Zeit für Männlichkeit. Diana Richardson

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Zeit für Männlichkeit - Diana Richardson

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in das Gewebe seines Penis hinein zu fühlen. Das alles geschieht schleichend und kaum wahrnehmbar. Das bedeutet: es ist für den Mann dann schwierig oder unmöglich, mit seinem Bewusstsein in seinem ganzen Penis anwesend zu sein – von der Wurzel bis ganz hinauf in die strahlende Spitze. Ursprünglich ist der Penis ein schlangenartiges, geschmeidiges und biegsames „Geschöpf“. Es ist in der Lage, sich innerhalb der Vagina hinauf und hinab zu winden – tatsächlich wie eine Schlange!

      Ein Wissenschaftler, der vor einigen Jahren an unserem Seminar teilnahm, erzählte uns etwas Interessantes: die beiden Wissenschaftler Weber und Fechner wiesen bereits in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts den Verlust der Sensibilität durch intensive Stimulation nach. Im sogenannten Weber-Fechner-Gesetz formulierten sie die Ergebnisse ihrer Versuche mit Menschen – das sollte die Geburtsstunde für Biophysik und Biokybernetik sein. Sie betrachteten einen Reiz von außen im Verhältnis zur Empfindung des Reizes, und sie bewiesen damit Folgendes: Die Veränderung einer Empfindung ist proportional zur relativen Veränderung des Reizes.

      Heute weiß man, dass dies für jede Sinneswahrnehmung gilt. Ein Beispiel dafür ist das Sehen: Wenn man im Dunkeln ein Streichholz anzündet – nachdem man sich an die Dunkelheit gewöhnt hat – wirkt es wie eine Explosion. Wenn man dasselbe im hellen Sonnenlicht tut, ist es kaum wahrnehmbar. Je stärker der Reiz, desto geringer ist die Empfindsamkeit für scheinbar Unbedeutendes. Das bedeutet für uns: statt endlos nach immer neuen Sinneseindrücken und Reizen zu suchen, können wir damit beginnen, unsere Sinne zu schulen. Damit erlangen wir die Fähigkeit wieder, in jedem Augenblick des Tages zu spüren, wie die Lebenskraft in uns fließt.

       Erregung führt zu Erschöpfung

      Wenn Sex „kühl“ und einfach ist, können wir lange Sex haben. Er dauert länger, gewinnt an Tiefe, dehnt sich aus und unsere Anziehungskraft wird größer. Heute haben die Menschen meistens die Vorstellung, dass Sex so ,heiß‘ wie möglich sein sollte. Das bedeutet, dass durch unsere Herangehensweise an Sex die baldige Ejakulation schon garantiert ist. Früher oder später erschöpft sich die Erregung, wir betrachten uns gegenseitig als selbstverständlich und Langeweile kommt auf. Langeweile ist dann ganz „natürlich“ – denn alles, was sich ständig wiederholt, wird zu einer langweiligen Erfahrung. Immer wenn das Neue vorbei ist, entsteht Langeweile. Aufregung oder Erregung wird durch das Unbekannte, durch das Neue in einer Situation ausgelöst. Nach einer Weile ist das Neue dann abgenutzt. Und die anfängliche Anziehung ist in den Flammen der Erregung verbrannt. Paare berichten uns oft, dass sie nach einer Zeit mit heftigem Sex eine Art von körperlicher Abscheu voreinander hatten und dass sie für eine Weile überhaupt nicht mehr an Sex interessiert waren.

       Mechanisches Verhalten vermindert die Sensibilität

      Um die Intensität einer Empfindung zu erhöhen, ist es notwendig, das Tempo und die Frequenz der Bewegungen zu erhöhen. Dabei werden wir mechanisch. Immer wenn Bewegungen mechanisch werden oder sich ständig wiederholen, entsteht ein entsprechender Mangel an Bewusstheit bei jeder einzelnen Bewegung. Die einzelnen Schritte, die die Reise interessant machen, gehen in der Anstrengung unter. Wir werden wie Maschinen. Und wir spannen uns an, um dorthin zu kommen, wo wir hin wollen – zum Orgasmus! Wir sind in Eile und verlieren die Fähigkeit, uns selbst bewusst wahrzunehmen. Was geschieht in jeder einzelnen Sekunde im Körper? Was geschieht im Penis? Und was geschieht um den Penis herum? Was geschieht zwischen Penis und Vagina?

      Wenn wir in jedem Augenblick, bei jeder Bewegung bewusst sind, kann sich der Liebesakt erst wirklich entfalten. Und am Ende sind wir in einem Zustand staunender Ehrfurcht, der über Stunden anhalten kann. Wir begeben uns in einen Zustand der Zeitlosigkeit, in dem sich jeder Augenblick neu entfaltet und dann in den nächsten Augenblick übergeht. Und dabei spielen Fantasien, Ziele und der Verstand keine Rolle; denn der Körper wird von seiner inneren Weisheit geleitet und schafft einen weiten Raum für das Erleben von Liebe. Es ist im wörtlichen Sinn eine „No Mind“-Erfahrung – eine Erfahrung ohne Denken.

