Zeit für Männlichkeit. Diana Richardson

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Zeit für Männlichkeit - Diana Richardson

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sich beim Sex zu entspannen, braucht ein Mann zu allererst die Ermutigung: „Löse dich von der Vorstellung, dass du als Mann grundsätzlich zu hundert Prozent dafür verantwortlich bist, wie es läuft.“ Bisher musste er die ganze „Beweislast“ tragen. Er hatte die alleinige Verantwortung dafür, ob der Sex sehr gut, gut oder überhaupt nicht gut war. Das bewirkte meist eine ziemlich große Anstrengung beim Mann. Jetzt kann er entdecken, wie es sich anfühlt, beim Sex einfach zu „sein“. Er kann die Fähigkeit entwickeln, ganz präsent im Hier und Jetzt zu sein. Er kann eine Sexualität entdecken, die entspannend ist – sie hat nichts mit Leistung und Anstrengung zu tun.

       Zielorientierter Sex bewirkt innere Abwesenheit

      Um eine entspannte Sexualität zu erleben, brauchen wir einen Wandel in der Art und Weise, wie wir Sex sehen und begreifen. Wir achten beim Sex bewusst darauf zu „sein“ anstatt etwas zu „tun“. Der erste Schritt, um den Leistungsdruck – das „Tun“ – aus dem Sex herauszunehmen, besteht darin, beim Sex kein Ziel zu haben.

      Das Ziel beim Sex ist für die meisten Menschen der Orgasmus. Sie wollen normalerweise vor allem deshalb Sex, weil sie einen Orgasmus erleben wollen. Wenn sie dann Sex haben, beginnen sie den Akt mit diesem Ziel. Sie richten fast ihre ganze Anstrengung darauf, dieses Hauptziel zu erreichen. Es ist ein Höhepunkt. Ein Punkt erhöhter, intensiver Lust, der ein paar kurze Sekunden dauert. Doch genau dieses Ziel, einen Orgasmus zu haben, bewirkt auch den Druck.

      Es gibt noch einige bedeutsame „Nebenwirkungen“, wenn wir den Orgasmus zum Hauptziel des sexuellen Akts machen. Es ist hilfreich, zu erkennen, dass wir schon allein bei dem Versuch, die Sache „zum Ende zu bringen“, uns selbst zwangsläufig ein ganzes Stück voraus sind. Wenn wir genau hinschauen, merken wir, dass unsere Aufmerksamkeit schon mehr auf die nächste Penetration gerichtet ist als auf diejenige, welche genau in diesem Moment stattfindet. Dies gilt für Männer ebenso wie für Frauen. Wir interessieren uns im Allgemeinen mehr für das, was als Nächstes kommt.

      Und wir interessieren uns kaum für das, was jetzt gerade geschieht. Die nächste Penetration ist viel verlockender, weil sie uns dem „Großen Finale“ einen Schritt näher bringt. Unbewusst richten wir unseren Fokus mehr auf die Zukunft. Wir sind also buchstäblich im anwesenden Moment abwesend. Wir folgen unserem Verstand, der bestimmte – ererbte und erlernte – Vorstellungen darüber hat, wie Sex sein sollte. Und wir richten wenig oder keine Aufmerksamkeit darauf, uns auf die Weisheit unseres Körpers zu besinnen und ihr zu trauen.

      Männer sagen oft, dass sie häufiger Sex haben wollen. Aber wie soll das gehen? Viele haben das Vertrauen verloren, dass sie an eine Frau überhaupt herankommen. Und sie haben wenig Ahnung davon, was eine Frau braucht, damit sie gerne Sex hat.

      Bei den Paaren, die an unseren Gruppen teilnehmen, beginnen sich solche uralten Probleme innerhalb kürzester Zeit aufzulösen. Meistens können wir innerhalb von zwei bis fünf Tagen bei den Einzelnen und zwischen den Paaren ermutigende Anzeichen von Entspannung wahrnehmen. Das geschieht einfach durch bewusstes Erleben von Sex ohne jede Zielorientierung, so wie wir es anregen.

      Es ist für uns eine Ehre, dass wir immer wieder zu Zeugen dieses Wunders werden dürfen. Es ist wie der Schritt aus der Dunkelheit ins Licht. Es ist der Schritt von der Angst zur Liebe, den wir bei den Paaren während unserer Seminare beobachten. Und dieser Schritt ist so einfach!

      Das ist die erstaunliche und beruhigende Neuigkeit. Hindernisse und Probleme, mit denen die Menschen kommen, beginnen sich zu lösen. Die Paare finden einen neuen, erfrischenden Liebespfad, der sie in andere sexuelle Dimensionen führt, in ein noch unerforschtes Gebiet – die Liebe ohne Grenzen!

