist offenbar die Wissenschaft, welche früher oder später auf der ganzen Welt Anerkennung finden wird, denn die Menschen leiden unter allen möglichen Perversionen. Deshalb sprechen sie ständig über Sex – als ob darin meine ganze Arbeit bestünde, als würde ich vierundzwanzig Stunden am Tag nur über Sex reden. Das Problem ist ihre verdrängte Sexualität. Mein ganzes Bemühen geht dahin, dass deine Sexualität zu etwas Natürlichem wird, dass du sie akzeptierst, so dass nichts unterdrückt wird. Dann braucht man keine Pornografie mehr. Wenn nichts verdrängt wird, dann brauchst du vom Sex nicht mehr zu träumen. Dann kann die Energie transformiert werden.

       Es gibt gute Methoden, mit denen dieselbe Energie, die neues Leben auf die Welt bringt, dir selbst ein neues Leben geben kann. Das war das ganze Thema des Buches. Doch keiner kümmerte sich um das Thema; keiner kümmerte sich darum, warum ich darüber gesprochen habe. Allein das Wörtchen „Sex“ im Titel reichte schon aus.

       Dabei ist das Buch nicht einmal für Sex, sondern es ist eigentlich das einzige Buch auf der ganzen Welt, das gegen Sex ist. Doch seltsamerweise… In dem Buch geht es darum, dass es einen Weg gibt, über Sex hinauszugehen. Du kannst Sex transzendieren – und das bedeutet „Vom Sex zum kosmischen Bewusstsein.“

       Ihr steht immer noch auf der Stufe des Sex, obwohl ihr die Stufe des kosmischen Bewusstseins erreichen sollt. Und der Weg dorthin ist ganz einfach: Sex sollte einfach zu einem Teil eures religiösen Lebens werden; er sollte euch heilig sein. Sex darf nichts Obszönes, nichts Pornografisches haben, er sollte nicht verurteilt und nicht unterdrückt, sondern voller Ehrfurcht gewürdigt werden, denn wir sind schließlich daraus geboren. Er ist doch die Quelle unseres Lebens. Und die Quelle des Lebens zu verurteilen bedeutet, alles zu verurteilen. Sex sollte zu immer höheren Stufen aufsteigen, bis zu seinem höchsten Gipfel. Und dieser höchste Gipfel ist Samadhi – das kosmische Bewusstsein.

       Osho, Sex – Das missverstandene Geschenk

       1. Die Bürde des Mannes: Der Druck, etwas zu beweisen und zu leisten

       „Und über Sex macht man sich auch sehr große Sorgen. Genau diese Sorgen, diese Bemühung, etwas zu tun – das ist das Problem. Sex geschieht; er ist nicht etwas, das man tun muss. Was ihr also zu lernen habt, ist die östliche Einstellung gegenüber dem Sex, die Sichtweise von Tantra: Diese Sichtweise besteht einfach darin, liebevoll zu der anderen Person zu sein. Es ist nicht nötig, etwas zu planen, es ist nicht nötig, im Kopf etwas einzuüben. Es ist nicht nötig, irgendetwas Besonderes zu tun. Seid einfach liebevoll und zugänglich füreinander. Seid einfach spielerisch mit eurer gegenseitigen Energie. Und wenn ihr mit dem Liebesakt beginnt, braucht ihr ihn nicht zu etwas Großartigem zu machen. Sonst fängt der eine an, der anderen etwas vorzumachen – und umgekehrt. Der andere wird dir vormachen, was für ein toller Liebhaber er ist; und du tust so, als wärst auch du eine wunderbare Geliebte… Dabei sind beide unbefriedigt! Es ist nicht nötig, sich irgendwie in Pose zu werfen. Sex ist ein sehr stilles Gebet. Sich zu lieben ist eine Meditation. Es ist etwas Heiliges – das Allerheiligste! Wenn ihr also Liebe macht, geht ganz langsam vor – kostet es aus, atmet jeden Duft davon ein. Und seid ganz langsam – es gibt keinen Grund zur Eile. Sich zu eilen ist unnötig; es ist genügend Zeit da.“

       Osho, The Open Secret

      SEX SPIELT EINE ZENTRALE UND WICHTIGE ROLLE IM LEBEN eines Mannes. Und das ist bereits seit seiner frühesten Kindheit so. Und er bleibt immer wichtig – gleichgültig, ob der Mann oft Sex hat, selten Sex hat oder überhaupt keinen Sex hat. Die meisten Männer geben bei einer Befragung offen zu, dass sie gerne öfter Sex hätten.

