Wenn man trotzdem lacht. Georg Markus
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Das Cabaret ist mein Ruin!
Naja, jetzt steck ich einmal drin
Und denk mir »Vorwärts mit Courage!«
Und schließlich hab ich doch die Gage
Und kann – was nicht imstand die meisten –
Mir’s reizendste Verhältnis leisten
Allein – ich tu das nicht aus Neigung!
Mir fehlt die inn’re Überzeugung,
Mir fehlt der unbefang’ne Sinn –
Das Cabaret ist mein Ruin!
Farkas wurde schon in der Ersten Republik auch seiner »Definitionen« wegen geliebt, mit denen er Begriffe aus dem Alltagsleben in witziger Form erklärte (und die er in der Zweiten Republik selbstverständlich gerne »wiederverwertete«):
Wir Wiener blicken vertrauensvoll in unsere Vergangenheit.
Politische Umstürze bestehen in der Regel darin, dass die Insassen des Regierungsgebäudes und die der Gefängnisse gegenseitig ausgetauscht werden.
Wenn ein Mann nachgibt, wenn er Unrecht hat, ist er höflich; gibt er nach, wenn er Recht hat, ist er verheiratet.
Die berühmte »gute alte Zeit« verdankt ihr Renommee meist nur dem Umstand, dass ältere Leute schon ein schlechtes Gedächtnis haben.
Wer Geld hat, kommt nach Österreich. Wer kein’s hat, ist schon hier geboren.
Das Sprichwort heißt: Der Dumme hat’s Glück! Aber das geht sich nicht aus. Denn für das bisserl Glück gibt’s zu viel Dumme auf der Welt.
Im Laufe der Zeit ändert sich ein Ehemann: Einst erschöpfte er sich in Beteuerungen – später beteuert er seine Erschöpfung.
Krieg besteht darin, dass Menschen einander töten, ohne einander zu kennen, und zwar auf Befehl von Leuten, die einander sehr gut kennen, aber sich hüten werden, sich gegenseitig umzubringen.
Der Krieg zerstört das, was er zu beschützen vorgibt und bringt die Menschen um, damit sie einer besseren Zukunft entgegensehen.
Ein Flirt ist die Kunst, mit einem blauen Auge davonzukommen, wenn man zu tief in zwei blaue Augen geschaut hat.
Es ist keine Frage, dass die Menschen noch sehr viele Erfindungen machen werden, die Frage ist nur, ob sie diese Erfindungen auch überleben werden.
Das Schönste am Seitensprung ist der Anlauf.
Beim Denken ans Vermögen leidet oft das Denkvermögen.
Keine Frau ist so schlecht, dass sie nicht die bessere Hälfte eines Mannes sein könnte.
Junge Männer möchten gern treu sein – sind es aber nicht. Altere Männer möchten gern untreu sein – können es aber nicht.
Nur wenn ein Diplomat nicht daran denkt, was er sagt, dann sagt er, was er denkt.
Ein Arzt ist ein Mann, dessen Profession es ist, uns davor zu bewahren, eines natürlichen Todes zu sterben.
Die guten Bücher sollte man verbieten, damit sie auch gelesen werden.
Wie glücklich könnte ein Mann mit seiner Frau leben, wenn er sie nie kennengelernt hätte.
Die zuletzt genannte Pointe traf auf das wirkliche Leben des Karl Farkas nicht zu. Farkas hatte die Schauspielerin Anny Hán bei Probenarbeiten in den Wiener Kammerspielen kennengelernt, sie 1924 geheiratet und mit ihr eine sehr glückliche Ehe geführt. Getrübt wurde das Glück nach der Geburt des gemeinsamen Sohnes Robert, der durch eine Gehirnhautentzündung sein Leben lang geistig behindert blieb – was der Familie in der Nazizeit ein zusätzliches Problem bescherte.
Fritz Grünbaum war dreimal verheiratet, zuletzt mit Lilly Herzl, einer Nichte Theodor Herzls. Doch das Schicksal sollte das Ehepaar grausam treffen.
»Majestät, ich heiß auch Prohaska« Pointen, die verboten waren
Wie in Zeiten von Not und Elend das Kabarett zu neuer Blüte fand, so erreichte in Zeiten der Zensur der verbotene politische Witz besondere Popularität. Eine gute Pointe war in Monarchien und Diktaturen oft die einzige Möglichkeit, sich gegen die Obrigkeit zur Wehr zu setzen, oder wie es der deutsche Kabarettist Werner Finck formulierte: »Ein Diktator kann Wahlen verfälschen, Meinungsäußerungen knebeln, Fanatiker unschädlich machen. Nur gegen den Witz ist er machtlos.« Tatsächlich ist die Ventilfunktion des Witzes fast so alt wie die Politik, gegen die er sich richtet.
Als sich Roms blutrünstiger Kaiser Nero vor zweitausend Jahren in einen männlichen Sklaven verliebte und diesen sogar öffentlich heiratete, flüsterte der Dichter Seneca seinem Nachbarn an der Hochzeitstafel zu: »Das hätte schon sein Vater tun sollen!«
Mit einem ausgeklügelten Spitzelsystem und besonders drakonischen Strafen versuchte der österreichische Staatskanzler Klemens Fürst Metternich die Verbreitung »gefährlicher« Witze zu unterbinden.
In den Revolutionstagen des Jahres 1848 wartete ein Wiener Fiaker auf seinem Standplatz auf Kundschaft. Als ein junger Mann vorüberging, rief ihm der Kutscher nicht sein gewohntes »Fahr ma, Euer Gnaden?« zu, sondern: »Fahr ma zur Revolution, Euer Gnaden?«
Über den Kaiser durfte offiziell nicht gelacht werden. Und doch waren gerade über Franz Joseph mehr Witze in Umlauf als über irgendeine andere Person. Da der Monarch gerne und viel spazieren ging, wurde er im Volksmund Prohaska genannt – was im Tschechischen so viel wie Spaziergang bedeutet. Eines Tages besuchte der Kaiser ein Treffen pensionierter Soldaten.
Die Veteranen traten an, der Kaiser unterhielt sich leutselig mit ihnen, stellte die üblichen Fragen: »Wie heißen Sie?« – »Wo haben Sie gedient?«
Plötzlich will einer seinen Namen nicht nennen.
»Wie ist Ihr Name?«, fragt der Kaiser noch einmal, als hätte er nicht gut gehört. Der Veteran bleibt stumm.
»Aber ich bitt Sie«, redet ihm der Monarch zu, »ein Soldat wird doch keine Angst haben! So sagen Sie’s doch nur!«
Der Veteran würgt an der Antwort. Endlich kommt’s heraus: »Majestät, ich heiß auch Prohaska!«
Als