E-Fam Exodus. Arno Endler
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Sie starrte mich im Vorbeigehen an, um dann aber den Blick plötzlich abzuwenden, so als würde ich sie nicht interessieren. Es wirkte zu bemüht. Ich hatte ihre Aufmerksamkeit geweckt, weshalb, war mir nicht klar.
So verzichtete ich darauf, sie anzusprechen, und richtete eine Bitte an Otto. »Schau mal nach, wer die Frau mit dem seltsamen Gang ist.«
Die Stimme des E-Fams klang irritiert. »Die Überwachungssensorik der Halle ist nur eingeschränkt nutzbar, Bürger Mayer. Eine Frau? Ich kann keine Frau erkennen.«
»Was? Kurze blonde Haare, etwa 1,75 groß, schmal in den Schultern und dem Oberkörper, im Verhältnis dazu breite Hüften. Ihr Gang wirkt unnatürlich und sie hat mich gemustert.«
Otto schwieg.
Während die ersten Bürger eintraten, wartete ich geduldig, ob es eine Zutrittskontrolle gab. Ich entdeckte nichts dergleichen. Offenbar vertraute die Firma ganz auf ihr abgeschiedenes Gelände in dieser wenig frequentierten Ebene. Kein Wachmann war zu sehen, als ich mich an die Helligkeit gewöhnt hatte. Auf den ersten Blick suchte ich auch vergeblich nach offensichtlichen Kameras. Vielleicht waren sie nur gut versteckt.
»Bürger Mayer?«
»Ja, Otto?«
»Ich weiß nun, wen Sie meinten. Allerdings ist sie den Observationsmodi entwischt.«
»Wie? Jemand mit einem solchen Gehrhythmus sollte doch auffallen.«
»Nun, offenbar kannte die junge Frau die Art der Überwachung und nutzte sie zu ihrem Vorteil. Auf dieser Arbeitsebene nutzen die meisten Firmen Walking-Scanner.«
»Bitfucking, Otto! Leute identifizieren an ihrem speziellen Gang? Ich dachte, diese Zeiten wären vorbei!«
Der elektronische Famulus klang beinahe entschuldigend, als er mich belehrte. »Im Zeitalter der frei erwerbbaren Bodysuits, die jedes und jeden imitieren können, stellt die äußere Erscheinung eine nur mäßig effektive Möglichkeit dar, jemanden zu identifizieren. Die Bewegungen eines Bürgers hingegen lassen sich nicht so leicht kaschieren.«
»Doch diese Bürgerin hat es getan.« Ich bewegte mich auf die noch offenen Tore zu, folgte einem Bürger auf dem Absatz.
»Ja, leider. Aber ich habe eine optische Aufnahme von einer Observationscam eines Restaurants. Die Auflösung ist schlecht und die Entfernung relativ hoch. Dennoch ist es ein Bild. Ich starte eine Suche.«
»Informier mich, wenn du etwas herausgefunden hast.«
»Stets zu Diensten, Bürger Mayer«, entgegnete der E-Fam. »Darf ich fragen, womit die Bürgerin Ihr spezielles Interesse verdient?«
»Instinkt, Otto. Instinkt.« Ich spazierte einfach weiter. Der rechteckige Vorraum wies drei Türen auf. Beschriftet waren sie mit POETEN, JOURNALE und SERVICE.
Alle wartenden Bürger verließen den Bereich durch eine der beiden Türen mit POETEN und JOURNALE.
Ich war ratlos.
»Bürger Mayer?« Ottos Stimme klang gedämpft und leicht verzerrt.
Ich bemerkte, dass sich das Doppeltor nach außen geschlossen hatte. »Ja, Otto?«, fragte ich subvokal zurück.
»Die Verbindung wird massiv gestört. Ich melde mich, wenn ich die Firewall überwunden habe.«
Ich sparte mir eine Antwort. Die Tür mit der Aufschrift SERVICE öffnete sich automatisch, als ich nähertrat. Es erwartete mich ein Zimmer mit einem Tresen, hinter dem holografisch ein künstliches androgynes Gesicht lächelnd in der Luft schwebte. Auf einen kompletten Oberkörper hatte der Designer verzichtet.
