Wenn man trotzdem lacht. Georg Markus

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Wenn man trotzdem lacht - Georg Markus

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       »Vor dem Lesen vernichten«

       Das Phänomen Heinz Conrads

       Vom Kabarett ans Burgtheater

       Der Volksschauspieler Fritz Muliar

       Hat der Humor Zukunft?

       Von Steinhauer bis Grissemann

       »Verlernen Sie das Lachen nicht.

       Sie werden es noch brauchen«

       Quellenverzeichnis

      MAN MUSS SCHON SEHR VIEL HUMOR HABEN

       Fast kein Vorwort

      Vorwörter pflegen ernsthaft zu beschreiben, was auf den folgenden 340 Seiten eines Buches stehen wird. Soll man aber ein Buch, das die Geschichte des österreichischen Humors erzählt, mit ernsthaften Worten beginnen? Das würde so manchen Leser zu Recht dazu bringen, es gleich wieder beiseitezulegen.

      Wozu also ein Vorwort? Ich kann Sie beruhigen: Es ist keines – oder besser gesagt – fast keines. Dieses Buch erzählt die Geschichte des österreichischen Humors anhand der Biografien und einzelner Anekdoten seiner Schöpfer und Interpreten. Und anhand zahlreicher Beispiele, die diesen Humor dokumentieren. Die Beispiele können nur in Auszügen wiedergegeben werden, denn würde ich ganze Kabarettnummern, Satiren, Chansons oder Witzsammlungen zitieren, entstünde kein Buch, sondern ein 24-bändiger Brockhaus des österreichischen Humors. Ja, in diesem Land findet man, sobald man sich auf die Suche begibt, eine unglaubliche Fülle an Pointen.

      Sie werden hier Neues, Ihnen noch Unbekanntes finden, aber auch manch »alten Bekannten«, denn was wäre ein Humorbuch ohne Klassiker, wie das eine oder andere Nestroy-Zitat, den G’schupften Ferdl und diese oder jene Doppelconférence der Herren Farkas und Waldbrunn.

      Dass ich nur fast kein Vorwort schreibe, liegt daran, dass ich erwähnen muss, dass dieses Buch in dieser Form nicht entstanden wäre, hätte ich nicht das Glück gehabt, vielen legendären Meistern des österreichischen Humors persönlich begegnet zu sein. Ich konnte sie noch fragen und erhielt auf diese Weise wertvolle Geschichten und Hinweise aus erster Hand. Unter ihnen waren Karl Farkas, Helmut Qualtinger, Gerhard Bronner, Georg Kreisler, Maxi Böhm, Heinz Conrads, Fritz Eckhardt, Paul Hörbiger, Stella Kadmon, Fritz Muliar, Helly Möslein, Bobby Pirron, Friedrich Torberg, Hans Weigel, Ernst Waldbrunn, Peter Wehle, Paul Löwinger, Martin Flossmann, Cissy Kraner und Hugo Wiener. Was sie mir erzählten, ist Teil dieses Buches.

      Zu danken habe ich auch Erika Conrads, Felix Dvorak, Erwin Javor, Peter Minich, Guggi Löwinger, Elfriede Ott, Vera Borek, Louise Martini, Trude Marzik, Helmut Zwickl, Ronald Leopoldi und Carina Kerschbaumsteiner, Maximilian Deym und Victoria Bauernberger vom Amalthea-Verlag sowie Dietmar Schmitz. Und ganz besonders Ulrich Schulenburg und Maria Teuchmann vom Thomas-Sessler-Verlag.

      Jemand hat einmal auf die Frage, warum es gerade in Österreich eine solche Vielfalt von Humor gibt, geantwortet: »Weil man schon sehr viel Humor haben muss, um in diesem Land leben zu können.«

      Damit ist alles gesagt, und ich hör jetzt auf, bevor das noch ein wirkliches Vorwort wird.

      Georg Markus

      Wien, im August 2012

Woher der Wiener Schmäh kommt

       »Aber bitte keine Namen« Der Humor der Österreicher

      Man kann dem Österreicher so manches nachsagen, nur eines nicht: humorlos zu sein. Das Lachen ist hierzulande von geradezu existenzieller Bedeutung und die Heiterkeit mit der anderer Völker nicht vergleichbar. Es gab zu allen Zeiten Menschen, die ihren Frohsinn nicht verloren hatten – selbst dann, wenn die Umstände ganz und gar nicht danach waren. Zu den mit einer eigenen Humorbegabung ausgestatteten Österreichern zählten berühmte Satiriker, Kabarettisten und Komödianten, aber auch einfache Leute, denen der Schmäh in die Wiege gelegt wurde.

      Paul Morgan war ein Profi. Seine Karriere begann gerade, als die österreichisch-ungarische Monarchie ihrem Ende entgegensah, er stellte sich auf Wiener Kabarettbühnen und erzählte lebensnahe Geschichten – wie die von Herrn Pinkus, den ein Problem plagte, das manch einem bekannt vorkommen wird:

      »Sie scheinen ein diskreter Mensch zu sein«, sagte Herr Pinkus zu mir, »ich kann Ihnen also getrost anvertrauen, was mir gestern passierte. Ich gehe durch die … na, wie heißt die Straße gleich rechts von der …, die parallel zur … Dingsda läuft. Gegenüber liegt der … -platz, wo an der Ecke das Café … Also, wie ich so gehe, begegne ich der kleinen blonden Frau … Wie heißt sie bloß, Sie kennen sie bestimmt. Ihr Mann hat die Lederhandlung in der Dingsstraße, seinen Kompagnon kennen Sie auch … dessen erste Frau war eine geborene … – Herrgott noch einmal, die dicke Frau, sie liegt mir auf der Zunge.

      Also, die blonde Frau erzählt mir, ihr Mann wäre verreist nach … wie heißt das Nest da oben bei … Wir unterhalten uns – wer kommt des Weges? Der Herr … dieser lange, magere Mensch … Sie wissen schon, wen ich meine. Nun, der sieht mich mit der kleinen Frau, glaubt Gott weiß was und sagt, er wird’s ihrem Manne schreiben, dem Dingsda, der jetzt in Dings ist.

       Na, was sagen Sie zu der Gemeinheit, mir solche Dinge zu sagen?«

       Zu guter Letzt verabschiedete sich Herr Pinkus von Paul Morgan mit den Worten: »Sie können die Geschichte meinetwegen jedem weitererzählen – aber bitte keine Namen!«

      Das also ist der Wiener Schmäh. Er kommt – um es ganz offen zu sagen – von überall her, nur nicht aus Wien, wie Hans Weigel, ein Kenner des Heiteren, nachwies: »Der österreichische Komiker Girardi hatte einen italienischen Namen, und seine große Antipodin, die Wiener Volksschauspielerin Hansi Niese, stammte aus Sachsen. Nestroy war böhmischen Ursprungs, Ödön von Horváth balkanisch-magyarisch, selbst das Herrscherhaus wurde aus der Schweiz importiert, und das Wiener Schnitzel stammt aus Italien.« Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen: Hans Moser, der eigentlich Julier hieß, hatte französische Ahnen, die von Karl Farkas kamen aus Ungarn, Fritz Grünbaum wurde in Brünn und Paul Hörbiger in Budapest geboren.

      Was, bitte sehr, ist dann das Österreichische am Wiener Schmäh?

      Nun, es ist genau diese Mischung, die den Bewohnern des Landes zu einem so ausgeprägt hohen Maß an guter Laune verholfen hat.

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