Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Staffel

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erzähle von der gestrigen Feier«, wandte die Großmutter sich jetzt an den Enkel. »Wie lange hat denn die ›Sitzung‹ gedauert?«

      »Bis zum Morgengrauen«, kam die Antwort schmunzelnd. »Es ging nämlich so fidel zu, daß die Stunden im Nu verflogen.«

      »Ja, wo warst du denn überhaupt?« fragte Ragnilt erstaunt.

      »Im Verwalterhaus, wo man Ackermanns Geburtstag feierte.«

      »War da etwa wieder die ganze Sippe zugegen?«

      »Nein, nur Gustchen.«

      »O weh!« lachte Ragnilt hellauf. »Da hat sie in den Stunden bestimmt eine perfekte Strickerin aus dir gemacht.«

      »Mitnichten, mein Kind«, kam es schmunzelnd zurück. »Um Unterricht zu erteilen, dafür war sie zu süß bedudelt. Unser schlauer Ackermann hatte ihr nämlich von den Getränken so reichlich eingeflößt, daß ihre Zunge auf Schlorren ging, wie es bei uns so schön heißt. Doch die Beine, die waren bestens in Form. Die flitzten man so bei dem Tanz ihrer Jugend, den sie solo zum besten gab. Hei, wie da die Röcke flogen, dabei die herrlichen Socken eigenen Fabrikats freigebend. Dazu die Schuhgröße von mindestens dreiundvierzig – daß wir Zuschauer Tränen lachten, brauche ich wohl nicht extra zu betonen.«

      Er horchte gleich den anderen auf, als Trutzis Weinen hörbar wurde. Gleich darauf stolperte das Bürschlein heran, wehleidig das mollige Patschchen vor sich haltend, das ganz danach aussah, als hätte es einen gehörigen Klaps gekriegt.

      »Da – da«, zeigte der kleine Mann schluchzend auf das rote Händchen. »Sie hat ihn dehaut, die Böse!«

      »Und was hast du getan?« fragte die kleine Mama inquisitorisch, worauf sich das Lockenköpfchen senkte und sich das Mäulchen enttäuscht vorschob, denn daß die Mami so fragen würde, das war in der Rechnung des kleinen Schlaubergers nicht mit einbegriffen, aber schwindeln durfte man bei der Mami nicht, das wußte man aus Erfahrung. Dann gab es womöglich mit der Rute, und das tat doch zu weh.

      »Er hat nis danz unatig detan«, begann das aufgeweckte Kerlchen diplomatisch. »Aber Sßester Tala hat ihn soooo deärgert.«

      »Nun, wenn… er… man nicht Schwester Karla geärgert hat«, stellte Ragnilt richtig, dabei wie die anderen ein Lachen unterdrückend. »Und da hat es dann einen Klaps gegeben, stimmt’s?«

      »Sßa – aber doll!«

      »Je doller, um so besser.« Die kleine Mama blieb ungerührt. »Was willst du überhaupt hier? Dich etwa über den Klaps beklagen?«

      »Sßa!«

      »Da kommst du bei mir aber bestimmt an die falsche Adresse, mein Sohn. Ich werde dir gleich einen Klaps geben – und zwar fürs Petzen. Weißt du, was das ist?«

      »Sßa – aber er petzt nis, er sagt bloß«, versuchte er sich aus der Klemme zu ziehen. Trat dabei jedoch einen Schritt zurück und brachte die gefährdeten Händchen in Sicherheit, indem er sie auf den Rücken legte. Dann lief er auf Karla zu, nahm ihre Hand und zog sie schleunigst mit sich fort. »Tomm, sßnell, Sßester – is alles wieder dut.«

      Und kaum, daß sie verschwunden waren, brachen die Zurückbleibenden in das amüsierte Lachen aus, das sie bisher aus Erziehungsgründen zurückhalten mußten. Denn reichte man dem intelligenten Burschen erst den kleinen Finger, griff er gleich kühn nach der ganzen Hand.