»Banzai und willkommen bei POETS PLC, Bürger. Was kann ich für Sie tun?« Die Lippenbewegungen waren nicht exakt synchron, was ich unter fahrlässig subsumierte. Hier residierte eine Firma, die sich solche Fehler erlauben konnte.
»Ähm, ich weiß nicht recht«, gab ich ganz das Bild eines unsicheren Kunden.
»Möchten Sie ein Abo abschließen? Sind Sie im Besitz eines Gutscheins für eine Probestunde?«
»Probestunde«, erwiderte ich.
»Bitte übertragen Sie Ihren Rabattcode.«
Ich räusperte mich. »Damit kann ich nicht dienen. Wie hoch sind die Kosten für eine Probestunde, wenn ich sie bezahlen muss?«
»Dies ist leider nicht möglich.«
»Könnte ich bitte mit einem Menschen sprechen?«, versuchte ich den letzten Ausweg des genervten Kunden.
»Einen Moment«, entgegnete das holografische Gesicht, bevor es erlosch.
Ich wartete, ohne mich auffällig umzusehen. Es dauerte weniger lang als erwartet, bis eine versteckte Tür sich öffnete.
Ich sah auf. Ein Bürger, der sein professionelles Lächeln wie eine Maske präsentierte, betrat den Raum und deutete eine Verbeugung an. »Banzai, Bürger ...?«
»Mayer. John Mayer. Banzai.« Der Angestellte von POETS PLC war in einen graubraunen, enggeschnittenen Hosenanzug gekleidet. In nichts unterschied er sich vom Heer der Modediktat-geprägten Bürger des Sektors drei. Die Haare zu einem wuschelig-modischen Kurzschnitt drapiert, der Körper auf die optimale Länge von 1,80 Metern optimiert, das Gesicht makellos, die Zähne strahlend weiß und die Fingernägel in allen Farben des Regenbogens lackiert, so wie es für die Männer bis dreißig angesagt war. Auf der schmalen Brust prangte ein Namensschild, eingeklammert von zwei stilisierten Federn. Ich beugte mich vor, um es genauer in Augenschein zu nehmen. »Bürger Peabloid, vielen Dank, dass ich mit einem Menschen aus Fleisch und Blut sprechen kann.«
Sein Lächeln veränderte sich nur um eine Nuance. »Nicht Piebleut. Pea-blo-id, Bürger Mayer. Ich bin der diensthabende Service-Mitarbeiter und stehe Ihnen zur vollen Verfügung. Wie kann ich Ihnen helfen? Sie sind noch nicht in unserer Datenbank als Kunde registriert. Was also ist Ihr Begehr? Und wie sind Sie auf das Angebot unserer kleinen, aber feinen Firma gestoßen, wenn ich fragen darf?«
Bürger Peabloid gehörte definitiv zur neugierigen Sorte. Entweder betrieb POETS PLC einen enormen Aufwand zur Qualitätssicherung oder sie hatten etwas zu verbergen.
»Nun, ich würde gerne eine Probestunde absolvieren«, behauptete ich.
»In welchem Bereich?«, hakte Peabloid nach, der mit keiner Silbe erwähnte, dass ich seine Fragen nicht beantwortet hatte.
»Bereich?« Mir fielen die Türüberschriften in der Vorhalle wieder ein. »Ach so. Journale.«
»Sie sind Redakteur? Oder Freischaffender?«
Seine intensive Befragung beunruhigte mich. »Ist das wichtig?«, wich ich aus. Wenn du nichts verraten willst, so beantworte eine Frage stets mit einer Gegenfrage.
»Nun, nein. Wie sieht es mit Referenzen aus?«
Ich stutzte. »Muss ich welche vorweisen?«
»Nun