Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman. Leni Behrendt

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman - Leni Behrendt страница 49

Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Staffel

Скачать книгу

möchte ich haben«, seufzte die Großmutter. »Aber wie dem auch sei, meine Sorge gilt jetzt erst mal Gisbert. Wie mag dem armen Jungen zumute sein, der sich wie ein losgelöstes Blatt vom Baum vorkommen muß. Wenn wenigstens seine Mutter zu Hause wäre.«

      »Dann würde er mit seinem augenblicklichen Jammer bestimmt nicht zu ihr gehen«, spann Trutz den gerissenen Gesprächsfaden weiter. »Vielleicht wird er ihr mal von seiner Herzensverirrung erzählen, wenn diese längst entwirrt ist, vielleicht auch nicht – wir jedenfalls wollen den Mund halten.«

      »Das wollen wir«, bekräftigte Brunhild. »Und soweit ich Rag­nilt kenne, würde sie sich eher die Zunge abbeißen, als über Gisberts Entgleisung zu sprechen. Denn erstens mag sie ihn viel zu gern, um ihn in den Augen anderer herabzusetzen – und dann ist ihr das alles bestimmt zu peinlich, um es überhaupt in Worte zu fassen. Hab’ ich recht?«

      »Wie immer, Brunchen.«

      »Spottest du etwa?« sah sie ihn mißtrauisch an. »Bei dir kann man nämlich nie wissen, was Spott oder Ernst ist.

      Laßt mich einer bloß mit den Mannsleut’ zufrieden! Ich bin froh, mit einer so schwierigen Angelegenheit nicht belastet zu sein. Vor einem Vierteljahrhundert, ja, da hätte ich es mit Freuden getan. Aber was hätte mir in der Ehe geblüht? Gram um den Heideldeidel von Mann, Sorge um das tägliche Brot und gar noch eine Stube voller Kinder.

      Sieh mich nur nicht so mitleidig an, Herminchen. Das alles ist ja längst vorbei – so vorbei, daß ich über das, was mir damals herzblutenden Jammer bereitete, mit der Abgeklärtheit eines Philosophen sprechen kann. Ich weiß nur nicht, was geworden wäre, hättest du dich nicht meiner erbarmt und mich bei dir aufgenommen, liebe Tante Hermine.«

      »Na, na«, wehrte diese verlegen ab. »Bei der Aufnahme war ein guter Teil Egoismus dabei. Gerade da hatte ich meinen Jungen an den erbarmungslosen Tod hergeben müssen und war so bitter einsam. Denn der Enkel war ja viel zu klein, um mir Halt und Stütze zu bieten. Das jedoch hast du getan, mein Brunchen, deshalb hab’ ich dir mehr zu danken als du mir. Und nun wollen wir das traurige Einst lassen und uns mit dem Jetzt befassen, das gewiß auch nicht rosig ist. Denn einen Menschen, den man gern hat, im Herzenskonflikt zu wissen, geht einem schon nahe. Und ich weiß nicht, ob er überhaupt damit fertig werden wird, der arme Kerl.«

      »Das glaube ich doch, Großmama. Er ist ja kein Schwächling, sondern eine gesunde, kernige Natur.«

      »Hm, und wie ist es mit Ragnilt? Sie schien mir recht verstört und wird Zuspruch brauchen. Ob ich mal nach ihr sehe?«

      »Nein, Umi. Wir wollen sie in dem Glauben lassen, daß du und Tante Brunhild von der heutigen Episode nichts wißt. Mag sie ruhig bangen und barmen, das kann ihr gar nichts schaden. Dann wird sie vielleicht zu der Erkenntnis gelangen, daß sie die Männer nicht mit der Unbekümmertheit betrachten darf wie ein Kind einen guten Onkel.«

      »Weil sie ja doch alle mehr oder minder Wölfe im Schafspelz sind«, fügte Brunhild lachend hinzu. »Warum schaust du denn so angestrengt auf deine Uhr? Du hast doch nicht etwa ein Rendezvous?«

      »Ja, im Verwalterhaus«, kam es gleichfalls lachend zurück. »Ackermann hat nämlich Geburtstag, und ich hab’ ihn tagsüber nicht erwischen können, um ihm meinen Glückwunsch auszusprechen. Doch jetzt werde ich wohl seiner habhaft werden, weil man drüben feiert. Also ist mein Besuch trotz dieser vorgerückten Stunde immer noch angebracht. Oder bist du anderer Ansicht, Großmama?«