      »Na, so ein gerissener Bengel«, sagte die Umi so richtig stolz. »Der wird sich die Butter vom Brot nicht nehmen lassen. Aber erzogen muß er natürlich werden, also tust du mit deiner Strenge schon recht, Ragnilt.«

      »Wenn ihr mich dabei nur unterstützen würdet«, seufzte sie. »Aber in den kleinen Händen seid ihr weich wie Wachs, auch Trutz.«

      »Weil ich mit so kleinen Schelmen nichts anzufangen weiß«, entschuldigte er sich unbehaglich. »Wenn der Junge älter ist, dann setze ich mich für seine Erziehung ein. Wie sagte Hippel: Frauen sind die ersten Erzieherinnen des menschlichen Geschlechts.«

      »Nun, der gehörte eben auch zu den Herren der Schöpfung, die für alles, was ihnen unbequem ist, eine Ausrede finden«, entgegnete Ragnilt achselzuckend, das Frühstück fortsetzend, das sie durch das Dazwischenkommen des Söhnchens unterbrechen mußte.

      Es ganz zu beenden, sollte ihr gleich den anderen nicht vergönnt sein. Und diesmal trug die Schuld daran ein Mann, der plötzlich wie aus der Erde gewachsen auf der Terrasse stand – groß, breit, mit einem frischen gutmütigen Gesicht und lustigen Augen, wie man es bei solchen Hünen öfter findet.

      Und was da hinter dem breiten Rücken vorsichtig hervorlugte, war ein allerliebstes Gesichtchen mit großen Augen, die man mit nachtblau bezeichnen konnte. Helles Gelock ringelte sich bis auf die Schulter des zierlichen Persönchens, das sich jetzt langsam aus dem sicheren Gewahrsam löste und mit hellklingendem Lachen auf den Hausherrn zuflog, der genauso wie die anderen erstarrt am Tisch verharrte. Erst als ihn zwei Arme stürmisch umhalsten, kam er zu sich, sprang auf und drückte das holde Anhängsel an sich.

      »Ja, Elvi, wenn das keine Überraschung ist!« sagte er lachend. »Sei mir tausendmal herzlich willkommen, geliebter Irrwirsch – und auch du!«

      Freudig erregt trat er, das reizende Mädchen nicht von sich lassend, auf den Hünen zu, ihm voll Herzlichkeit die freie Rechte entgegenstreckend.

      »Hast du eine Ahnung, Onkel Arnold, wie sehr ich mich über euren überraschenden Besuch freue?«

      »Natürlich«, brummte der Baß gemütlich. »Das seh’ ich dir doch an, mein Junge. Aber ob die anderen von der Invasion so entzückt sind wie du?«

      »Das wollen wir mal gleich beweisen.« Hermine hatte sich jetzt gefaßt und streckte dem Besucher beide Hände hin. »Euer plötzliches Erscheinen hier ist so etwas wie ein Schreck in der Morgenstunde – aber ein freudiger.«

      »Diese Bemerkung geht mir ein wie Öl, Herminchen.« Der Mann besah sich schmunzelnd die alte Dame, die er eigentlich hätte mit Tante betiteln müssen, weil sie es dem Verwandtschaftsgrad nach war. Aber immerhin eine »junge Tante«; denn er zählte genau sechzig Jahre.

      »Hast dich doch gut gehalten«, meinte er mit entwaffnender Offenheit. »Müßtest in deinen Jahren eigentlich aussehen wie ein verschrumpelter Bratapfel, hast aber statt dessen glatte rote Bäckchen wie ein Bornsdorfer Äpfelchen. Doch wer ist denn das?« zeigte er auf Brunhild, die das alles vergnügt in sich aufnahm. »Das Gesicht kommt mir doch irgendwie bekannt vor.«

      »Gehört ja auch zur Sippe«, warf Hermine belustigt ein. »Sie ist nämlich Edwins Tochter.«

      »Was, die Brunhild soll das sein?« Der Mann riß jetzt die Augen auf. »Die war doch noch ein Kind, als ich sie zuletzt sah.«

      »Vergiß bitte nicht, mein Lieber, daß indes fast vier Jahrzehnte vergingen«, versetzte Hermine trocken. »Und aus Kindern werden bekanntlich Leute.«

      »Allerdings«, räumte er ein. »Man vergißt nur zu leicht, das Rad der Zeit zu drehen. Wundert sich, wenn man nach Jahrzehnten wieder die Stätte der Jugend betritt, kein bekanntes Gesicht zu sehen, weil man von dem Wahn besessen ist, daß man da alles unverändert vorfinden muß – auch die Menschen.

      Das ist also die Brunhild, die ich immer als reizendes Mägdlein mit langen blonden Hängezöpfen in Erinnerung hatte – und was da mit Augen

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