       Die Erregung der Frau kann die Ejakulation des Mannes auslösen

      Die meisten Männer haben es sicher schon erlebt, dass sie sehr schnell kommen, wenn die Frau sehr erregt ist oder richtig heiß wird – besonders wenn sie auf den Höhepunkt zusteuert. Die Ejakulation ist dann ein hilfloser, lustvoller Blitz. Und man(n) kann nichts tun, um sie zu verhindern. Viele Männer bestätigen diese Erfahrung. Sie sagen, dass die Ejakulation „aus heiterem Himmel“ kommt und sogar regelrecht aus ihnen „herausgezogen“ wird. Sie fühlen sich überrumpelt, da sie noch nicht einmal annähernd bereit waren zu ejakulieren. Eine solche Situation scheint unkontrollierbar zu sein. Doch der Mann kann daran etwas ändern! Er kann aufhören, die Frau zu sehr zu erregen – auf diese Weise kann er länger Liebe machen. Halte die Temperatur beim Sex einfach „kühl bis sanft köchelnd“!

       Die sexuelle Unlust der Frauen

      Lasst uns den nackten Tatsachen ins Auge sehen: Männer wollen im Allgemeinen öfter Sex als ihre Partnerin. Hast du dich schon einmal gefragt, woran das liegt? Die Wahrheit ist, dass für die Frau die paar Minuten der sexuellen Vereinigung nicht wirklich befriedigend sind. Das liegt daran, dass sie nicht genügend Zeit hat, um ihren Körper aufzuwärmen und das Zusammenspiel wirklich zu genießen.

      Das bedeutet, dass sich die Frau nach einer sexuellen Begegnung oft unerfüllt fühlt. Es bleibt ein Gefühl, dass sich für das bisschen Vergnügen am Sex die ganze Anstrengung nicht lohnt. Solche Gefühle können sich mit der Zeit in ihr festsetzen. Und deshalb gehen viele Frauen unbewusst dazu über, Sex teilweise oder auch ganz zu vermeiden.

      Es gibt Untersuchungen, wonach achtzig Prozent der Frauen den Partner lieber küssen und mit ihm schmusen, als mit ihm Sex zu haben. Für sie ist dieser zärtliche Austausch befriedigender als Sex. Und wenn eine Frau lieber schmust, als Sex zu haben, ist das ein klares Zeichen, dass sie es nicht wirklich genießt, wenn der Penis in ihrer Vagina ist.

      Die sexuelle Unlust der Frauen ist kein mentaler oder bewusster Vorgang in der Frau. Sie beschließt nicht plötzlich, dass sie keinen Sex mehr haben will. Da können Männer ganz sicher sein. (Im 7. Kapitel kommen wir auf das Thema Verhütung zu sprechen, das einem „Ja“ der Frau zum Sex auch oft im Weg steht.)

      Wenn sich der Körper einer Frau verschließt, ist das normalerweise ein langsamer, allmählicher Vorgang – es sei denn sie hat ein Trauma erlebt. Dann kann sie sich auch sehr schnell verschließen. Der Rückzug ist ein sehr körperlicher und gleichzeitig ein sehr unterschwelliger Vorgang, über den die Frau wenig bewusste Kontrolle hat. Oft fühlt sich eine Frau sehr allein mit ihrer unerwarteten und ungewollten sexuellen Unlust. Und das, obwohl dieses Phänomen alltäglich und weit verbreitet ist. Die immer wiederkehrende Erfahrung von fehlender Erfüllung ist der wesentliche Grund, warum viele Frauen das Interesse an Sex verlieren. Frauen sind von Natur aus empfänglich und ganz sicher nicht frigide. Doch ihr Körper beginnt innerlich zu erstarren und friert ein, wenn der Sex heiß, hart und schnell ist!

      Was kann der Mann nun tun? Warum genießen die Frauen den Sex nicht – den Sex, den du mit ihnen hast? Warum will deine Frau nicht so oft Sex wie du?

      Vor einiger Zeit hat eine Umfrage der amerikanischen Frauenzeitschrift Redbook gezeigt, dass zweiundfünfzig Prozent der Frauen regelmäßig den Orgasmus vortäuschen. Und wahrscheinlich haben nur siebzehn Prozent der Frauen während des Geschlechtsverkehrs überhaupt einen Orgasmus. Das zeigte die internationale Sex-Studie Durex Global Sex Survey. Dreiundvierzig Prozent der Frauen berichten von „irgendeinem sexuellen Problem“ – wie zum Beispiel Orgasmusunfähigkeit,

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