      Sex ist lebenswichtig für uns. Doch gibt es einige wesentliche Gesichtspunkte des Sexualakts, die uns verborgen bleiben. Sie kommen nie ans Tageslicht, sie werden nie überprüft oder in Frage gestellt. Man braucht jedoch nur ein bisschen an der Oberfläche zu kratzen, und erstaunlich bald beginnen Männer von ihren Gefühle zu reden.

      In unseren Seminaren erzählen uns Männer immer wieder, dass sie Sex auch als „Last“, als eine Form von Stress empfinden. Zuweilen spüren sie das nur unterschwellig, manchmal auch sehr deutlich. Der mit Sex verbundene „Druck“ kann zu einer Quelle der Angst werden, die ein Gefühl von Unsicherheit und mangelndem Selbstbewusstsein entstehen lässt.

      Wenn ein Mann zum ersten Mal mit einer Frau Sex hat, steht er unter dem starken Druck, ein guter Liebhaber sein zu müssen. Er muss viele Erwartungen erfüllen. Und er will der „beste“ Liebhaber sein, den genau diese Frau jemals hatte. Er steht unter dem Druck, etwas zu beweisen; und es steht für ihn viel auf dem Spiel. Zunächst einmal muss eine Erektion da sein. Dafür gibt es selbst in der „günstigsten“ Situation keine Garantie – das wissen die meisten Männer. Wenn die Erektion da ist, muss er sie so lange wie möglich aufrecht erhalten. Und das bedeutet meistens, dass er einen hohen Grad an Stimulation und Erregung dazu braucht. Gleichzeitig schickt er ein Stoßgebet zum Himmel, dass die Ejakulation nicht zu schnell kommt – zumindest nicht, bevor die Frau ihren Orgasmus hat. Und wenn alles gut geht, dann ist es ihm vielleicht sogar möglich, gleichzeitig mit ihr zum Orgasmus zu kommen.

      Dabei gibt es so viele Variablen, dass er sich leicht „verheddern“ kann. Vor allem ist er damit beschäftigt, die Situation zu kontrollieren und zu inszenieren, um ein optimales Ergebnis zu erzielen. Meist sind dem Mann zu Beginn einer Liebesaffäre der Stress und die Leistungsängste, unter denen er steht, sehr bewusst. Er ist ganz deutlich mit ihnen konfrontiert. Doch hoffentlich merkt die Frau nichts davon!

      Wenn sich jedoch daraus eine Beziehung entwickelt und diese auf die Alltags-Ebene kommt, werden seine Leistungs-Ängste vorübergehend unter einer bequemeren sexuellen Routine begraben. Auch wenn ein Mann dann seine Unsicherheit beim Sex nicht mehr bewusst wahrnimmt, schleppt er diese emotionale Spannung dennoch an jedem Tag seines Lebens mit sich herum.

      Eine Frau kann einen Mann in vielen Dingen kritisieren: Er ist ein miserabler Koch, er ist ein schlechter Fahrer, er hat keinen Erfolg bei der Arbeit oder er ist ein jämmerlicher Vater. Diese Kritik anzunehmen ist nicht einfach, aber er kann meist einigermassen damit umgehen. Wenn eine Frau es wagen sollte, sein sexuelles Verhalten zu kritisieren, wenn sie seine Leistung auf diesem Gebiet in Frage stellt, treffen ihn ihre Worte bis ins Mark. Sie treffen ihn an seiner empfindlichsten Stelle. Es ist der wahrscheinlich härteste Schlag für das „männliche“ Ego. Wenn ein Mann als Liebhaber nicht anerkannt und geschätzt wird, ist das für ihn sehr schwer zu verkraften.

       Entspannung statt Leistung

      Große Teile unserer Persönlichkeit, unserer Identität und Selbstwahrnehmung sind aufs Engste mit dem Sex verknüpft – und damit, wie wir uns selbst beim Sex sehen. Das kann uns bewusst sein – oder auch nicht. Sex dient außerdem dazu, uns in unserer Kraft und Potenz zu bestätigen. Und deshalb ist Sex auch mit einem großen Leistungsdruck verbunden. Denn wir versuchen damit, unseren wahren Wert zu beweisen. Auch das kann uns bewusst sein – oder auch nicht. Doch selbst wenn es uns bewusst ist, ist das noch kein Gewinn.

      In den folgenden Kapiteln beschreiben wir deshalb eine neue Art und Weise, ganz entspannten Sex zu haben. Männer, die beginnen mit dieser Art von Sex zu experimentieren, berichten uns vor allem eines: Es ist so unglaublich erleichternd, wenn der Stress aus dem Sex verschwindet.

      Das ganze großartige Getue beim Sex haben wir immer als selbstverständlich

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