       Ein Sinneswandel, der den Körper wandelt

      Ein solcher Wandel ist jedoch nur möglich, wenn du deine Vorstellungen grundlegend wandelst und Sex und Liebe aus einer vollkommen neuen Perspektive betrachtest. Ohne große Anstrengung „machst“ du dann wirklich Liebe. Und die Bezeichnung „Liebemachen“ („making love“) erhält dadurch ihre wahre Bedeutung: Wenn wir mit Präsenz „Liebe machen“, erschaffen

      Wir sind uns sicher: Je mehr Menschen bei diesem Sinneswandel im Hinblick auf Sex mitmachen, um so weniger Probleme wird es geben, die mit Sex, Liebe und Beziehungen zu tun haben. Viele unglückliche Menschen weltweit haben sich mit diesen Problemen abgefunden.

      Wir haben eine wirklich gute Nachricht: Es gibt eine ganz einfache Lösung! Es geht nur darum, sich von seinen alten Vorstellungen zu lösen.

       Die Menschen brauchen mehr Sex

      Männer wie Frauen haben gleichermaßen sexuelle Schwierigkeiten. Das unvermeidliche, tragische Ergebnis ist, dass die meisten Menschen nicht genug Sex haben. In den meisten Partnerschaften gibt es zu wenig Sex – oft sogar viel zu wenig. Und wenn die Menschen dann endlich Sex haben, ist es meist nur eine sehr kurze Angelegenheit. Unsere Erfahrung bei der Arbeit mit Paaren hat uns über die Jahre gezeigt, dass viele Paare monatelang keinen Sex haben. Manchmal zieht sich das sogar über Jahre hin.

      Sex ist für unseren Körper, für unser Herz, für unsere Seele, für unsere Intelligenz und für unsere Kreativität da. Und zu allererst ist er dafür da, dass wir Liebe erleben können – dass wir uns selbst und andere lieben. Sex ist nicht der einzige Weg, der uns das Erleben der Liebe ermöglicht. Doch wenn du Sex hast oder Sex haben willst – und die meisten Männer wollen das –, dann kannst du den Sex auch bis zu seinem höchsten Potenzial nutzen!

      Vor einiger Zeit hat ein Fernsehsender in Großbritannien eine Studie darüber durchgeführt, was Menschen auf ihrem Totenbett am meisten bereuen. Die Ergebnisse haben gezeigt, dass sieben von zehn britischen Rentnern und Rentnerinnen es bereuen, dass sie nicht mehr „herumgevögelt“ haben. Also wünschen sich Menschen, die im Sterben liegen, sie hätten in ihrem Leben mehr Sex gehabt. Unglaublich!

      Diese Studie macht deutlich, dass sehr viele Menschen sexuell unerfüllt sind, wenn sie diese Welt verlassen. Es ist also dringend notwendig, dass die Menschen mehr Sex haben. Wir Menschen haben die Aufgabe, eine Art von Sexualität zu entwickeln, die wir ein Leben lang bis ins hohe Alter, ja bis zu unserem letzten Tag leben können. Wir brauchen eine Sexualität, die auch dann das (Er)leben von Liebe ermöglicht, wenn die Beziehung nicht mehr neu ist, wenn sich Desinteresse und Gleichgültigkeit eingeschlichen haben. Eine Sexualität, die wir auch bei Impotenz, im mittleren Alter (Wechseljahre) oder bei körperlichen Einschränkungen im Alter leben können.

       Erforschung und Verletzlichkeit

      Wenn du mehr vom Sex haben willst – und mehr Sex haben willst, bedeutet das einen abenteuerlichen Schritt für dich. Du brauchst dafür Neugier und Intelligenz. Erforsche und prüfe für dich selbst die in den folgenden Kapiteln angebotenen Informationen und Anregungen. Lass dich davon leiten und lass alles geschehen, was sich dabei entfaltet.

      Im Kern geht es darum, häufig Sex zu haben. Vielleicht bemerkst du schon bald einen Wandel in deiner Lebensqualität und einen Unterschied darin, wie du dich selbst als Mann fühlst. Und wahrscheinlich beginnst du, Frauen aus einer anderen Perspektive wahrzunehmen. Wenn du deinen Sex erforschst, können verborgene Dinge an die Oberfläche kommen: alte Wunden, Erinnerungen, Unsicherheiten und Erlebnisse aus deiner Kindheit.

      Es ist sehr hilfreich, wenn du als Mann deine Schwierigkeiten und Unsicherheiten beim Sex wahrnimmst und sie auch zeigst. Erlaube dir, alles zu fühlen – was auch immer zum Vorschein kommt. Sei offen für dich selbst – zeige deine Gefühle

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