Wenn man trotzdem lacht. Georg Markus
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FROSCH (korrigiert sich): Nichts – würdiger – Herr Direktor. Nur Numero 12 verlangt einen Advokaten.
FRANK: Der Herr von Eisenstein? Meinetwegen, das ist sein gutes Recht … Warum schwankst du denn so?
FROSCH (schwankend): Ich schwanke ja nicht!
FRANK (für sich): Verfluchter Champagner! Alles schwankt mir vor den Augen.
FROSCH (hat an einem Sessel Halt gefunden): Sehen Sie, Herr Direktor, ich schwanke nicht.
FRANK: Wer sagt denn, dass du schwankst?
FROSCH: Niemand, Herr Direktor, niemand sagt es. (Für sich) Mir kam es so vor, als ob er’s gesagt hätte.
FRANK: Wie gefällt es dir in diesem Gefängnis?
FROSCH: Wie es mir hier gefällt? Sehr gut. Recht fidel ist es. Wahrhaftig, ein so fideles Gefängnis ist mir noch nicht vorgekommen …
So glanzvoll seine Karriere verlief, so dramatisch entwickelte sich Girardis Privatleben. Von Millionen geliebt, machte er auf dem Höhepunkt seiner Popularität die Hölle auf Erden durch. Der im Grunde seines Herzens schlicht gebliebene ehemalige Schlosser aus Graz hatte sich in die Schauspielerin Helene Odilon, die man als »Wiens gefährlichste Frau« bezeichnete, verliebt und sie im Mai 1893 geheiratet. Zwei Jahre später wollte sie ihn wegen eines anderen Mannes »loswerden« und heckte, um die Scheidung zu erreichen, einen teuflischen Plan aus. Sie bestellte beim berühmten Psychiater Professor Julius Wagner-Jauregg eine Expertise, der zufolge Girardi »vom Kokainwahn befallen, irrsinnig und gemeingefährlich« wäre und ließ ihn daraufhin von Irrenwärtern abholen. Der Coup wäre – obwohl Wagner-Jauregg den Schauspieler nie untersucht hatte – beinahe aufgegangen, hätte Girardis Nachbar, ein hoher Staatsbeamter, nicht wie die meisten Wiener damals einen Girardi-Hut getragen. Als die von der Odilon gerufenen Irrenwärter vor Girardis Wohnhaus in der Nibelungengasse warteten und der Nachbar zufällig gerade jetzt mit seinem Girardi-Hut auf die Straße trat, hielten sie ihn für den Schauspieler, zerrten ihn in den Krankenwagen und lieferten ihn in die Privatanstalt Svetlin ein. Girardi, der die Szene vom Fenster seiner Wohnung aus beobachtet hatte, konnte zu Katharina Schratt flüchten, die beim Kaiser intervenierte und ihrem Kollegen so die Einweisung ins Irrenhaus ersparte.
Nach rund zwanzig glanzvollen Jahren im Theater an der Wien unternahm Alexander Girardi zahlreiche Gastspiele, ehe ihn kurz vor seinem Tod der Ruf ans Burgtheater ereilte. Mehrere Anekdoten bezeugen die unvergleichliche Popularität des Alexander Girardi.
Girardi war mit Alexandrine von Schönerer, der Besitzerin und Prinzipalin des Theaters an der Wien, verfeindet. Er schloss daher einen der kuriosesten Bühnenverträge aller Zeiten ab. Ein Passus seines Kontrakts lautete: »Wenn Herr Girardi in einer Probe die Bühne betritt, hat Fräulein von Schönerer dieselbe augenblicklich zu verlassen.«
Eines Tages begleitete der Volksschauspieler den alten Kaiser bei einem Spaziergang durch Bad Ischl, und die Leute drehten sich um und fragten: »Wer ist denn der alte Herr neben dem Girardi?«
Als er einmal von einem Kollegen gebeten wurde, ihm zehn Gulden zu leihen, sagte Girardi: »Wissen S’ was, lieber Herr, simma lieber gleich bös!«
Girardi heiratete nach der Scheidung von Helene Odilon noch einmal und verbrachte mit seiner zweiten Frau Leonie, der Adoptivtochter des Klavierfabrikanten Bösendorfer, glückliche Jahre. Er starb am 20. April 1918 im Alter von 68 Jahren an den Folgen seiner Zuckerkrankheit. Nach seinem Tod munkelte man hinter vorgehaltener Hand: »Der Johann Strauß ist tot, der alte Kaiser ist tot – und jetzt ist der Girardi g’storben. Da wird’s die Monarchie aa nimmer lang geben.«
Ein halbes Jahr später sollte sich diese düstere Prophezeiung bewahrheiten.