      »Nein, mein Junge, geh nur, du wirst bestimmt freudig empfangen. Sag dem Geburtstagskind auch unseren Glückwunsch und nimm ihm einige Flaschen von dem besten Wein und eine Kiste Zigarren mit als Gabe von uns. Und wenn du in die Nähe Gustchens kommen solltest, die sicherlich zugegen sein wird, dann laß dich von ihr um Himmels willen nicht ›umstricken‹. Denn die Socken, die sie uns schickte, reichen unter Garantie unser Leben lang – zumal sie nicht getragen werden.«

      »Nun, für weitere Versorgung unserer Piedestale hat Gustchen jetzt keine Zeit«, bemerkte Trutz schmunzelnd. »Wie Ackermann mir neulich erzählte, strickt sie für seine Enkelkinder, die mal eintrudeln werden – bei Sohn und Schwiegertochter sogar noch in diesem Jahr. Bei dem anderen jungen Paar wird es wohl noch ein Weilchen dauern, da ja noch nicht lange Hochzeit gefeiert wurde.«

      »Ob Gustchen auch gute, feste Schafwolle für die Babysöckchen nimmt?« fragte Brunhild lachend.

      »Sicher, jedenfalls ist sie mir von der Verwandtschaft Ackermanns am sympathischsten.«

      »Die anderen passen in den gemütlichen Klub auch bestimmt nicht hinein«, meinte Hermine. »Sie sind zu beschränkt und aufgeblasen. Aber der Renken, der paßt wie nach Maß zu den Ackermanns. Ein tüchtiger Junge! Wir können froh sein, ihn uns für Traken gesichert zu haben, bevor ihn uns ein anderer wegschnappte.«

      »Als ob das bei deiner Wachsamkeit wohl möglich sein könnte, Umi. Du bist wie ein guter Spürhund. Verzeih bitte den Vergleich, aber er ist nun einmal treffend.

      Und nun gehabt euch wohl. Wann ich wiederkomme, hängt von Ackermanns Getränken und von den Socken Gustchens ab. Sollte ich etwa nicht das Schlüsselloch finden, wird Brunchen mir sicherlich dabei helfen.«

      »Jetzt mach bloß, daß du Land gewinnst!« wehrte sie lachend ab. »Aber ich will schon nicht so sein. Bring mir ein Ständchen, dann laß ich dich ein.«

      »Was soll ich denn singen? Etwa: Feinstliebchen mein unter dem Rebendach?«

      »Nein, da hättest du dich im Fenster geirrt«, kam es schlagfertig zurück. »Da pirsche dich nur zu der Liebsten Altan, dann erwischst du die Richtige.

      Denn durch des Altanes Tür

      schwebte sachte sie herfür.

      Ließ die Leiter und so weiter

      zu dem Singenden herab,

      hielt sich fest an seinem Barte –

      und der Bart war ab.«

      »Mir zu gefährlich!« Er entschwand schmunzelnd, und Hermine sagte so recht zufrieden:

      »Kaum zu glauben, was aus dem einstigen Salonbürschchen geworden ist. Ich bin jetzt so richtig stolz auf den Jungen.«

      »Das kannst du auch mit Recht, Tante Hermine«, entgegnete Brundhild warm. »Er ist so ein prachtvoller Kerl, wie der Herrgott solche nicht alleweil schafft. Wenn nur seine Ehe so ganz in Ordnung kommen würde. Gewiß, er hat sich zuerst an ihr versündigt, aber es auch gebüßt. Daher dürfte es endlich genug sein des grausamen Spiels.«

      »Ja, das ist der bittere Tropfen in meinem Freudenkelch«, gestand die alte Dame wehmütig. »Aber da wir schon beim Zitieren sind, will ich mit Rückerts Worten sprechen:

      Schlägt dir die Hoffnung fehl,

      nie fehle dir da Hoffen.

      Ein Tor ist zugetan –

      doch tausend stehn dir offen.«

      *

      Als Ragnilt am nächsten Morgen zum Frühstück erschien, das wie gewöhnlich an Sonnentagen auf der Terrasse eingenommen wurde, war sie zuerst befangen, weil sie ja nicht wußte, ob die beiden Damen von der gestrigen Begebenheit unterrichtet waren oder ob Trutz sie ihnen verschwiegen hatte. Doch als die Großmutter ganz harmlos von Gisbert sprach und es bedauerte, daß er diesmal das Wochenende

Скачать книгу