»Wie nehm man denn?« Hans Moser erfindet den Dienstmann
Er ist nicht nur als Volksschauspieler in die Theatergeschichte eingegangen, sondern auch als Autor. Auch wenn es nur ein Sketch ist, den Hans Moser schrieb, so wurde dieser zum Auftritt seines Lebens, hat er doch 1923 seine bekannteste Solonummer, den Dienstmann, selbst verfasst. Auf einem Bahnhof nähert sich Moser als Dienstmann gemächlichen Schritts einem wegen baldiger Zugabfahrt nervös wartenden deutschen Ehepaar, neben dem ein großer Koffer steht. Der Herr fordert den Dienstmann auf, das unhandliche Gepäckstück ehestmöglich zum Bahnsteig zu bringen. Moser betrachtet den Koffer skeptisch von allen Seiten.
DIENSTMANN: Wia nehm man denn?
HERR: Wie?
DIENSTMANN: Wia nehm man denn?
HERR: Mensch, ich versteh Sie nicht.
DIENSTMANN (versucht Hochdeutsch zu sprechen): Wie nehmen wir ihm denn?
HERR: Das müssen Sie doch wissen.
DIENSTMANN: ’s is a Unglück, wenn aner net Deutsch versteht. Alani bring i’n net aufi, da miassen Sie aa a bissl nachhelfen, und das Fräulein aa.
DAME (empört): Was, ich soll einen Koffer tragen?
DIENSTMANN: Koffer tragen! I brauch ihn ja nur aufg’legt. In dem Moment, wo ich ihn aufg’legt hab, so renn ich ja eh damit wie a Wiesel.
HERR: Also, wo soll ich ihn denn nehmen?
DIENSTMANN: No beim Henkel, drum haben wir ihn ja dran, net. Passen S’ auf, Fräulein, Sie nehmen ihn am besten (er überlegt) mit’n Untergriff.
DAME: Mit dem Untergriff?
DIENSTMANN: Sei Lebtag, sie kann ihn gar net anders nehmen, sie kann ihn nur mit’n Untergriff nehmen. Also, sammas?
HERR: Wie? Ich versteh Sie nicht!
DIENSTMANN: Also, sind mir soweit?
HERR: Ja, doch!
DIENSTMANN: Na, also, dann gehma …
Hans Moser wurde am 6. August 1880 als Sohn eines Bildhauers und einer Milchfrau in Wien geboren. Dem Umstand, dass seine Vorfahren väterlicherseits aus Frankreich stammten, verdankte er seinen eigentlichen Namen Johann Julier. Er absolvierte die Handelsschule, arbeitete in der Buchhaltung eines Lederwarengeschäfts und nahm Sprechunterricht beim Burgschauspieler Josef Moser, dem zu Ehren er sich später Hans Moser nannte.
Doch kein Theaterdirektor zeigte Interesse an dem 1,58 Meter kleinen Schauspieler aus Wien. Blieb nur die »Schmiere«, die unterste Stufe des Theaterbetriebs, die in schmutzigen Gasthaussälen in Böhmen und Mähren beheimatet war, wo Moser viele Jahre auftrat, ohne die geringste Chance, entdeckt zu werden. Er spielte die jugendlichen Liebhaber, für deren Darstellung er wirklich nicht geschaffen war, hatte aber auch Chor- und Statisterieverpflichtung, musste Kulissen schieben und Theaterzettel austragen.
Keiner